Der Glanz im Kameraauge

 U-Bahn-Attacke als neues „Modell des Fehlverhaltens“

von Götz Eisenberg

gsf – Dezember 07: Die Münchner U-Bahn-Attacke. Zwei junge Männer traten auf einen 76-jährigen pensionierten Schuldirektor ein. Im Januar 2008 schlugen zwei Siebzehnjährige auf den Lokführer ein, als der die beiden Randalierer zur Vernunft bringen wollte. September 09: Dominik Brunner wurde auf einem Bahnsteig der Münchener U-Bahn von einem Siebzehn- und einem Achtzehnjährigen so brutal geschlagen, dass er kurze Zeit später starb. April 2011: Ein achtzehnjähriger Gymnasiast hat im im U-Bahnhof Friedrichstraße einen 29-jährigen Mann schwer verletzt.

Götz Eisenberg beschreibt anhand dieser Fälle ein neues „Modell des Fehlverhaltens“

Wenn man Frust schiebt und sich unwohl fühlt in seiner Haut, wenn man irgendwie auf Krawall gebürstet ist, dann geht man in die Stadt zum nächsten U- oder S-Bahnhof und schlägt und tritt wie von Sinnen auf einen wildfremden Menschen ein. Man kann sicher sein, dass dort Kameras laufen, die Szene mitgeschnitten wird und über kurz oder lang ins Internet gelangt. Eine gewisse mediale Resonanz und traurige Berühmtheit ist einem sicher.

und zeigt sowohl den Zusammenhang zwischen der Komplizenschaft der Medien mit dem Opfer als auch die Förderung der Akzeptanz von Gewalt als Modus der Lösung von Konflikten.

Sein Essay stellt am Schluss die Frage

Was vermag die Mühe von Sozialarbeitern, Lehrern, Sozialpädagogen dagegen auszurichten, dass Kinder und Jugendliche erleben, dass vom Kindergarten, über die Schule bis hin zum Arbeitsmarkt das Gesetz des Stärkeren und der rücksichtslosen, aggressiven Selbstbehauptung gilt?

Eine brennende Frage, mit der wir uns unbedingt beschäftigen sollten.

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©Foto: Alan Rainbow / www.pixelio.de

Bisher von Götz Eisenberg in AUSWEGE veröffentlichte Aufsätze:

Mit Sokrates im Gefängnis – Über die Wirkung von kulturellen Projekten – (nicht nur) hinter Gittern – Teil I und Teil II

Apokalypsesehnsucht – Tagebuch einer Katastrophe

Bedürfnisse nach Nicht-Veränderung

Der Gefrierpunkt des Ich. Der losgelassene Markt zerstört das Einfühlungsvermögen

und eine Rezension von Götz Eisenbergs Buch

… damit mich kein Mensch mehr vergisst! Warum Amok und Gewalt kein Zufall sind von Joscha Falck