Nachruf auf einen Räuber

von Götz Eisenberg

„Das, was die Jungen zum Verbrechen treibt,
ist ein schwärmerisches Gefühl,
das heißt: die Projektion des eigenen Ich
in ein äußerst wunderbares, kühnes
und schließlich auch extrem gefährliches Leben.“

Jean Genet

Mitte März hat jemand Thomas S. erschossen. Er hatte sich vor einem halben Jahr zwischen Gießen und Marburg ein Haus gekauft und war dabei, es zu renovieren. In der zum Haus gehörenden Garage stand seine Harley. Abends gegen 22:30 Uhr muss er Besuch bekommen haben, und dieser Besucher hat dann vier Mal auf ihn geschossen – drei Mal in den Bauch und ein Mal in den Kopf. Es war so etwas wie eine Hinrichtung. … weiterlesen

So beginnt Götz Eisenbergs Text über Thomas S.. Er kennt ihn aus aus dem Gefängnis, in dem dieser Häftling war und er als Gefängnispsychologe arbeitet. In seinem empathischen Nachruf entwirft der Autor nicht nur das Psychogramm eines „Räubers“, sondern zeigt uns, den LeserInnen, auch auf, was Thomas S. so hat werden lassen: seine Rollenbilder, sein Milieu und sein Leben in der bürgerlichen Lebensordnung, seine Hoffnungen und Wünsche. Weiterlesen

Soll Henri aufs Gymnasium?

Nach der Einführung ins Thema kommt das Statement der „Aktion Humane Schule“ zum Übertritt von Henri. Daran schließt sich ein Kommentar von Frieda Röhl an:

gsf – Henri ist ein Junge mit Down-Syndrom. Nach dem Besuch der Grundschule in seinem Heimatort Walldorf – einer Kleinstadt mit rund 15000 Einwohnern im Rhein-Neckar-Kreis nahe Heidelberg – soll Henri nun im Herbst das örtliche Gymnasium besuchen. Sein bisheriges soziales Umfeld soll erhalten bleiben, sagt die Mutter, die seit seiner Geburt für Henri kämpft. Die Schule, das Gymnasium Walldorf, hat jedoch abgelehnt.

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Geschichte wird gemacht – Teil I

Aus Anlass des japanischen Schulbuchstreits (und eines Jahrestags)

Von Georg Schuster*

“By and large, the historian will get the kind of facts he wants.
History means interpretation.”

E. H. Carr, What is History?

Geschichtsbücher – und im Streit geht es um die 30er und 40er Jahre – sind Druckwerke, die auch in Japan von staatlichen Stellen zwar in Auftrag gegeben oder zugelassen, aber nicht geschrieben werden. Das obliegt auch dort einer akademischen Disziplin, die wissenschaftliche Freiheit genießt.

Trotzdem hat die Geschichtswissenschaft ein charakteristisches Verhältnis zu Politik und Gesellschaft – das ich leider nicht am japanischen Material darstellen kann. Es ist aber zum Verständnis eines Schulbuchstreits nicht unwichtig und wird in Japan nicht wesentlich anders beschaffen sein als in Staaten des Westens. Ich nehme daher zunächst deutsche und angelsächsische Belege zu Hilfe, die sich außerdem meist mit einem Ereignis von 1914 beschäftigen. … Den 1. Teil lesen

* Es handelt sich um ein Pseudonym. Der Name des Autors ist der Redaktion bekannt



logo-text-file  Weitere Texte von Georg Schuster* im Magazin Auswege:

 ► Legasthenie & Dyskalkulie –  Drei Anmerkungen zu einer schulischen  Wechstabenverbuchslung 

Wie intelligent sind Intelligenztheorien?

Lateinunterricht: Was es nützt, eine Kunstsprache zu lernen

Nennen wir mich Schuster

Alles ‚Denglisch‘ oder was? – Über die Sorgen um ein sprachliches Reinheitsgebot

Der Junge aus Shanghai

Hegel als Erzieher?

Bildung auf Deutsch: Nec scholae, nec vitae

Entlarvt: Ein Professor aus Neuseeland zeigt es den deutschen Einheitsschul-Ideologen!

Erlebensbezogenes Concept Coaching (ECC) – vielfältige Anwendungen in der Praxis

Die Entwicklung eigenständiger Konzepte und innovativer Zusammenarbeit gezielt unterstützen

von Heinke Deloch und Heinz-Joachim Feuerstein

Erlebensbezogenes Concept Coaching (ECC) ist ein Coachingansatz, in dessen Mittelpunkt die Begleitung von Personen und Gruppen bei der Entwicklung neuer Ideen und Konzeptionen steht. Basis ist die Methode TAE-Thinking at the Edge, die in vierzehn Schritten systematisch von einer ersten Idee zu einer ausgearbeiteten, in sich stimmigen Konzeption führt.

Bezugspunkt sind dabei die eigenen Erfahrungen und das damit verbundene „Gespür“ für einen Themenbereich. So werden typische Blockaden wie Stimmungsschwankungen, Pessimismus, Selbstentmutigung beim Entwickeln eigener Ideen konstruktiv bearbeitet und die gemeinsame Entwicklung neuer Konzeptionen in Gruppen und Teams wird methodisch angeleitet und abgesichert. … weiter

Der Aufsatz erschien zuerst in der Zeitschrift "Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung" (Heft 1/13). Dieses Coachingkonzept könnte auch in der Schulentwicklung zum Einsatz kommen. Wir haben deshalb bei der GwG (Gesellschaft für Personzentrierte Psychotherapie und Beratung) nachgefragt und danken für die Überlassung des Textes.

Legasthenie & Dyskalkulie – Drei Anmerkungen zu einer schulischen Wechstabenverbuchslung

von Georg Schuster*

„Ein gut aussehender Mensch zu sein ist eine Gabe der Umstände,
aber die Schreibe- und Lesekunst kommt von der Natur.“

Gerichtsdiener Holzapfel in „Viel Lärm um nichts“

Der Autor untersucht die Entstehung und die unterschiedliche Einschätzung der Legasthenie und der Dyskalkulie. Er stellt sich die Frage, ob ein Verzicht auf die Bewertung von Rechenleistungen im Fach Mathematik und in den Naturwissenschaften möglich ist und thematisiert die bayerische Trennung von Schwäche und Störung bei der LRS.

Im zweiten Teil stellt Georg Schuster fest, das sich schriftsprachliche Defizite nicht durch eine Art von Gehirn- oder Gedankengymnastik beheben lassen und fordert, dass wir die Fehlerquellen im Gedankengang des Kindes aufspüren und korrigieren müssen. Die Ordnung der Buchstaben und Zahlen müsse auf eine individuelle Art und Weise gelernt werden.   Den Aufsatz lesen

* Es handelt sich um ein Pseudonym. Der Name des Autors ist der Redaktion bekannt


logo-text-file  Weitere Texte von Georg Schuster* im Magazin Auswege:

  ► Wie intelligent sind Intelligenztheorien?

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„When will we ever learn?“

Zur Erinnerung an den großen Musikpädagogen Pete Seeger – Humanist, Musiker, Kämpfer gegen Unterdrückung und Krieg

von Eva Petermann

pete-seeger-81869_640_by_tpsdave_CC0Pete Seeger ist tot. Der 94-Jährige Folksänger starb am 28. Januar in New York, ein halbes Jahr nach dem Tod seiner geliebten Frau Toshi Ohta, mit der er 70 Jahre durch drei Kinder und in gemeinsamer Arbeit verbunden war. In zahllosen Nachrufen wurde die „Folklegende“ gewürdigt, der Kämpfer gegen Rassismus und Antisemitismus, der Friedens- und Umweltaktivist geehrt. … weiter

Foto: Pete Seeger by tpsdave, CC0

 

 

Abgrenzung

Über den Klassencharakter der Bildung, den Frust der Lehrkräfte und die Rolle der Gegenschulkultur

von Brigitte Pick

Es ist ein menschliches Grundbedürfnis, die kausalen Strukturen der Umwelt zu verstehen. Als ich unlängst mit einem alten Bekannten telefonierte, der jüngst 70 Jahre alt geworden ist, klingen mir seine Worte über Abgrenzung nach. Er müsse sich um sein Alter und seine kleinen Einschränkungen kümmern, seinen Interessen nachgehen, da die Lebenszeit schwinde. Er kann sich nicht um das Leid anderer kümmern, bedauert aber im gleichen Atemzug wie kalt die Gesellschaft werde. Er nennt sich feige, aber nicht selbstbezogen. … weiter


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Brigitte Pick schreibt regelmäßig im Magazin AUSWEGE. Hier geht es zu ihren bisher erschienenen Aufsätzen

 


Weitere interessante Aufsätze und Berichte zum Thema (Auswahl):

Das deutsche Schulsystem ist ein Verbrechen an den Kindern! Zahlen und Fakten von Oskar Brückner

Jugendkulturen heute – Essay von Klaus Farin, veröffentlicht auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung

Wie bitte wird man eine erfolgreiche (Ware) Arbeitskraft? Teil I bis IV von Uwe Findeisen

Leistungsstark, aber unglücklich? UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder in Industrieländern 2013. Internationaler Vergleich zeigt Fortschritte, aber auch geringe Lebenszufriedenheit. Mitteilung: UNICEF Deutschland

Der Papst als Kapitalismuskritiker: Unfehlbar?

Logo Gegenrede.gifGegeRede 33

von Freerk Huisken

Es besteht kein Zweifel daran, dass sich der Papst in seiner Schrift "Freude des Evangeliums" als Kapitalismuskritiker geoutet hat: "Der Kapitalismus tötet!" lautet sein Diktum, das begeistert begrüßt, halbherzig gescholten, als naiv bezeichnet oder zu einer Sache theologischer Auslegung erklärt wurde. Wie dem auch sei, der Satz ist in der Welt und hat angesichts des Unfehlbarkeitsanspruchs seines Autors Gewicht. … weiter


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 ► Die bisherigen GegenReden von Freerk Huisken anzeigen lassen

Echte Demokratie jetzt!?

von Ulrich Irion

Michael Hardt und Antonio Negri haben 2012 ihre Streitschrift „Demokratie!“ vorgelegt. Sie resümiert die jüngsten Protestbewegungen – von der Arabellion bis zu den Empörten in den USA, in Europa oder Israel. Als Wendepunkt, als „entscheidenden Schritt“ konstatieren die Autoren den Übergang zur Forderung „democracia real ya“, echte Demokratie jetzt (Hardt/Negri 2013: 8f).

Diese Einschätzung kontrastiert mit neueren Diagnosen, die die Demokratie-Enttäuschung zum Thema machen (vgl. „Bundestagswahl 2013 – Demokratie zum Abgewöhnen?“ im Auswege-Magazin vom 5. September 2013 oder Decker u.a. 2013). Zum Wechselspiel von Hoffnung und Enttäuschung, von emanzipatorischem Potenzial und restaurativer Realität seien hier einige Punkte, auch im Blick auf aktuelle Diskussionsbeiträge, angemerkt. … weiter

Wie intelligent sind Intelligenztheorien?

Ein Besinnungsaufsatz aus Anlass einer noch aktuellen Buchveröffentlichung

von Georg Schuster*

„Die wahrhafte Intelligenz [nennt] man mit Recht sonst auch Erkenntnisvermögen; nur dass der Ausdruck Vermögen die schiefe Bedeutung einer bloßen Möglichkeit hat.“

Hegel

Urheber von wissenschaftlichen Theorien haben sich in vergangenen Tagen zum Teil erheblich abgemüht, um sie zu begründen und ihnen Geltung zu verschaffen – um dann meist posthum zu erleben, wie ihre Gedanken zu Kurzfassungen verdichtet und als solche popularisiert wurden, die bei Bedarf durch bloße Erwähnung aufgerufen und verwendet werden können. Soweit es sich dabei um kompaktes Wissen über Natur und Gesellschaft, um Rechenregeln o.Ä. handelt, ist das in Ordnung und ganz praktisch. Dumm wird es nur, was sozialwissenschaftlich häufig der Fall ist, wenn in gleicher Weise mit Erkenntnissen verwechselte Ideologiebausteine Anwendung finden, die nicht wegen ihrer Wahrheit, sondern wegen ihrer Nützlichkeit für bestimmte gesellschaftliche Zwecke in Umlauf kamen, dort zu Gemeinplätzen wurden – und deshalb gar nicht mehr begründet werden müssen. … weiter


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Weitere Texte von Georg Schuster* im Magazin Auswege:

Lateinunterricht: Was es nützt, eine Kunstsprache zu lernen

Nennen wir mich Schuster

Alles ‚Denglisch‘ oder was? – Über die Sorgen um ein sprachliches Reinheitsgebot

Der Junge aus Shanghai

Hegel als Erzieher?

Bildung auf Deutsch: Nec scholae, nec vitae

Entlarvt: Ein Professor aus Neuseeland zeigt es den deutschen Einheitsschul-Ideologen!

* Es handelt sich um ein Pseudonym. Der Name des Autors ist der Redaktion bekannt

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