Weit weg vom Lehrersein I

Ein Gespräch mit der Lehramtsstudentin Christine Schlebach – Teil 1

Christine Schlebach ist eine von vielen Studentinnen und Studenten, die man erstmal nur beglückwünschen kann. Sie studiert nach neuester Studienordnung Lehramt an Grundschulen an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Ihre moderne Studienstruktur ermöglicht es ihr, aufgrund eines im europäischen Hochschulraum einheitlichen Bewertungssystem über ECTS-Punkte ganz einfach hier und da, in Brüssel und Mailand, Hamburg und Paris credit points zu sammeln. Sie studiert in Modulen – nahezu alles ist Pflicht. Da im Regelfall auch die Reihenfolge vorgeschrieben ist, bleibt kaum Auswahlmöglichkeit, ganz zu schweigen von indivuellen Studienschwerpunkten. Der bundesweite Bildungsstreik, der genau das zum Thema hatte, ist abgeflaut. An den Unis kehrt wieder die Ruhe der Normalität ein – allerdings mehr aus Anpassung als aus Zufriedenheit. Christine ist wie so viele ein Versuchskaninchen. …weiter zum Interview

Zum 2. Teil des Interviews

Die neue bürgerliche Koalition und der Sozialdarwinismus

Brigitte Pick rechnet ab – mit der Verlogenheit der bürgerlichen Politiker und der Medien, der Arroganz der Macht. Sie klagt die Ausgrenzung der sozial Schwachen an und fordert, dass die Schule sich dieser Themen annehmen soll.

von Brigitte Pick

Die schwarz-gelbe Koalition mit ihrer „ Politik für Freiheit in Verantwortung“ stottert vor sich hin. Gerade wird der ökonomische Aufschwung beschworen, der mehr Menschen in Arbeit gebracht hätte, in Zeitarbeit1, im Niedriglohnbereich, in Minijobs selten in feste neue Dauerarbeitsplätze.

… Der Statistikfetischist Thilo Sarrazin schwimmt, unter Beifall der bürgerlichen Leitmedien wie der FAZ, Cicero oder Merkur und den üblichen Verdächtigen wie Henryk M. Broder, Arnulf Baring, Hans Olaf Henkel, Ralph Giordano auf dieser Welle populistisch mit.

… Höchst gekonnt werden dabei die Medienmechanismen bedient und unter dem Ruf des scheinbar herrschenden Klimas der Unfreiheit wird kräftig Propaganda betrieben und Geld, Ansehen und Preise verdient. Der Boden für die Akzeptanz für ein höheres Maß an Ungleichheit wird mit Erfolg bereitet und die von Abstiegsängsten gepeinigte Mittelschicht klatscht vehement Beifall.

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Alle bisher erschienenen Aufsätze von Brigitte Pick

Deutsche, kauft nicht bei Bahnhofsgegnern!

Gestern Sarrazin, heute ein Bahnhof und das Volk spielt verrückt – Das soll noch einer aushalten

von Joscha Falck

Gestern kam ich in den Genuss einer Radiomeldung, die mir die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Im Bayerischen Rundfunk wurde – wie könnte es auch anders sein – über die Schlichtungsgespräche in Stuttgart berichtet. Neben den üblichen Frage-Anwort-Aufregungsspielchen hörte ich bei einer Meldung genauer hin. In Stuttgart hätte es sich in der Bevölkerung etabliert, als Symbol seiner Haltung zu Stuttgart 21 entweder einen roten oder eine grünen Button sichtbar an der Kleidung zu tragen. Damit man gleich auf der Straße erkennen kann, welcher Nachbar, Wurstverkäufer oder Kollege auf der richtigen oder auf der falschen Seite steht. … weiter

Das Studium wird zum Action Game

Studierende knacken den Highscore und werden gerankt

jf – Dass Studierende ECTS Punkte sammeln müssen, ist bereits umstritten und auf Sinn und Unsinn diskutiert. Dass nun aber auch noch für jede erbrachte Leistung innerhalb eines Kurses Punkte auf einem Konto gutgeschrieben werden, ist bislang neu.

Am Ende des Semesters werden diese dann zusammengezählt und ausgewertet. Man kann es nicht anders ausdrücken: Die Studierenden werden gerankt. So gilt es im Seminar, den HighScore zu knacken – das Studium wird zum Action Game.

Unabhängig davon, ob hier nur ein innovatives Bewertungssystem ausprobiert wird oder eine Inselbegabung für große Zahlen zum Tragen kommt, sträubten sich mir die Nackenhaare.

Freunde der Weisheit, das wollten wir euch nicht vorenthalten – bald heißen Handouts Wertpapiere. Staunt selbst über ein an einer bayerischen Uni gefundenes Zeitdokument. Ein Criticus Anonymus hat uns das Dokument  per Mail übermittelt:

Download der Teilnahmerichtlinien für das Seminar

Das Kultus-Trio und die Ablehnung der Einheitsschule

Kultusministerin Prof. Dr. Marion Schick, Baden-Württemberg, Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle, Bayern und Kultusminister Prof. Dr. Roland Wöller, Sachsen haben ein 12-Thesen-Papier herausgegeben.

Eine Realgroteske von Günther Schmidt-Falck

Ein genaueres Durcharbeiten der Thesen lohnt sich nicht. Es ist alles gesagt. Die permanente Anmahnung der ungerechten Selektion im mehrgliedrigen Schulsystem ist hinreichend bekannt. Das wissen die drei Kultusminister selber. Die Begleiterscheinungen rund um diese Thesen sind viel beeindruckender und tragen eine Menge "Komik" in sich:

  1. Das Kultus-Trio lehnt die Einheitsschule ab. Was das genau ist, wird nicht definiert. Braucht es auch nicht, haben die drei nicht nötig. Es wird nur mit der (sozialistischen) Gleichmacherei gedroht.  Warum sie dann die Grundschule  nicht abschaffen, ist mir schleierhaft.  Da sitzt doch auch das Doktorskind neben dem Hartz-IV-Bankert, der Hammer und Sichel auf den Block malt und von der Revolution träumt.
    Bei dem Papier geht es um Macht. Es handelt sich um den üblichen neoliberalen Bildungs-Propaganda-Stil. MIt der realen Schulpraxis haben die Thesen nur wenig zu tun. Wie auch?! Wieso sollte ein Kultusminister Ahnung von der Praxis haben. Im Klassenzimmer stehen ja die anderen. Gehen wir zu Punkt 2. …
     
  2. weiterlesen

Hier können die Pressemeldung der drei Kultusse und die 12 Thesen downgeloaded werden, beide in einer pdf-Datei

Zehn kritische Thesen zum „Qualitätsmanagement“

von Klaus-Peter Börtzler

hg – „Höher, weiter, schneller“ – Dieser sportliche Leitspruch ist der kleine Bruder des Programms der Wachstumsgesellschaft: „effizienter, rationeller, produktiver“.

Nahezu jeder Lebensbereich ist unterdessen von diesem Denken durchtränkt; die Arbeitswelt genauso wie der Gesundheitsbereich und das Bildungssystem. Die Werkzeuge, um das Höher, Weiter, Schneller messbar und kalkulierbar machen zu können, kennt man auch im Bildungssystem seit langem: Evaluation, Qualitätsmanagement, Audit, Ranking.

Klaus-Peter Börtzler, GEW-Kollege aus Berlin, hat in 10 Thesen das Thema problematisiert und kritisch unter die Lupe genommen. … weiter

Die Last des Schweigens

Eine Rezension des gleichnamigen Buches von Dan Bar-On – Gespräche mit Kindern von NS-Tätern

von Hans Grillenberger

Dan Bar-On, Professor für Psychologie an der Ben-Gurion-Universität in Beer Sheva/Israel war einer der ersten Wissenschaftler, der in den achtziger Jahren begann, die Nachwirkungen des Holocaust auf die Kinder von NS-Tätern zu erforschen. Dan Bar-On deckt die psychischen Wunden des Schweigens auf und zeigt, wie durch das Erzählen traumatische Erfahrungen aufgearbeitet werden können. … weiter

„Liebes-Leid“ – Ein Gedicht von Anja Arneth

Liebes-Leid

Wahre Kunst wird aus Leid geboren,
wenn man jeglicher Verpflichtung abgeschworen und
sich dann den Freifahrschein erteilt,
der einen von jeglichen Zwängen befreit.

Versinkst du in tiefen seelischen Qualen
scheint alles Weltliche zu banal
um deine Beachtung zu verdienen.
Du gehst auf in deinem Schmerz,
deine Bestimmung scheint mit den Tränen zu zerfließen
und die Welt dreht sich um dein geschundenes Herz.

Du verlierst die Kontrolle an deine Not
und du wünschst dir nichts sehnlicher als den Tod
all deiner Empfindungen, die dich an den Menschen binden,
bei dem du glaubtest deine Erfüllung zu finden.

Du dachtest du seist angekommen
nach all dem Wandern auf verschlungenen Pfaden,
bereit deine Liebe zu verschenken und
den Liebsten zum Bleiben einzuladen.

Nicht im Traum konntest du ahnen,
dass es auch anders kommen kann.

Plötzlich reichst du mir doch deine Hand
und bittest mich aufzustehen,
ansonsten könnte ich ja nicht mehr hinter dir stehen
und dich aufrichtig lieben.
Du willst deinen Weg doch nicht ohne mich gehen,
aber ohne das liebe Leid
hätte ich dieses Gedicht nie geschrieben.

Anja Arneth

Informationen über die Autorin befinden sich auf der AutorInnen-Seite
Bildquelle: ©Foto: Rike / www.pixelio.de

Die Methoden-Kiste

von Günther Schmidt-Falck

die Bundeszentrale für politische Bildung hat ein kleines Bändchen mit Methodenvorschlägen für den Unterricht herausgebracht. Der Autor Lothar Scholz stellt darin 60 Unterrichtsmethoden vor.

Von der Methode "Visitenkarte" über Partnergespräche, Entwurf von Mindmaps, Bild-Analysen, Feedback-Runden, Lesemethoden, schriftlicher Kommunikation, Expertenkreisen, Standbilder bauen, Streiten lernen, Fishbowl u.a. ist alles dabei, was Rang und Namen hat. Die Methode wird jeweils auf einer Seite samt didaktischem Einsatz kurz vorgestellt.

Das Büchlein erscheint im Querformat DIN-A5, hat 64 Seiten und kostet 0,50 € inkl. Porto, wenn man es gedruckt haben will. Der Download als pdf-Datei ist kostenlos. Mehr braucht niemand. Dem Autor Lothar Scholz und der bpb (Redakteurin Katharina Reinhold) sei Dank. Andere Methodensammlungen kann mensch sich sparen.

Grundsätzlich tragen solche Sammlungen die Gefahr in sich, dass die Lehrkraft sich eine Methiode aussucht und denkt: "Das könnte ich mal wieder machen." Eine solche Methodenzentrierung führt leider oft dazu, dass SchülerInnen stöhnen und sagen: "Jetzt sollen wir für den schon wieder eine Mindmap malen." Alle Methoden brauchen ihren klar definierten didaktischen Ort und die Anbindung an den Inhalt. SchülerInnen sollten auch vertieft in die Methode eingeführt werden. Wer das berücksichtigt, wird dieses kleine, aber veritable "Werk" oft im Einsatz haben.

Zur Downloadseite der pdf-Datei (bunt oder sw)

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Die unselige Sarrazindebatte (II)

Das Dummheits-Gen, der Plan von Sarrazin zur Rettung wertvoller deutscher Volkssubstanz und warum Politiker ihn nicht kritisieren können

GegenRede 11 von Freerk Huisken

gsf – Autor Freerk Huisken setzt die Sarrazin-Debatte fort. Diesmal geht es u.a. um die soziale Sterilisierung bei Thilo Sarrazin: Das Kinderkriegen muss bei den Migranten durch radikalen Abbau jener Transferzahlungen ausgetrieben werden. Es geht um das Undeutsche in den bei Sarrazin genetisch auf Dummheit festgelegten Unterschichtkindern und um das angebliche Erbgut Kinder kriegender Nicht-Integrationswilliger.

Freerk Huiskens Antwort ist unmissverständlich: Sarrazins „Thesen“ führen schnurstracks zu nationaler Politik und ihren Resultaten. Letztendlich erklärt Sarrazin die Opfer nationaler Sozial-, Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik zu Schädlingen des wahren Deutschtums.  „Dem Dauerarbeitslosen wird das Leben so schwer gemacht, dass er weder Gelegenheit noch Kraft oder Lust hat, Thilo Sarrazins Maßstäben vom guten Deutschen zu genügen.“

Viel Vergnügen beim GegenLesen. Los geht’s!

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