Unterrichtsmaterial: Geschichte des 1. Mai

DodgerRed-Flag-Wavingvon Hasso Rosenthal

Eine kleine Geschichte: Frauke wacht erschreckt auf. Sie sieht auf die Uhr und springt aus dem Bett. Im Haus ist es ganz still. Vater und Mutter werkeln nicht in der Küche, der kleine Jens schläft noch ganz ruhig in seinem Bett. Aber die Uhr steht doch schon auf 8 Uhr!

Das Mädchen zieht sich schnell die Hausschuh an und rennt ins Schlafzimmer. Sie springt ins Bett und rüttelt ihre Mutter. „Mutti, Mutti! Wir haben verschlafen. Los raus! Ich muß doch zur Schule!“ Der Vater schreckt aus dem Bett, sieht auf und lacht dann: „Aber Frauke, heute ist doch der 1. Mai! Der Tag der Arbeit! Da haben alle frei und wir auch!“ Die Mutter reibt sich die Augen und lächelt: „Das ganze Jahr arbeiten Angestellte, Arbeiter und Beamte. Es gibt viele kirchliche Feiertage und den 3. Oktober. Aber heute denken wir an die, die das Leben bei uns erst möglich machen durch ihre Arbeit mit Hand und Kopf. An uns selbst. Und deshalb haben die Volksvertreter diesen Tag zum Feiertag gemacht.“

Am Frühstückstisch duftet der Tee in den Tassen, ein leckeres Ei lacht vor jedem Teller. Frauke erzählt, welche Stunden heute alle in der Schule ausfallen. Ihre Mutter liest aus der Zeitung vor: „Heute wird der 1. Mai in der ganzen Welt gefeiert. Der Gedanke der Solidarität der Arbeitnehmer steht im Mittelpunkt der Feiern. Der Deutsche Gewerkschaftsbund feiert dieses Jahr mit dem Thema: „Es geht ums Ganze!“

Überall in der ganzen Bundesrepublik treffen sich Menschen, um Arbeit für alle zu fordern. Sie demonstrieren dafür, dass der Sozialstaat erhalten bleibt, alle eine Ausbildung bekommen und Arbeitsplätze geschaffen werden. In Leer auch.

Ausgerufen wird für ähnliche Forderungen in der ganzen Welt von den Gewerkschaften. Dies geschieht seit über 100 Jahren.  Und diesem Ruf folgen Frauen und Männer in Südamerika und in Asien, in Afrika und in Nordamerika, in Australien und in Europa. Warum wird der Tag der Arbeit gefeiert?
„Es ist für einen bestimmten Zeitpunkt eine große Kundgebung zu organisieren, und zwar so, dass gleichzeitig in allen Ländern und in allen Städten an einem bestimmten Tag die Arbeiter an die öffentlichen Gewalten die Forderung richten, den Arbeitstag auf acht Stunden festzusetzen.“ (14. Juli 1889)

Dieser Beschluss eines internationalen Kongresses der Arbeiterparteien fand damals in der ganzen Welt großen Anklang. 1890 wurden die ersten Maikundgebungen in aller Welt ein großer Erfolg. Maifeiern fanden in den USA und in Argentinien ebenso statt wie in Belgien, Böhmen, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Österreich-Ungarn, Polen, Portugal, Rumänien, Rußland, Schweden und der Schweiz.

Der 1. Mai steht für den gemeinsamen Einsatz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in aller Welt, für den Ausbau der Rechte und der Sicherung der Arbeitsplätze, aber auch gegen Fremdenhass und für internationale Verständigung, für Frieden.

Nur durch ihr gemeinsames Handeln, Demonstrationen und Streiks konnten nach und nach die Arbeitnehmer mit ihren Gewerkschaften durch gemeinsame Aktionen ihre Lebenssituation verbessern. Deshalb sind auch heute noch viele in den Gewerkschaften organisiert.

Der Tag des 1. Mai wurde gewählt, weil am 1. Mai 1886 in den USA an diesem Tag 350 000 Arbeiter einen Streik für den Acht-Stunden-Tag begannen.


Hinweis für den Unterricht:

Text kopieren, in ein Textverarbeitungsprogramm einfügen, Zeilen nummerieren und nach dem Lesen im Unterricht bei Bedarf eine Diskussionsrund eröffnen. Einsetzbar ab der 8. Klasse Hauptschule/Mittelschule

Vorschläge für Arbeitsaufträge:

  1. Seit wann gibt es Maikundgebungen?
  2. Warum wird der Tag der Arbeit gefeiert?
  3. Für welche Ziele steht der 1. Mai?
  4. Diskussion: Ist es heute noch sinnvoll, den 1. Mai zu feiern?