Identitäre auf dem Vormarsch

Ein Kommentar von Stefan Oehm

Neue Rechte Die fadenscheinige Fassade des Ethnopluralismus: Schön weichgespült tritt hier unter dem Deckmantel der Homogenität auf, was de facto schiere Fremdenfeindlichkeit ist.

AfD-Chefin Frauke Petry hat, wie viele andere Vertreter der Neuen Rechten auch, ein recht klar strukturiertes Weltbild: Im Einklang mit dem Ethnopluralismus der Identitären Bewegung plädiert sie für eine ethnische und kulturelle Homogenität der Völker, die rein ist von fremdvölkischen Einflüssen.

Randnotizen.gif  Verständlich, dass sie deshalb den Begriff „völkisch“, völlig ungeachtet seiner historischen Konnotation, positiv besetzen möchte. Eine Absicht, die sie eben erst in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ zum Ausdruck gebracht hat. Nur konsequent, wenn sie in diesem Zusammenhang betont, dass für sie die Aussage „’völkisch’ ist rassistisch“ eine „unzulässige Verkürzung“ darstellt.

  Warum? Weil sie ja, ganz unverfänglich, nur die ethnische und kulturelle Homogenität vor Augen hat, nicht aber, wie ehedem die Nationalsozialisten, die erbbiologische. Unter dieser verharmlosenden Prämisse lässt sich, ohne jegliche sprachliche Scheu vor den Implikationen, daraus flugs ein völkischer Gegenentwurf zur multikulturellen Gesellschaft entwickeln.

  Scheinbar großherzig und liberal, pluralistisch und weltoffen wird dort allen Völkern, natürlich nur zum Schutz ihrer eigenen, völkischen Identität, das Recht auf Homogenität zugesprochen. Doch da, wo der Ethnopluralist von ‚alle’ spricht, meint er nur ‚wir’: Fremde Ethnien interessieren ihn nur insoweit, als dass sie sich schnellstmöglich in ihre jeweiligen Herkunftsländer verziehen.

  Dem Ethnopluralisten geht es einzig um die Identität seines jeweils eigenen, in diesem Fall: um die des deutschen Volkes. Und damit um Ausgrenzung. Abschottung. Reinhaltung. Die, betrachtet man die Kehrseite der Medaille, nichts anderes bedeutet als Diskriminierung fremder Ethnien und Kulturen: Sprachlich schön weichgespült tritt hier unter dem Deckmantel der Homogenität auf, was de facto schiere Fremdenfeindlichkeit ist.

  Und der Schritt von der Feindlichkeit allem Fremden gegenüber, der Ablehnung alles Undeutschen zur Wahrung der völkischen Identität, hin zum unbedingten, heroisierenden Glauben an die eigene ethnische und kulturelle Überlegenheit, ist klein.

Sehr klein. Und der nächste Schritt ist noch kleiner.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf oehm60.blogspot.de
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