Bundesländervergleich zur Grundschule: In der Bildungsforschung neue Akzente setzen!

Bildungsgewerkschaft GEW zum Grundschul-Bundesländervergleich: keine neuen Erkenntnisse

Mitteilung: GEW Hauptvorstand

Frankfurt a.M. – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat deutlich gemacht, dass die derzeitigen Schwerpunkte in der empirischen Bildungsforschung für die Verbesserung des Lernens in der Schule nicht hilfreich seien. Sie förderten keine neuen Erkenntnisse zu Tage. „Es ist höchste Zeit, dass in der Bildungsforschung neue Akzente gesetzt werden: Der Umbau des selektiven zu einem inklusiven Schulsystem, effektive Lehrerfortbildung und die Bedingungen für gelingende individuelle Lernunterstützung müssen von der Forschung begleitet werden“, sagte Marianne Demmer, Leiterin des GEW-Vorstandsbereichs Schule und stellvertretende Vorsitzende, am Freitag in Frankfurt a.M. mit Blick auf den Grundschul-Bundesländervergleich. „Welchen Sinn hat es, wenn die Vergleiche immer wieder zeigen, dass dieselben Bundesländer an der Spitze stehen und dieselben Länder am Ende? Aber auch gut zehn Jahre nach dem PISA-Schock niemand sagen kann, warum das so ist! Völlig unerforscht ist auch, welche Maßnahmen ergriffen werden müssten, um die Qualität der Lernprozesse zu verbessern.“ Ein Vergleich auf der Systemebene sei nur dann sinnvoll, wenn wirtschaftlich und soziokulturell ähnliche Räume untersucht werden, betonte Demmer: „Sonst werden Äpfel mit Birnen verglichen.“

Demmer wies darauf hin, dass die Veränderungen im Mittelfeld des Ländervergleichs praktisch nicht bedeutsam seien. Zudem werde nicht deutlich, ob es Kompetenzzuwächse der Schülerinnen und Schüler im Vergleich von 2011 zu 2006 gibt, weil eine andere Metrik genutzt worden ist. „Ob die Umsetzung der hochgelobten Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK) irgendwelchen Einfluss auf die Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler haben? Auch darüber gibt der Bundesländergleich keinen Aufschluss. Es ist ein Armutszeugnis für die KMK, dass die Bundesländer viel Geld für eine Bildungsforschung ausgeben, die zwar einen Wust von Daten und obskure Länder-Rankings produziert, die wirklich wichtigen Fragen jedoch nicht bearbeitet“, unterstrich Demmer.

Pressemitteilung v. 5.10.2012
GEW-Hauptvorstand
Ulf Rödde
Pressesprecher
Reifenberger Str. 21
60489 Frankfurt am Main
www.gew.de

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