Jenseits der Steuerbarkeit

Lernende als Subjekte ihres Bildungsprozesses

von Thomas Rihm

Seit der Veröffentlichung der PISA-Ergebnisse im Jahr 2000 erlebt die pädagogische, insbesondere aber die didaktische Diskussion eine neuerliche Auflage eines Lehr-Lern-Verständisses, das auf Qualitätserhöhung durch Objektivierung des Vermittlungsprozesses bzw. dessen Rahmenbedingungen setzt. Schon in den 1970’er Jahren versuchte die „Curriculumsbewegung“ (vgl. u. a. Robinsohn (1967); Möller (1969)) der ausgerufenen „Bildungskatastrophe“ durch Systematisierungen von Lernzielen und den darauf aufbauenden „Katalogen“ zu begegnen. …weiter

Theater kann eine Schule fürs Leben sein

Auswege sprach mit Sebastian Engmann über Theaterpädagogik und seine Arbeit an Schulen "Ich bin so etwas wie ein Reiseleiter zwischen zwei Welten – Theater und Nicht-Theater. Ich versuche, für Nicht-Theater-Menschen die Welt des Theaters erlebbar und begreifbar zu machen. Dazu gehört zum einen Wissensvermittlung: Was ist Theater, wie funktioniert Theater, was machen wir hier den ganzen Tag? Wir sitzen ja nicht in so einem Elfenbeinturm und machen ganz einfach Kunst – da ist ja auch viel Handwerk dabei und keine Hexerei. Im Prinzip kann jeder Theater machen. Das ist gerade für junge Menschen etwas ganz Interessantes, und ich versuche das ganz einfach zu vermitteln." ..weiter

Wenn Schule Angst macht oder: Die Angst der Mittelschicht vor dem sozialen Abstieg

mittelschicht.gifvon Brigitte Pick

Brigitte Pick hat den Hamburger Volksentscheid zum Anlass genommen, die Interessen, Anliegen und Nöte der "Mittelschicht" in punkto Bildung und Schule unter die Lupe zu nehmen:

"Das öffentliche Bildungssystem genügt den Ansprüchen der Mittelschicht nicht mehr und rückt immer mehr in den Focus des öffentlichen Interesses, bis zum Hamburger Volksentscheid."

"Geradezu panisch reagieren Eltern und Kinder, wenn sie von der Grundschule für den Übergang an die Oberschule eine Hauptschulempfehlung bekommen. Sie können nächtelang nicht schlafen und sehen ihr ganzes Bemühen, der Schule „ genügend“ folgen zu können, in Frage gestellt."

"Jahrzehntelang hat die Mittelschicht das Land geprägt: Wo früher Aufstieg möglich war, droht nun immer öfter der Abstieg." 

"So kämpft die Mittelschicht inzwischen um den Erhalt ihres Lebensstandards, gerät in diffuse Ängste und versucht krampfhaft das kulturelle Kapital ihrer Kinder mit allen Mitteln zu sichern, das heißt, sich auch von der Unterschicht abzugrenzen und eigene Netzwerke in den zahlreichen Nachmittagsaktivitäten ihrer Kinder zu knüpfen, wo sie nicht auf die Unterschicht treffen."

Eine präzise, ehrliche, schonungslose Abrechnung mit Neoliberalismus, dem Bildungssystem und der deutschen Mittelschichtskultur. Konkret geschrieben wie immer. Lesen

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Wie bitte wird man eine erfolgreiche (Ware) Arbeitskraft? Teil III

Stephanie-Hofschlaeger_pixelio.jpgVon der (enttäuschten) Leistungsmoral zum Selbstbild und seinen Einbildungen

von Uwe Findeisen

Im 3. Teil der Aufsatzreihe zur heutigen Integration und Desintegration von Jugendlichen schreibt Uwe Findeisen über die schulische Leistungsproblematik und das Ranking, über Neid und den individualisierten Erfolg und über die Mechanismen der jugendlichen Identitätssuche in Schule und Gesellschaft.

Der Autor untersucht dazu insbesondere die Formen und Inhalte der heutigen Jugendkulturen, die Bedeutung des Selbstbildes und die Rolle der Gruppe. … weiter

©Foto: Stephanie Hofschlaeger/www.pixelio.de

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Macht – Machtlosigkeit – Hilflosigkeit – Gewalt

machtschatten_mofa.jpgvon Rolf Staudt

Auswege-Autor Rolf Staudt hat sich zum 1. Jahrestag des Amoklaufes in Winnenden mit der Frage beschäftigt, wie in Zukunft ähnliche Geschehnisse verhindert werden können.

Dazu hat er die 39 Handlungsempfehlungen des Sonderausschusses „Konsequenzen aus dem Amoklauf in Winnenden und Wendlingen – Jugendgefährdung und Jugendgewalt“ des Landtags in Baden Württemberg analysiert und Gegenvorschläge formuliert.

Er untersuchte dazu die neuen Kommunikationsformen der jüngeren Generation, die Bedeutung von Computerspielen, die nötigen Paradigmenwechsel im gesamten Schulsystem inkl. veränderter Lernformen und einer Entlastung der Lehrkräfte, die Bedeutung der Postdemokratie und „Das Gift der Entsolidarisierung“.

Seine wichtigsten Schlüsselstellen: Die Gesellschaft driftet immer weiter auseinander und Jugendliche können kaum mehr selbst wirksam werden. Die digitale Globalisierung greift die Würde und Selbstbestimmung des Menschen an. Wir brauchen eine Debatte über unsere (Leit-)Kultur und ein Umdenken in der Schulpolitik. Prävention ist außerdem das Mindeste und das Nachhaltigste was unsere Gesellschaft organisieren muss.

Rolf Staudt stellt mit diesem Grundsatzartikel einen weiteren Denkanstoß ins Netz. Die Diskussion zu den Themen Entsolidarisierung, Jugendgewalt, Sinnfindung, Postmoderne u.a. geht also weiter.    Aufsatz lesen

©Foto: Monika Falck 2008

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Das Ethos der Erziehung

Was ist elementar?

von Hartmut von Hentig

  • Die tatsächliche oder vermeintliche Zunahme ungeordneten Verhaltens von Kindern und Jugendlichen hat die Behauptung hervorgerufen, die ‚Erziehung“ sei gegenüber der „Bildung“ und der „Ausbildung“ vernachlässigt worden.
  • Die Forderungen nach Zucht, Strenge und Führung als Grundlage der Erziehung nehmen zu.
  • Die notwendige Korrektur des Falschen ergibt noch nicht das notwendige Richtige.
  • Was ist also elementar in der "Erziehung"?
  • Wer erziehen will, muss „geschehen lassen“ können, „Zeit verlieren“, Geduld haben.
  • Allen, die einen ausdrücklich pädagogischen Beruf haben, sollte darum vor Antritt desselben eine gänzlich andere Aufgabe in der Welt zugemutet werden.

 

Vorbemerkungen zum Aufsatz von Hartmut von Hentig
von Hans Grillenberger

Geschichte eines Artikels – Dokumentation zu „Das Ethos der Erziehung. Was ist elementar?“ von Hartmut von Hentig

Als im Jahr 2008 AUSWEGE online ging, wandten wir uns an Hartmut von Hentig mit der Bitte uns einen Beitrag zu unserem Magazin zu schreiben. Aus dem Brief von damals: Weiterlesen

Die Gemeinschaftsschule als Option für Bildungsgerechtigkeit?

gemeinschaft.gifvon Brigitte Pick

Brigitte Pick geht in ihrem Aufsatz der Frage nach, ob die Gemeinschaftsschule, also eine Zusammenlegung von Haupt- und Realschule, eine Option für die Zukunft ist?

Statt einer eindeutigen Antwort untersucht sie konsequenterweise, was Kinder zum erfolgreichen, sinnstiftenden Lernen überhaupt brauchen. Sie fragt: Wer weckt die Neugierde der Pubertisten? Wer ermöglicht individualisiertes Lernen? Was geschieht mit den Marginalisierten?

Ist eine Gemeinschaftsschule unter den herrschenden sozioökonomischen und schulischen Bedingungen also überhaupt eine realistische Option? … weiter

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Umgang mit schwierigen Kindern IV: Konflikthilfe

schwierige_Kinder_4.gifvon Günther Schmidt-Falck

Im Umgang mit Konflikten zwischen SchülerInnen sind viele Lehrkräfte schnell am Ende mit ihrem Latein. Was tut man üblicherweise mit Streithähnen? Man versucht, beschwörend auf die Konfliktparteien einzureden. Oder man kommt mit dem moralischen Zeigefinger. Manche LehrerInnen drücken auch unumwunden ihren Frust aus oder drohen mit Schulstrafen.

Was passiert dann? Der Konflikt verschärft sich in der Regel noch. Die Streitenden fühlen sich unverstanden, reagieren widerwillig und gehen während des Gesprächs aufeinander oder auf die Lehrkraft los. Manche laufen auch gleich weg oder sacken in sich zusammen und schweigen, je nachdem wie sie eben mit Stress umgehen können.

Es muss also andere Wege geben, um in einem Konfliktfall als Konfliktmoderator bestehen zu können und SchülerInnen eine konstruktive Bewältigungsstrategie zu ermöglichen. Teil IV der Reihe „Umgang mit schwierigen Kindern“ beschreibt detailliert anhand eines ausführlichen Fallbeispieles die Entstehung eines Konflikts und stellt die Praxis einer schulischen Konflikt- bzw. Klärungshilfe vor. … weiter

Die bisherigen Teile der Reihe:

Umgang mit schwierigen Kindern I: Die narzisstische Problematik

Umgang mit schwierigen Kindern II: Verändern durch Verstehen

Umgang mit schwierigen Kindern III: Rache ist süß, Pädagogik ist sauer
Die Rolle der Wahrnehmung bei der Bewältigung von Disziplinstörungen

Umgang mit schwierigen Kindern IV: Konflikthilfe

Eine kritische Auseinandersetzung mit den Vergleichstests

gsf – Vergleichsarbeiten, besser bekannt unter der Abkürzung VERA, sind sog. Lernstandserhebungen (standardisierte Schulleistungstests) und sollen einen vergleichenden Blick auf nationale Bildungsstandards ermöglichen. VERA werden z.B. in der 8. Klasse in Mathe, Deutsch und Englisch geschrieben. Schülerleistungen sind damit angeblich vergleichbar.

Die VERA-Tests werden bundesweit im jeweiligen Fach an gleichen Tagen im Frühjahr geschrieben. In den meisten Bundesländern nehmen z.B. Hauptschulen, Realschulen, Wirtschaftsschulen und Gymnasien teil. Die Teilnahme von Förderschulen ist freiwillig.

Hasso Rosenthal hat sich mit den Vergleichsarbeiten beschäftigt und Sinn und Unsinn herausgefiltert.

Mit Vergleichstest überziehen die Kultusministerien unsere Schulen. Das ist fragwürdig, denn einem großen Aufwand von Seiten der Schulbehörde, der Kollegien und der Schüler steht ein mehr als fragwürdiger Nutzen gegenüber. Mit Hilfe der Evaluation wird allgemein bei einem pädagogischen Vorhaben das Verhältnis von angestrebten Zielen und die wirklich erreichten Erfolge festgestellt. Dann wird entschieden, wie weiter verfahren werden soll. Ich stelle in Frage, ob die Zentraltests der Bundesländer und die bundesweit durchgeführten VERA-Tests diesen Kriterien genügen. … weiter

 

„Ich möchte dem Menschen seine Würde wiedergeben“ – Teil 2

feldenkrais.gifAuswege-Redakteur Hans Grillenberger sprach mit dem Arzt Peter Scherk über die Feldenkrais-Arbeit, ihre Wirkungsweise, das Denkgebäude und die Möglichkeiten, Feldenkrais im Erziehungsbereich einzusetzen. Teil 2

gsf – Die einen nicken ehrfürchtig mit dem Kopf, andere schauen ungläubig: Wer ist das denn? Moshé Feldenkrais als Geheimtipp oder der große Unbekannte aus der psycho-medizinischen Kiste?

Dr. Moshé Feldenkrais war Physiker, Sportler und Bewegungsforscher und beschäftigte sich intensiv mit Neurophysiologie und Neuropsychologie. Die Feldenkrais-Arbeit kann als körperorientierte Lernmethode bezeichnet werden, mit deren Hilfe eingefahrene Bewegungsmuster und seelische "Einstellungen" verändert und umgelernt werden können. Wir halten die Feldenkrais-Methode auch im Erziehungsbereich für sehr bedeutsam und wünschen ihr eine weite Verbreitung.

Als sich für Hans Grillenberger die Gelegenheit ergab, Peter Scherk, Arzt und Assistent in Professional Trainings bei Mia Segal (ehem. Mitarbeiterin v. Moshé Feldenkrais) zu interviewen, beschloss die Redaktion, sich dieses Themas ausführlich anzunehmen.

Als Ergebnis können wir Ihnen/Euch ein spannendes und sehr aufschlussreiches Gespräch über die Feldenkrais-Arbeit präsentieren.

Im zweiten Teil erklärt Peter Scherk die Möglichkeiten einer Integration der Feldenkrais-Methode in die Schule, erzählt von Moshé Feldenkrais' eigenem Weg und beschreibt die Arbeit, wie sie in einer Einzelsitzung mit einem Klienten praktiziert wird.  Download des 2. Teiles

Download des 1. Teiles

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