Schulanfang 2010

Einige politisch unkorrekte Anmerkungen

von Brigitte Pick

Alle Jahre wieder zum Schulanfang berichten die Medien über die deutsche Schullandschaft, den Reformwillen, die Ängste der Eltern und die Strukturreformen in den unterschiedlichen Bundesländern.

gsf – Brigitte Pick hat auch über diesen Schulanfang nachgedacht. Sie berichtet über den Strukturumbau in Berliner Sekundar- oder Gemeinschaftsschulen, über die Nachmittagsbetreuung von SchülerInnen und fragt sich, wo die Millionen für die Bildungspolitik vom Bund bleiben.

In einem ausführlichen Mittelteil widmet sie sich der Behauptung, dass neue Unterrichtsmethoden angeblich eine bessere Schule versprechen. Ihre Antwort ist ernüchternd. Die Autorin macht aber praktikable Gegenvorschläge und beschreibt Möglichkeiten der individuellen Förderung im Unterricht trotz Heterogenität. Im letzten Teil ihres Essays stellt sie fest, dass die BRD bei den Leistungstests unter "Fernerliefen" rangiert und dass nur die Besten zählen, um die hochgesteckten Leistungsziele zu erreichen. Die Reformen überschlagen sich, Lehrer bleiben dabei aber auf der Strecke.

Trotz des Brunner-Prozesses in München und der Hilflosigkeit der bürgerlichen Gesellschaft kommt sie zu dem Schluss: "Solange den Marginalisierten nicht gezeigt wird, dass man sie braucht und es Empathie gibt, wird man keine dieser armen Seelen retten." … Lesen ist angesagt!

©Foto: Walter-J.-Arnold / www.pixelio.de

Alle bisher erschienenen Aufsätze von Brigitte Pick

Jenseits der Steuerbarkeit

Lernende als Subjekte ihres Bildungsprozesses

von Thomas Rihm

Seit der Veröffentlichung der PISA-Ergebnisse im Jahr 2000 erlebt die pädagogische, insbesondere aber die didaktische Diskussion eine neuerliche Auflage eines Lehr-Lern-Verständisses, das auf Qualitätserhöhung durch Objektivierung des Vermittlungsprozesses bzw. dessen Rahmenbedingungen setzt. Schon in den 1970’er Jahren versuchte die „Curriculumsbewegung“ (vgl. u. a. Robinsohn (1967); Möller (1969)) der ausgerufenen „Bildungskatastrophe“ durch Systematisierungen von Lernzielen und den darauf aufbauenden „Katalogen“ zu begegnen. …weiter

Die unselige Sarrazin-Debatte (I)

GegenRede 10 über Thilo Sarrazins Buch und über das Verhalten des deutschen Staatsvolkes samt seiner Politiker

von Freerk Huisken

Was soll der Hinweis auf die Umfragen unter den Deutschen, die mehrheitlich z. T. die Thesen, auf jeden Fall aber den Verbleib des Autors im Vorstand der Deutschen Bundesbank und sein Recht auf freie Meinungsäußerung verteidigen?

Wenn dem Autor damit der Populismusvorwurf gemacht werden sollte, dann müsste man ihn glatt dagegen verteidigen. Nein, er redet keineswegs gegen seine Überzeugung dem Volk nach dem Munde. Was er da zu Papier gebracht hat, sind seine Überzeugungen, die er schon seit längerem in eine Öffentlichkeit bringt, welche in nicht gerade geringen Teilen hinter ihm steht. Kritik an diesen Überzeugungen ist allerdings Mangelware.

In einem Nachtrag setzt sich der Autor mit der Meinungsfreiheit auseinander und stellt die Frage:

Was lernt man eigentlich über Meinungsfreiheit, wenn in TV-Sendungen, in der BILD, von der SPD-Basis und in zahllosen Lesenzuschriften die „unerträgliche Beschränkung der Meinungsfreiheit“ für Th. Sarrazin angeprangert wird?

GegenRede 10 lesen

Alle bisher erschienenen GegenReden ansehen

Sarrazin

Eine Kommentarsammlung

von Günther Schmidt-Falck

Die Auswege-Redakteure haben lange überlegt, ob sie sich zum Thema „Sarrazin“ äußern sollen. Viele politisch aktive Menschen gaben in den letzten Wochen bereits ihr Statement ab. Manches war erfreulich, manches einfach witzig, manches nachdenkenswert. Statt eines weiteren Kommentars möchte die Redaktion sich lieber darauf beschränken, das anzusehen und aufzulisten, was bereits verfasst wurde. Es handelt sich um eine subjektive Auswahl, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Wahrheit erhebt.

Mit Annelie Buntenbach, DGB-Vorstandsmitglied, beginnen wir den bunten Reigen: … weiter

Über Statements von LeserInnen würden wir uns freuen. Schreiben Sie doch einen kurzen (oder auch längeren) Kommentar zu Thilo Sarrazin, seinem Buch, zu den Statements der PolitikerInnen und GewerkschafterInnen.

Mentoring für Kinder und Jugendliche

Ramm_Tandem-Prinzip.jpgEine Rezension von Beate Ramms Buch 'Das Tandem-Prinzip'

von Günther Schmidt-Falck

In den letzten Jahren mehren sich die Berichte in den Tageszeitungen über die Einrichtung von Mentoren für SchülerInnen, häufiger wird noch der Begriff „Schülercoaches“ benutzt. Schulleitungen, Lehrkräfte und Elternfördervereine suchen in ihren Stadtvierteln und Gemeinden aktive Erwachsene, die sich um Jugendliche kümmern sollen. In der Regel handelt es sich dabei um Hauptschüler.

Dahinter steckt nicht selten der Wunsch, die HauptschülerInnen endlich mal in willige, interessierte, zupackende, unlethargische, nicht-aggressive, saubere und ordentliche Jugendliche zu verwandeln, die mal wieder lernen und im Unterricht mitarbeiten, die Lehrkraft nicht stressen und zielstrebig die Lehrstelle anpeilen. … weiter

Die Linke im Epochenumbruch

Richter_Linke_im_Epochenumbruch.gifRezension des gleichnamigen Buches von Edelbert Richter

von Joscha Falck

„Die Vereinigung der bisher gespaltenen Linken in Deutschland 2007 zur Partei DIE LINKE war ein historisches Ereignis, das dazu zwingt, sich der eigenen Tradition zu vergewissern. Geschieht dies nicht, bleibt es kein historisches Ereignis“ (Richter 2009, S. 106).

So fordert Edelbert Richter, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und Lehrbeauftragter für Philosophie, ein Bewusstsein der Akteure linker Politik für ihren eigenen historischen Ort. Um diesen ausfindig zu machen, leistet er mit seinem Buch „Die Linke im Epochenumbruch“, das im VSA Verlag erschienen ist, einen fundierten Beitrag. … weiter

Theater kann eine Schule fürs Leben sein

Auswege sprach mit Sebastian Engmann über Theaterpädagogik und seine Arbeit an Schulen "Ich bin so etwas wie ein Reiseleiter zwischen zwei Welten – Theater und Nicht-Theater. Ich versuche, für Nicht-Theater-Menschen die Welt des Theaters erlebbar und begreifbar zu machen. Dazu gehört zum einen Wissensvermittlung: Was ist Theater, wie funktioniert Theater, was machen wir hier den ganzen Tag? Wir sitzen ja nicht in so einem Elfenbeinturm und machen ganz einfach Kunst – da ist ja auch viel Handwerk dabei und keine Hexerei. Im Prinzip kann jeder Theater machen. Das ist gerade für junge Menschen etwas ganz Interessantes, und ich versuche das ganz einfach zu vermitteln." ..weiter

Schulgeschichten I

pixelio.de_Oliver-Haja_kl.jpgDie Welt in den Köpfen der Kinder – Individuelle Konstruktionen der Wirklichkeit

von Reinhold Miller

In der Schule pulsiert das Leben! Wo man auch hinsieht – in einem Schulhaus ist immer etwas los. Da wird gelernt, gearbeitet, gespielt, es werden Erfahrungen gesammelt, Beziehungen gestaltet, Konflikte durchlebt und Probleme gelöst.

Grund genug, um vor Ort nachzuspüren, in welch verschiedenen Facetten sich das Leben in der Schule darstellt. Anhand von „Schulgeschichten“, deren erster Teil hier vorgestellt wird, können Einblicke in den Schul- und Unterrichtsalltag gewonnen werden.

Auf diesem Weg – so glauben wir – mag es ganz ohne theoretische Abstraktion gelingen, Phänomene rund um Beziehungsgestaltung, Konfliktlösung, Empathie und wertschätzendes Verhalten zugänglich zu machen. Basierend auf der Erkenntnis, dass jeder einzelne Konstrukteur seiner Wirklichkeit ist, will Teil I Einblicke in die individuelle Wahrnehmung von Schülern geben. Staunen Sie mittels der Sammlung authentischer Schulgeschichten, die der Lehrerfortbildner Reinhold Miller zusammengestellt hat, über die Welt in den Köpfen der Schüler. … weiter

Wenn Schule Angst macht oder: Die Angst der Mittelschicht vor dem sozialen Abstieg

mittelschicht.gifvon Brigitte Pick

Brigitte Pick hat den Hamburger Volksentscheid zum Anlass genommen, die Interessen, Anliegen und Nöte der "Mittelschicht" in punkto Bildung und Schule unter die Lupe zu nehmen:

"Das öffentliche Bildungssystem genügt den Ansprüchen der Mittelschicht nicht mehr und rückt immer mehr in den Focus des öffentlichen Interesses, bis zum Hamburger Volksentscheid."

"Geradezu panisch reagieren Eltern und Kinder, wenn sie von der Grundschule für den Übergang an die Oberschule eine Hauptschulempfehlung bekommen. Sie können nächtelang nicht schlafen und sehen ihr ganzes Bemühen, der Schule „ genügend“ folgen zu können, in Frage gestellt."

"Jahrzehntelang hat die Mittelschicht das Land geprägt: Wo früher Aufstieg möglich war, droht nun immer öfter der Abstieg." 

"So kämpft die Mittelschicht inzwischen um den Erhalt ihres Lebensstandards, gerät in diffuse Ängste und versucht krampfhaft das kulturelle Kapital ihrer Kinder mit allen Mitteln zu sichern, das heißt, sich auch von der Unterschicht abzugrenzen und eigene Netzwerke in den zahlreichen Nachmittagsaktivitäten ihrer Kinder zu knüpfen, wo sie nicht auf die Unterschicht treffen."

Eine präzise, ehrliche, schonungslose Abrechnung mit Neoliberalismus, dem Bildungssystem und der deutschen Mittelschichtskultur. Konkret geschrieben wie immer. Lesen

Alle bisher erschienenen Aufsätze von Brigitte Pick

… damit mich kein Mensch mehr vergisst!

Eisenberg_Damit_mich_kein_Mensch_vergisst.jpgWarum Amok und Gewalt kein Zufall sind – Rezension des gleichnamigen Buches von Götz Eisenberg

von Joscha Falck

Beschimpfungen unter Jugendlichen sind vielen von uns vertraut, ganz gleich, ob in der Schule oder der U-Bahn. Gedemütigt wird im Jargon der Straße: „Ey du Opfer! Oder: „Fick deine Mutter!“ Dabei geht es um das Einfordern von Respekt, der andere hat sich zu unterwerfen. Nicht selten aber dient „Respekt“ auch als Vorwand, um zuzuschlagen. So alltäglich diverse Formen der Gewalt in unserer Gesellschaft geworden sind, so spektakulär bleiben die krassen und tragischen Fälle. … weiter

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