Der neue Kalender ist da

von Hans Grillenberger*

Randnotizen.gifIn alten Krimis aus früheren Zeiten geht – in der Regel bei muffigem Wetter – ein Schutzmann durch die Straßen, beobachtet mit geschultem Augenwinkelblick die Autos und Haustüren. Manchmal bleibt er stehen, zückt ein Notizbuch und vermerkt seine Verdächtigungen. Die Referees der Fußballwelten haben die Handhabung von Notizkalendern, in denen sie die Gelb- und Rotsünder festhalten, sicher von jenen Schutzmännern gelernt. Diese wiederum entdeckten wahrscheinlich den Wert eines Schuldbüchleins bei Knecht Rupprecht und dessen Meister Nikolausi höchst selbst . Und diese akribischen, keine kindliche Schandtat auslassenden Aufzeichnungen von Knecht Rupprecht & Co. mit dem Ziel, bei den alljährlichen Kinderbescherungen jedem Kind eine gerechte Belohnung bzw. Strafe zukommen zu lassen, finden ihren Anfang im Lebensbuch des noch größeren Meisters. Dort wo alles aufgeschrieben steht und darüber entscheidet, ob am Ende beim Großen Gericht den Menschenkindern der Weg zur Himmelpforte oder zum Höllenschlund gewiesen wird.

   Stand zu Beginn der westlichen Kulturation das göttliche Lebensbuch, so blieb davon über Rupprechts Pocketausgabe und des Schutzmannns Notizbuch am Ende der Bücher-Evolution nur das kleine Referee-Büchlein für Rasensünder. – Aber halt! Da hat es doch tatsächlich eine Bildungsgewerkschaft namens GEW geschafft, das unauslöschliche Registrieren von Lob und Tadel wieder zu neuer Blüte zu verhelfen. Und dazu noch in übersichtlicher und bequem zu beschreibender Tabellenform. Dieses ganz in Weiß gebundene Konvulat wird demnächst wieder an alle fortschrittlichen KollegInnen ausgeliefert: nämlich der GEW-Kalender für das Jahr 2010. Dann dürfen sie wieder auf nahezu ein Drittel der Kalenderseiten die Noten der Schüler und Schülerinnen eintragen und je nach Gusto Klassenzimmer-Referee, Unterrichts-Schutzmann, Knecht Rupprecht der Bildung oder gar Lebenslenker spielen. Dann viel Spaß dabei.

*Hans Grillenberger ist Redakteur bei AUSWEGE