Ängste als Herrschaftsinstrument

Mitteilung: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Welche Sorgen Menschen plagen, hängt stark von ihrer ökonomischen Lage und ihrem kulturellen Hintergrund ab. Das zeigt eine empirische Studie unter Federführung der Universität Bonn.

Gerade die kulturelle Elite werte zudem mitunter die Befürchtungen anderer Gesellschaftsschichten als illegitim ab, schreiben die Wissenschaftler. Ängste seien insofern auch ein Herrschaftsinstrument. Die Studie ist nun im Fachjournal „The Sociological Review“ erschienen. … weiter

Quell: Uni Bonn | idw-online.de

Angst wirkt sich auf Immunsystem aus

Mitteilung: Max-Planck-Institut für Psychiatrie

Angst entsteht, wenn auf auslösende Stimuli eine übermäßige Stressreaktion folgt. Das ist ein wichtiger Schutzmechanismus des Körpers, wenn die Reaktion angemessen ist. Erfolgt sie unkontrollierbar und sind Betroffene länger solch extremen Stressreaktionen ausgesetzt, führt dies vermutlich zu epigenetischen Veränderungen, die sich ungünstig auf den Körper auswirken.

Forscher des Helmholtz Zentrums München und des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie sind dem auf den Grund gegangen, indem sie Daten aus breiten Bevölkerungsgruppen mit denen von Patienten verglichen. … weiter

Quelle: Max-Planck-Institut für Psychiatrie | idw-online.de

Angst, sich zu blamieren – Was hilft am besten?

Mediziner der Universität Gießen stellen den aktuellen Forschungsstand zu sozialer Angststörung im New England Journal of Medicine dar

Mitteilung: Justus-Liebig-Universität Gießen

In Europa sind mehr als zehn Millionen Menschen von einer sozialen Angststörung betroffen. Es handelt sich somit um eine der häufigsten Angststörungen.

Häufig werden Betroffene mit Psychopharmaka behandelt. Doch was hilft den verunsicherten Patientinnen und Patienten am besten? … weiter

Quelle: Universität Gießen | idw-online.de


 

weitere Artikel und Berichte zum Thema „Angst“ im Magazin Auswege

Deutschland als Prothese

Wozu nationale Identität?

von Götz Eisenberg

Zeiten der Krise lassen den privaten Wahn und die Idiosynkrasien üppig ins Kraut schießen. Der forcierte gesellschaftliche Wandel lockert traditionelle Anpassungsgefüge und lässt lebensgeschichtlich erworbene Orientierungsmuster und Modi der Selbstwertregulation hinfällig werden.

Das wachsende Auseinanderklaffen der lebensgeschichtlichen Prägungen und aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen macht krank und verrückt: Menschen, die an tradierten Denk- und Verhaltensmustern festhalten, die von außen nicht mehr gestützt und bestätigt werden, geraten schnell in eine Position abseitiger Starrheit, die wahnhafte Züge annehmen kann. Der Wahnsinnspegel innerhalb der Bevölkerung steigt, bis eines Tages einer kommt und den Privatwahn zum Prinzip erhebt und politisch in Gang setzt.

Der Privatwahn verschwindet in der Verrücktheit des Ganzen. Dem einzelnen Halbirren wird, nach den Worten von Ernst Simmel, auf diese Weise erspart, ein ganzer zu werden. Die Menschen, jene kleinen überspannten Säugetiere, über die die Katastrophe des Denkens hereingebrochen ist, haben das unabweisbare Bedürfnis, sich in Raum und Zeit, Geschichte und Gesellschaft zu lokalisieren, eine Ortsbestimmung ihres Lebenszusammenhangs vorzunehmen. … weiter


 

Alle Texte von Götz Eisenberg im Magazin Auswege

Alle Texte von Götz Eisenberg im GEWerkschaftsMAGAZIN


 

Leseempfehlung:
Götz Eisenberg hat im Juli 2017 in der Tageszeitung „Junge Welt“ einen zweiteiligen Artikel über Ängste und Neurosen geschrieben.

 Teil 1: Dunkelkammern des Ich

 Teil 2: Im Abseits

Das große Unbehagen der kleinen Leute

Über die Aneignung linker Energien von rechts

von Götz Eisenberg

„Die Menschheit befindet sich in der Krise –
und es gibt keinen anderen Ausweg aus dieser Krise
als die Solidarität zwischen den Menschen.“
(Zygmunt Bauman)

„Der Mensch wird – in dieser Gesellschaft –
überflüssig, vorher schwinden seine Fähigkeiten.“
(Max Horkheimer)

Erich Kästner hat 1958 in Hamburg anlässlich des 25. Jahrestages der Bücherverbrennung eine Rede gehalten, in der es heißt: „Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden mWarenüssen. Danach war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Drohende Diktaturen lassen sich nur bekämpfen, ehe sie die Macht übernommen haben.“

Dieser Passus enthält Handlungsanweisungen für diejenigen unter uns, die in Deutschland und Europa die Gefahr einer Faschisierung erkennen. Wir müssen uns dringend um linke Aneignungsformen von Energien, Sehnsüchten, Ängsten und Leidenserfahrungen bemühen, die sich sonst die Rechten unter den Nagel reißen, um sie nach rückwärts in Gang zu setzen. Wenn es den Faschisten und Rechtspopulisten gelingt, wie in den Jahren vor 1933, die real existierende kapitalistische Entfremdung in die völkische Schimäre der Überfremdung zu verwandeln, werden wir Zeugen einer Faschisierung – mit Migranten, Flüchtlingen und Linken in der Rolle der Sündenböcke und Opfer. … weiter


 

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Über die selbstgerechten und skandalisierenden öffentlichen Debatten

von Brigitte Pick

In dem Gebäude, in dem ich täglich schwimme, befindet sich auch eine florierende Einrichtung für Fortbildungen und Deutschkurse für Flüchtlinge. Mir fallen immer wieder junge Männer auf, die Höflichkeiten pflegen, die hier längst verloren gegangen zu sein scheinen. Sie grüßen freundlich zurück, lassen einem an der Tür, die sie offen halten, den Vortritt u.ä.m. Ein gemeinsamer Fahrstuhl führt jeden an seinen Ort. Kürzlich – das Attentat mit dem LKW am Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg war nicht lange her – war ich entsetzt über meine eigenen Gedankenspiele, die sich aus einer von mir beobachteten Situation im Fahrstuhl ergaben, einer Hysterie, vermittelt durch die Medien, der man sich kaum entziehen kann. Zwei gut angezogene arabische Männer mittleren Alters schauen sich auf einem Handy WhatsApp-Mitteilungen in arabischer Sprache an. Der eine wollte nicht darüber sprechen, der andere las eine Nachricht in Deutsch vor: Pass auf, dass sie nicht abhauen. Sie entfleuchen in ihre Unterrichtsräume, ich schwimme und entledige mich der unseligen Gedanken über Terroristen oder ihre Helfer.

Die Angst vor Attentaten und Terroristen beherrscht über Wochen die Medienlandschaften und führt zu nachgerade hysterischen Kampagnen unter dem Motto: Jetzt erst recht, wir lassen uns nicht spalten und uns unsere Art zu leben nicht nehmen. Es gibt eine höchst ungleiche Freiheit und Sicherheit. … weiter

©Foto: Mediations, pixabay, Lizenz: CC0


weitere Aufsätze von Brigitte Pick im Magazin Auswege

Sozialpsychologe Immo Fritsche zur Angst nach dem Anschlag von Berlin

Mitteilung: Uni Leipzig

Nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt, bei dem am Montagabend 12 Menschen starben, wächst die Verunsicherung in der Bevölkerung. Welche Folgen könnte das Attentat für das soziale Verhalten der Deutschen haben? Wie sollten sie mit ihrer Angst umgehen? – Immo Fritsche, Professor für Sozialpsychologie an der Universität Leipzig, gibt Antworten auf diese Fragen. … weiter

Quelle: www.uni-leipzig.de

Depressionen bei Jugendlichen gehen auf den Magen, Ängste unter die Haut

Mitteilung: Universität Basel

Psychische Störungen und körperliche Erkrankungen kommen häufig im Doppelpack vor. Psychologen der Universität Basel und der Ruhr-Universität Bochum haben dabei bei Jugendlichen erstmals zeitliche Muster identifiziert: Arthritis und Erkrankungen des Verdauungssystems treten häufiger nach Depressionen auf, und Angststörungen ziehen Hautkrankheiten nach sich. … weiter

Quelle: Uni Basel/idw-online.de

Angst vor Vergeltung

Warum wir Regelverstöße nicht immer angemessen rügen

Mitteilung: Universität zu Köln

Angenommen eine Gruppe von Reisenden beobachtet am Bahngleis zwei Umweltsünder. Eine Person wirft ihren leeren Kaffeebecher auf den Boden. Die andere verschmutzt den Bahnsteig nicht nur mit einem Kaffeebecher, sondern noch mit einem ganzen Müllbeutel dazu. Wer von beiden hätte eher mit einer Rüge der anderen Reisenden zu rechnen? … weiter

Quelle: www.uni-koeln.de/idw-online.de

Zum Verhältnis von Angst und Demokratie

von Götz Eisenberg

„Aus dem Sumpf des Unbewussten blubbert
wie stinkende schweflige Lava der über viele Jahre
im Zaum gehaltene Antisemitismus wieder hoch. …
Meine Prophezeiung vor Jahrzehnten,
dass die dritte Generation
das Nazitum zurückbringen wird.“
(Imre Kertész)

Die Landtagswahlen vom 13. März 2016 haben uns vor Augen geführt, wie groß das rechtsextreme und antidemokratische Wählerpotenzial in Deutschland ist.

Von anderer Seite und aus anderen Motiven gehen die sogenannten Terroristen gegen die westliche Lebensform vor. In Gefahr gerät die Demokratie aber auch durch die panischen Gegenreaktionen des Staates, der in Namen der Terrorbekämpfung bereit ist, wesentliche Bestandteile des demokratischen Rechtsstaates auf dem Altar der Sicherheit zu opfern. … weiter Weiterlesen

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