Bundesstudierendenvertretung: Europäische Zusammenarbeit auf Augenhöhe sieht anders aus

Bundesstudierendenvertretung zur Auswahl der EU Kommission der Europäischen Universitäten

Mitteilung: freier zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) e.V.

Nachdem die Europäische Kommission heute die Auswahl der 17 Europäischen Universitäten bekanntgegeben hat, zeigt sich, was Studierendenverbände seit Ankündigung des Projekts befürchtet haben. Es sind überproportional viele Hochschulen aus westlichen Ländern beteiligt, so stammen 53 der 114 an den Netzwerken beteiligten Hochschulen aus Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien.

Ronja Hesse Vorstandsmitglied des freien zusammenschluss von student*innenschaften [fzs] sagt dazu: „Die regionale Balance sollte eines der Kernkritierien sein, da es sich um ein explizit europäisches Projekt handelt. Dass nun der Anteil der westeuropäischen Länder an den geförderten Netzwerken deutlich höher ist und dass viele strukturell benachteiligte Länder in Ost- und Südosteuropa gänzlich außen vor bleiben konterkariert den gemeinschaftlichen, europäischen Charakter der Netzwerke und entlarvt diesen als eine Farce. Denn wieder räumen mehrheitlich die Hochschulen ab, die ohnehin international bereits gut vernetzt und finanziert sind. Bis auf wenige Ausnahmen handelt es sich um große westliche Universitäten, die durchschnittliche Studierendenzahl beläuft sich jeweils auf knapp 30.000, in Deutschland z.B. werden nur 3 Hochschulen unter 20.000 Studierenden gefördert.“

Marcus Lamprecht, ebenfalls im Vorstand des fzs ergänzt: „Das 85 Millionen Euro große Finanzvolumen des Wettbewerbs welches nun auf 114 Hochschulen mit über drei Millionen Studierenden verteilt wird macht nochmals deutlich, dass es nicht primär um die finanzielle Förderung geht. Die Ausgaben der einzelnen Hochschulen werden teilweise vermutlich sogar die Einnahmen durch die Förderung übersteigen, sodass selbst die Teilnahme am Wettbewerb einer gewissen Exklusivität unterliegt.
Langfristig gesehen, wird sich die Teilnahme für diejenigen die es sich leisten können aber dennoch rechnen, denn der symbolische Charakter der Förderung ist nicht zu unterschätzen. Allein die Tatsache, dass der Deutsche Akademische Austauschdienst [DAAD] die beteiligten deutschen Hochschulen zusätzlich fördern wird, macht dies deutlich. Dass ohnehin bereits 10 der 14 geförderten Hochschulen über die Exzellenzstrategie Gelder beziehen zeigt das benannte Missverhältnis auch im deutschen
Hochschulraum deutlich auf.

Ronja Hesse schließt ab: „Es wird klar, dass es sich hier nicht um ein solidarisches Projekt für mehr akademische Zusammenarbeit in Europa handelt. Vielmehr wird die europäische Idee im wahrsten Sinne verkauft und zwar für viel Prestige an diejenigen Hochschulen, die bereits mehr als genug davon haben. Das wiederrum hilft nicht die europäische Idee zu stärken, sondern fördert durch die Etablierung des Wettbewerbs „wer ist europäischer?“, Konkurrenz und Leistungsdruck und nicht Gemeinschaft und wissenschaftlichen Austausch. Dass zudem große Teile des europäischen Hochschulraumes, der deutlich über die Europäische Union hinausgeht, von
vornherein außen vor geblieben sind, finden wir als Studierendenvertretung besonders fatal. Wir fordern den Ausbau des akademischen Austauschs in seinen verschiedenen Facetten. Dieser darf jedoch weder an den finanziellen Ressourcen einzelner Hochschulen, noch an den Grenzen der Europäischen Union scheitern.“


PM v. 26.6.2019
Ronja Hesse
fzs-Vorstand
freier zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) e.V.
www.fzs.de