Stabile Fehlentwicklungen

Etikettierungsschwemme und Separationsstillstand weiterhin auf hohem Niveau

von Hans Wocken

1. Ein Inklusionsmärchen

Bayern hat durch die Ratifizierung der UN-BRK völkerrechtlich verbindlich versprochen, ein inklusives Bildungssystem aufzubauen. Der Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen (CRPD) der Vereinten Nationen hat in seinem ersten Staatenbericht sich besorgt darüber geäußert, „dass der Großteil der Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen in dem Bildungssystem des Vertragsstaates segregierte Förderschulen besucht“ (CRPD 2015). Zugleich hat der Ausschuss Deutschland aufgefordert, „im Interesse der Inklusion das segregierte Schulwesen zurückzubauen“, und empfohlen, „dass Regelschulen mit sofortiger Wirkung Kinder mit Behinderungen aufnehmen“ (CRPD 2015). Ob der Umbau des segregierenden Schulsystems progressiv vorangeschritten ist, kann empirisch an zweierlei Kriterien gemessen werden … weiter


weitere Aufsätze von Hans Wocken im Magazin AUSWEGE:

Inklusion als Feigenblatt

Kritik des Konzepts „Förderschule mit dem Profil Inklusion“

von Hans Wocken

nature-762517_by_grafik_design_pixabay_CC0In Bayern wurden im Schuljahr 2014/15 insgesamt 26 Förderschulen (Sonderschulen) mit einer Urkunde „Schule mit dem Profil Inklusion“ ausgezeichnet.

Ein verwunderlicher Vorgang: Sonderschulen erhalten eine Urkunde für Inklusion? Förderschulen, die als „aussondernde Schulen“ beleumundet sind, werden als „inklusiv“ beurkundet und erhalten vom Kultusministerium „Dank und Anerkennung“ für ihr inklusives Engagement? Kann das wirklich wahr sein?

Die Historie mutet an wie ein realsatirisches Possenspiel und verlangt eine detaillierte Aufklärung. … weiter

©Foto: nature-762517 by grafik_design, pixabay.com, CC0

Inklusion im deutschen Schulsystem kommt nur eingeschränkt voran

Mitteilung: Bertelsmann Stiftung

Bertelsmann Stiftung: Jeder vierte Förderschüler besucht mittlerweile reguläre Schule / Anteil der Sonderschüler bleibt aber nahezu konstant / Enorme Unterschiede zwischen den Ländern

Die Inklusion im deutschen Schulsystem kommt voran, ohne dass allerdings die Sonderschulen an Bedeutung verlieren. Inzwischen besucht zwar jeder vierte Schüler mit Förderbedarf eine reguläre Schule. Seit Deutschland sich vor vier Jahren verpflichtet hat, Schüler mit und ohne Behinderung gemeinsam zu unterrichten, ist der Inklusionsanteil damit bundesweit um ein Drittel (von 18,4 auf 25 Prozent) gestiegen. … weiter

Quelle: PM v. 18.3.2013 – Bertelsmann Stiftung/idw

​Nur ein Viertel der Jugendlichen verlässt Förderschulen mit einem Hauptschulabschluss

Mitteilung: Deutsches Jugendinstitut e.V.

Rund 500.000 deutsche Schülerinnen und Schüler haben einen sonderpädagogischen Förderbedarf. Gut 80 Prozent dieser Kinder und Jugendlichen mit einem Handicap oder einer Behinderung besuchen in Deutschland eine der zahlreichen Sonder- und Förderschulen. Drei Viertel, also rund 300.000 dieser jungen Menschen, haben am Ende ihrer Schulzeit keinen Hauptschul-Abschluss und finden nur schwer einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz. … weiter

Quelle: PM v. 13.4.2011 – idw / DJI

Förderung muss gestaltet, nicht verwaltet werden

 

 

 

 

Die Diskussion über die Integration an der Regelschule geht weiter:

Kritik an der Praxis der bestehenden Form der integrativen Förderung – Ein Zwischenruf

von Claus Heymann

Als Sprachheillehrer bin ich seit mehreren Jahren im Gemeinsamen Unterricht (GU) eingesetzt. Die Arbeit als Leiter einer Sprachheilklasse reduziert sich nur noch auf Förderung in Kleingruppen oder auf Einzelförderung. Die im Unterricht eingebundene integrative Förderung innerhalb  einer Klasse nach sonderpädagogischen Prinzipien, wie zu Beginn meiner Tätigkeit 1991, kann nur noch rudimentär stattfinden, da die Schulaufsicht den Einsatz von Sprachheillehrkräften z.B. als Klassenlehrer/in untersagt. Die Tätigkeit des Sprachheillehrers als Leiter einer Sprachheilklasse besteht somit als Reisender in Sachen Förderung. … weiter

gsf – Wir führen mit diesem Aufsatz von Claus Heymann die Diskussion über die inklusive Schule fort. Der Autor beschreibt zwar seine Situation für hessische Schulen, sämtliche Aspekte betreffen aber die anderen Bundesländer genauso.

Im Zuge der Auflösung/Reduzierung der Förderschulen werden Förderschüler an die Regelschulen zurückgeführt bzw. an der Regelschule unterricht. Die Befürworter und Gegner dieses Paradigmenwechsels diskutieren bereits seit Jahren über Sinn und Unsinn, über Chancen und Anforderungen dieser bildungspolitischen/pädagogischen Maßnahme.

 

Bisher erschienene Aufsätze zum Thema Inklusion:

►Inklusion und Konfusion – Was auf Hessens Schulen zukommt

►Und es geht doch! Rezension des Buches „Auf dem Weg zur Schule für alle“

►Integration an der Realschule – die beste Zeit in unserem Pädagogenleben

►„… als hätte uns vorher eine Farbe gefehlt”. Benjamin im integrativen Kindergarten

►Alle Inklusionsartikel inkl. Meldungen und Kurzberichte

 

 

Förderschulen: Hoher Finanzbedarf, wenig Perspektiven für Schüler

Studie: Bundesländer geben 2,6 Milliarden Euro pro Jahr für Förderschulen aus – gemeinsames Lernen aber deutlich erfolgreicher
Bericht: idw/Bertelsmann Stiftung

2,6 Milliarden Euro pro Jahr geben die deutschen Bundesländer für zusätzliche Lehrkräfte an Förderschulen aus. Trotzdem bleiben 77 Prozent der Förderschüler ohne Hauptschulabschluss. Nur wenige von ihnen schaffen den Sprung zurück auf eine allgemeine Schule. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung. Die Untersuchung belegt zugleich anhand von internationalen und nationalen Studien: Je länger ein Schüler eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen besucht, desto ungünstiger entwickeln sich seine Leistungen. Allein in diesen Förderbereich gehen jährlich 800 Millionen Euro.

Laut der Studie des Bildungsforschers Klaus Klemm erzielen hingegen Kinder mit besonderem Förderbedarf beim Lernen, die gemeinsam mit Kindern ohne Förderbedarf lernen und leben, im Vergleich deutlich bessere Lern- und Entwicklungsfortschritte. … weiter