Abwanderung und Alterung: Gefahr für die Demokratie

Demografische Homogenität verstärkt das Gefühl sozialer Benachteiligung und fördert intolerante Einstellungen, zeigt eine Studie für Thüringen

Mitteilung: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

Abwanderung, Alterung und Frauenschwund stellen eine bislang unterschätzte Gefahr für eine offene Gesellschaft dar. Das zeigt Katja Salomo, Gastforscherin am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), in einer Untersuchung für Thüringen. Vor allem in ländlichen Gebieten Thüringens, wo eine hohe Abwanderung auf eine alternde Bevölkerung trifft, fühlen sich Menschen oft sozial benachteiligt. Das wiederum führt vermehrt zu demokratieskeptischen und fremdenfeindlichen Einstellungen. … weiter

Download der Kurzfassung der Studie (pdf-Datei)


Quelle: www.wzb.eu

„Wer sich sicher fühlt, protestiert weniger gegen Migration“

Mitteilung: Technische Universität Chemnitz

Juniorprofessur Sozialpsychologie der TU Chemnitz veröffentlicht Studien-Ergebnisse Befragung von Bürgerinnen und Bürgern der Stadt zu den Ereignisse im Spätsommer 2018 – Altersschwerpunkt: 51 bis 70 Jahre

Nach einem Tötungsdelikt in Folge einer Auseinandersetzung am 26. August 2018 kam es im Spätsommer letzten Jahres in Chemnitz zu Aufmärschen rechter und rechtspopulistischer Gruppen. Infolgedessen geriet die Stadt in den Fokus medialer Aufmerksamkeit. In der Stadt nahmen an den sogenannten „Trauermärschen“, wie sie von den Initiatoren genannt wurden, teilweise mehrere Tausend Personen aus Chemnitz sowie der gesamten Bundesrepublik teil. … weiter


Quelle: www.tu-chemnitz.de

Neue „Mitte-Studie“: Verlorene Mitte – Feindselige Zustände. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2018/19

Mitteilung: Friedrich-Ebert-Stiftung

Seit 2006 lässt die Friedrich-Ebert-Stiftung im Zweijahresrhythmus das Ausmaß rechtsextremer Einstellungen in Deutschland ermitteln. Aus der repräsentativen Befragung von 2018/19 ergibt sich das Bild einer Verfestigung und Normalisierung rechter Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft.

Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat eine neue Mitte-Studie zur Verbreitung von rechtsextremen, menschenfeindlichen und weiteren antidemokratischen Meinungen in der Gesellschaft vorgelegt. Dazu hat ein Forschungsteam des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld (IKG) eine wissenschaftliche Umfrage unter 1.890 repräsentativ ausgewählten Deutschen durchgeführt. Die Studienreihe gibt durch die Analyse der Verbreitung und Zusammenhänge von Meinungen Auskunft über die Stabilität und Instabilität der Demokratie. Weiterlesen

„Die Wohnung ist leider schon weg, Frau Gülbeyaz“

Mitteilung: Universität Bremen

Die Bremer Sprachwissenschaftlerin Inke Du Bois hat mit ihren Studentinnen einen Test gemacht, dessen Ergebnisse sie inzwischen in einer vielbeachteten Studie zusammengefasst hat. Mit türkischem Akzent, amerikanischem Akzent und hochdeutscher Aussprache haben die Studierenden in vier Stadtteilen Vermieter um einen Termin für eine Wohnungsbesichtigung gebeten.

Das nachdenkenswerte Ergebnis: Vorurteile gegenüber Migranten sind Alltag, auch in Bremen. … weiter


Quelle:
www.uni-bremen.de
www.idw-online.de

Fast jeder dritte Deutsche vertritt ausländerfeindliche Positionen, Abwertung von einzelnen Gruppen steigt

Leipziger Autoritarismus-Studie 2018: Langzeitstudie mit aktuellen Ergebnissen zu autoritären und rechtsextremen Einstellungen in Deutschland vorgestellt

Mitteilung: Universität Leipzig

„Die Ausländerfeindlichkeit ist im gesamten Land immer stärker verbreitet, das zeigt unsere aktuelle Befragung ganz deutlich“, sagt Studienleiter Dr. Oliver Decker. Insgesamt stimmen 36 Prozent der Deutschen der Aussage zu, dass Ausländer nur hierherkommen, um den Sozialstaat auszunutzen (Ost: 47,1 Prozent, West: 32,7 Prozent). Über ein Viertel würde Ausländer wieder in ihre Heimat zurückschicken, wenn in Deutschland die Arbeitsplätze knapp werden (Ost: 32,4, West: 25). Rund 36 Prozent halten die Bundesrepublik durch Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet (Ost: 44,6, West: 33,3).

„Damit beobachten wir hohe Zustimmungswerte für die Einstellung, die in der Forschung als ‚Einstiegsdroge‘ in den Rechtsextremismus gilt: Die Hemmschwelle, diesen rechtsextremen Aussagen zuzustimmen, ist besonders niedrig“, so Decker. „Wer rechtsextrem ist, wendet sich heute aber von der CDU und SPD ab“, so Elmar Brähler, „und findet seine neue Heimat bei der AfD.“ Im Vergleich zur letzten Erhebungswelle 2016 ist die geschlossene manifeste Ausländerfeindlichkeit, also der konsequenten Zustimmung aller Aussagen, angestiegen (2016: 20,4, 2018: 24,1). Besonders deutlich ist der Zuwachs in Ostdeutschland von 22,7 auf 30,9 Prozent. … weiter


Quelle: www.uni-leipzig.de

 

Die Flüchtlingsdebatte – ein Nest falscher Alternativen, verkehrter Fragen und unpassender Antworten

von Suitbert Cechura

Der nationale Flüchtlingsstreit beherrscht die Öffentlichkeit. Allen Ernstes spricht der CSU-Bundesinnenminister davon, dass die politische Kontroverse um Migration, die er selber an vorderster Stelle angeheizt hat, „die Mutter aller Probleme“ sei. So weit wie er oder Ex-Kollege Sarrazin von der SPD wollen nicht alle gehen, aber dass hier der „gesellschaftliche Zusammenhalt“ einem Härtetest ausgesetzt wird, sieht meist auch die gemäßigte Mitte ein. Dazu ein Kommentar von Suitbert Cechura.

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©Foto: kalhh, pixabay.com, Lizenz: CC0

Deutsche hegen gemischte Gefühle gegenüber Geflüchteten

Mitteilung: Ruhr-Universität Bochum

Während in der öffentlichen Diskussion die Extrempositionen am lautesten geäußert werden, sieht die große Mehrheit der Deutschen die Aufnahme von Flüchtlingen differenziert: Nur sieben Prozent lehnen jeden weiteren Zuzug von Flüchtlingen ab. 70 Prozent befürworten einen geregelten Zuzug.

Esra Eichener hat in seiner Masterarbeit am Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie, Arbeit und Wirtschaft von Prof. Dr. Rolf Heinze an der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum (RUB) die Gründe für die Haltung zur Flüchtlingsfrage untersucht und sie in den Emotionen gefunden: … weiter


Quelle:
www.ruhr-uni-bochum.de
www.idw-online.de

Kölner Sozialpsychologen erklären, warum wir andere Menschengruppen als negativ wahrnehmen

Mitteilung: Universität zu Köln

Andere Menschengruppen werden als negativ wahrgenommen, weil negative Eigenschaften vielfältiger und leichter zu unterscheiden sind / Kölner Sozialpsychologen präsentieren Wahrnehmungsmodell, das die Abwertung von Fremdgruppen erklärt

Wir sind gut, die anderen sind böse – das ist ja klar. Wenn man zwei Gruppen zusammenbringt, dann findet sich jede Gruppe selber besser als die andere: Fußballvereine, Mädchen und Jungen, Schulklassen. Es können in der Realität aber nicht beide besser sein. Wo liegt der Fehler? Neu ist die Erklärung von Kölner Sozialpsychologen und -psychologinnen des „Social Cognition Center Cologne“ (SOCCO): Unterscheidungen von Gruppen lassen sich am einfachsten durch negative Merkmale treffen, da negative Eigenschaften individueller sind als positive. … weiter


Quelle: 
www.uni-koeln.de
www.idw-online.de
©Grafik: geralt, pixabay.com, Lizenz: CC0

Pflichtbesuche in KZ-Gedenkstätten?

Ein Kommentar von Günther Schmidt-Falck

Die Berliner SPD-Staatssekretärin Sawsan Chebli forderte Pflichtbesuche in KZ-Gedenkstätten. In der Bildzeitung vom 7.1.2018 sagte sie:
„Ich fände es sinnvoll, wenn jeder, der in diesem Land lebt, verpflichtet würde, mindestens einmal in seinem Leben eine KZ-Gedenkstätte besucht zu haben. Das gilt auch für jene, die neu zu uns gekommen sind. KZ-Besuche sollten zum Bestandteil von Integrationskursen werden.“ (http://www.bild.de/politik/inland/konzentrationslager/pflichtbesuch-fuer-fluechtlinge-54396060.bild.html#fromWall, letzter Zugriff: 23.1.2018) 

Jede/r, der schon mal unterrichtet hat, weiß, dass Pflichtbesuche wenig mit Bewusstseinsbildung zu tun haben. Rassistisches, antisemitisches und ausländerfeindliches Gedankengut bildet sich nicht zurück, nur weil ein/e Schüler_in gesehen hat, wie die Nazis Menschen ausgebeutet, umgebracht und gefoltert haben. Die Auseinandersetzung mit dem NS-System erfordert eine sensible Aufbereitung des Unterrichtsstoffes und ein empathisches Eingehen auf das individuelle Wissen der Schüler_innen und auf das vorhandene Bewusstsein. Andernfalls passiert genau das, was dann hinterher oft beklagt wird – die Lehrkraft wird mit der Abwehr der SchülerInnen konfrontiert: „Müssen wir uns damit beschäftigen…?“ „… das ist schon so lange her!“, „Es muss doch endlich mal Schluss damit sein …“ „Wann gehen wir wieder?“ „Langweilig!“ u.a.mehr. Zu oft kommen Lehrkräfte dann sogar noch in Erklärungsnöte und vermeiden in Zukunft einen Unterrichtsgang in eine Gedenkstätte. Weiterlesen

Was für Samen die Fremde bringt

von Wolfgang Gerster

„Diese Worte sind nicht all in Sachsen,
noch auf meinem eignen Mist gewachsen,
doch was für Samen die Fremde bringt,
erzog ich im Lande gut gedüngt.“
(Wolfgang Goethe)

So sagt Goethe in einer der Schlussstrophen zu seiner launigen Sammlung „Sprichwörtlich“. Selbstbewusst freut sich der Dichter, der während seines Studiums in Leipzig bleibende Eindrücke gewonnen hatte, über ein Feuerwerk eigener und fremder Gedanken, die sich in Sprichwörtern ausdrücken. Was aus der Fremde, also nicht aus ihm selbst oder seiner unmittelbaren Umgebung stammt, pflanzt er gewissermaßen in den eigenen Garten um und zieht es „gut gedüngt“ zu etwas Eigenem heran.

Übertragen wir diese Denkweise auf die Gegenwart und auf die Fremden, die in unser Land (nicht nur nach Sachsen) kommen; denken wir gleichzeitig an die Zeit zwischen 1945 und 1950, in der Millionen von Menschen in unserem zerstörten Land eine neue Heimat suchten, während gleichzeitig erste Kontakte nach „draußen“ in Europa und Amerika aufgenommen wurden. … weiter

 

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