Vom Blockwart zum Blogwart

von Stefan Oehm

keyboard-by_edar_pixabay_CC0„Blockwart“. Sagt Ihnen der Begriff noch etwas? Laut Wikipedia war er der Blockleiter der NSDAP, zuständig „für 40 bis 60 Haushalte (…) mit durchschnittlich rund 170 Personen“. Er hatte seine „arische Abstammung bis zum Jahre 1800 nachzuweisen“ und „war zu vorbildlichem Verhalten auch im Privatleben angehalten“.

Seinen Aufgabenbereich beschrieb das Hauptschulungsamt der NSDAP wie folgt: „Der Hoheitsträger muss sich um alles kümmern. Er muss alles erfahren. Er muss sich überall einschalten.“ Dazu gehörte insbesondere, dass er in seinem unmittelbaren Umfeld für die unbedingte und kompromisslose Durchsetzung der nationalsozialistischen Rassenpolitik verantwortlich zeichnete.

So hatte er unverzüglich „Judenfreunde“, also Volksschädlinge der übelsten Sorte, zu melden, listete jüdischen Besitz und jüdische Wohnungen auf und achtete mit heiligem Eifer darauf, dass alle Vorschriften, die für die jüdischen Untermenschen galten, von diesen auch aufs Genaueste befolgt wurden. … weiter

©Foto: edar, pixabay, CC0

Unterrichtsmaterial: Geschichte des 1. Mai

DodgerRed-Flag-Wavingvon Hasso Rosenthal

Eine kleine Geschichte: Frauke wacht erschreckt auf. Sie sieht auf die Uhr und springt aus dem Bett. Im Haus ist es ganz still. Vater und Mutter werkeln nicht in der Küche, der kleine Jens schläft noch ganz ruhig in seinem Bett. Aber die Uhr steht doch schon auf 8 Uhr!

Das Mädchen zieht sich schnell die Hausschuh an und rennt ins Schlafzimmer. Sie springt ins Bett und rüttelt ihre Mutter. „Mutti, Mutti! Wir haben verschlafen. Los raus! Ich muß doch zur Schule!“ Der Vater schreckt aus dem Bett, sieht auf und lacht dann: „Aber Frauke, heute ist doch der 1. Mai! Der Tag der Arbeit! Da haben alle frei und wir auch!“ Die Mutter reibt sich die Augen und lächelt: „Das ganze Jahr arbeiten Angestellte, Arbeiter und Beamte. Es gibt viele kirchliche Feiertage und den 3. Oktober. Aber heute denken wir an die, die das Leben bei uns erst möglich machen durch ihre Arbeit mit Hand und Kopf. An uns selbst. Und deshalb haben die Volksvertreter diesen Tag zum Feiertag gemacht.“ Weiterlesen

Besatzungskinder des Zweiten Weltkriegs häufig psychisch stark belastet

Mitteilung: Universität Leipzig

In Deutschland sind mindestens 200.000 Kinder am Ende des Krieges und in der Nachkriegszeit von Soldaten der vier Besatzungsarmeen gezeugt worden.

Wissenschaftler der Universitäten Leipzig und Greifswald haben in einer Studie jetzt erstmals die Bedingungen untersucht, unter denen die Besatzungskinder aufgewachsen sind – und die psychosozialen Folgen für die Betroffenen. Sie sind als „Kinder des Feindes“ häufig stigmatisiert und diskriminiert sowie über die Identität ihres Vaters im Unklaren gelassen worden. Viele von ihnen sind auch heute noch psychisch stark belastet. … weiter

Quelle: Uni Leipzig/idw-online.de

Geschichte der DDR

Die Bundeszentrale für polit. Bildung hat den Falter Zeitgeschichte Nr. 4 herausgebracht:

"Der neue Falter Zeitgeschichte wagt wie immer den Blick zurück – diesmal auf die Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik. Der Zeitstrahl zeigt die wichtigsten Entwicklungsschritte der DDR, mit spannenden Zusatzinfos und aufwendig illustriert. … Die Rückseite präsentiert Publikationen der bpb zum Themenblock DDR, die besonders geeignet für den Unterricht sind."

Der Autor: Dr. Eckart Thurich, Seiten: 1, Erscheinungsdatum: Oktober 2014, Erscheinungsort: Bonn, Bestellnummer: 5438

tipÜbersichtlich gestaltet; klasse Grafiken, gute erklärende Textchen; zum Ausdruck schlecht geeignet, weil die Grafikleute anstelle von mehreren DIN A-4-Seiten 1 sehr lange Seite gemacht haben (ist ein ziemliches Gefummel und Geschneide beim Drucken) – zum Ansehen am PC taugt das Dokument. Also besser kostenlos bestellen – auch in höherer Stückzahl für die Arbeit in der Klasse möglich. Auf geht's:

Hier kann man die pdf-Datei herunterladen (schwarz/weiß oder farbig, 7,1 MB) oder kostenlos bestellen

 

Erster Weltkrieg: Schulwandbilder für die Propaganda

Mitteilung: Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Im Ersten Weltkrieg sollten auch die Schulen die anfängliche Kriegseuphorie der Deutschen unterstützen. Schulwandbilder waren dabei weit verbreitetes Propagandamaterial. Ein besonders eindrückliches Beispiel dafür ist das Bild „Ausmarsch 1914“.

Rund 20.000 schulische Wandbilder beherbergt die Forschungsstelle Historische Bildmedien an der Universität Würzburg; sie stellt damit ein einzigartiges Bilderarchiv da. Auch Bilder aus der Zeit des Ersten Weltkriegs sind Bestandteil der Sammlung. Aus Anlass des Kriegsausbruchs vor 100 Jahren hat die Pressestelle der Universität die Leiterin der Forschungsstelle, Dr. Ina Katharina Uphoff, gebeten Wandbilder herauszusuchen, die sich mit diesem Thema beschäftigen, und diese zu kommentieren. Hier ist ihr Bericht: … weiter

Quelle: http://www.bildungswissenschaft.uni-wuerzburg.de/forschungsstelle_historische_bildmedien und idw-online.de

Das Attentat von Sarajevo oder: Von der Abdrift der Geschichte

In der Schule bekamen wir beigebracht: Am 28. Juni 1914 hat in Sarajevo ein fanatischer Serbe den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand feige ermordet. Die Folge war der Erste Weltkrieg. Um 1968 herum hieß es dann: Papperlapapp – der Imperialismus und seine Widersprüche führten zum Krieg. Die Attentäter von Sarajevo kamen in dieser Version der Geschichte gar nicht mehr oder nur als willenlose Marionetten vor.

Heute geht es unserem Autor Götz Eisenberg um die dialektische Vermittlung beider Erklärungen, in der sowohl die konkreten Gestalten der Attentäter und ihre Intentionen, als auch der Imperialismus – als übergreifender Rahmen und Bedingungsgefüge der Ereignisse – vorkommen:

 

quotes_oben  Götz Eisenberg

  Das Attentat von Sarajevo oder: Von der Abdrift der Geschichte

 Besuch am „Vidovdan“

„Was einen Terroristen ausmacht,
ist zunächst einmal eine bestimmte Art der Verzweiflung.
Oder genauer gesagt, das Streben,
über die Verzweiflung hinauszugehen,
indem er sein Leben einsetzt
und so der Verzweiflung einen Sinn gibt.“

John Berger

Es war ein schöner Sommertag, wie es sich für einen 28. Juni gehörte. Der Himmel war von einem makellosen Blau, und die Stadt badete geradezu im klaren Licht der Morgensonne. Ein herrliches Sonntagswetter für alle gebeten und ungebeten Gäste, die heute nach Sarajevo kommen würden“, dachte der Untersuchungsrichter Leo Pfeffer, als er an diesem Morgen in Begleitung einer seiner Töchter das Haus verließ. Sie schlugen den Weg zum Rathaus ein, um die Ankunft des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand mitzuerleben.

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Geschichte wird gemacht – Teil II

Aus Anlass des japanischen Schulbuchstreits (und eines Jahrestags)

Von Georg Schuster*

„History is written by the winners.”
George Orwell im Februar 1944

Im „War Remnants Museum“ von Ho Chi Minh City steht im Gästebuch folgender Eintrag eines vermutlich jungen Neuseeländers: „If I was an American, I would apologize for what my country has done.”

Der kurze Satz hat es in sich. Denn es ist zwar verbreitet, aber deshalb noch nicht selbstverständlich, dass sich ein Gefühl der Betroffenheit – das Museum zeigt anschaulich die Kriegsopfer und -folgen auf Seiten Vietnams – fast unmittelbar als patriotische Empfindung einstellt und das Bedürfnis erzeugt, in ein quasi-privates Verhältnis zu einem historischen Vorgang zu treten, an dem man schon aus Altersgründen gar nicht beteiligt war. Nur die Gewohnheit, ein nationales ‚Wir‘ auch in der Geschichte zu verorten, kann dieses Fühlen hervorbringen – und als Brücke dafür dienen, sich in analoger Weise auch in Angehörige fremder Nationen hineinzuversetzen. Den 2. Teil lesen

Den 1. Teil downloaden

* Es handelt sich um ein Pseudonym. Der Name des Autors ist der Redaktion bekannt


 logo-text-file Weitere Texte von Georg Schuster* im Magazin Auswege:

 ► Legasthenie & Dyskalkulie –  Drei Anmerkungen zu einer schulischen  Wechstabenverbuchslung 

Wie intelligent sind Intelligenztheorien?

Lateinunterricht: Was es nützt, eine Kunstsprache zu lernen

Nennen wir mich Schuster

Alles ‚Denglisch‘ oder was? – Über die Sorgen um ein sprachliches Reinheitsgebot

Der Junge aus Shanghai

Hegel als Erzieher?

Bildung auf Deutsch: Nec scholae, nec vitae

Entlarvt: Ein Professor aus Neuseeland zeigt es den deutschen Einheitsschul-Ideologen!

Geschichte wird gemacht – Teil I

Aus Anlass des japanischen Schulbuchstreits (und eines Jahrestags)

Von Georg Schuster*

“By and large, the historian will get the kind of facts he wants.
History means interpretation.”

E. H. Carr, What is History?

Geschichtsbücher – und im Streit geht es um die 30er und 40er Jahre – sind Druckwerke, die auch in Japan von staatlichen Stellen zwar in Auftrag gegeben oder zugelassen, aber nicht geschrieben werden. Das obliegt auch dort einer akademischen Disziplin, die wissenschaftliche Freiheit genießt.

Trotzdem hat die Geschichtswissenschaft ein charakteristisches Verhältnis zu Politik und Gesellschaft – das ich leider nicht am japanischen Material darstellen kann. Es ist aber zum Verständnis eines Schulbuchstreits nicht unwichtig und wird in Japan nicht wesentlich anders beschaffen sein als in Staaten des Westens. Ich nehme daher zunächst deutsche und angelsächsische Belege zu Hilfe, die sich außerdem meist mit einem Ereignis von 1914 beschäftigen. … Den 1. Teil lesen

* Es handelt sich um ein Pseudonym. Der Name des Autors ist der Redaktion bekannt



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 ► Legasthenie & Dyskalkulie –  Drei Anmerkungen zu einer schulischen  Wechstabenverbuchslung 

Wie intelligent sind Intelligenztheorien?

Lateinunterricht: Was es nützt, eine Kunstsprache zu lernen

Nennen wir mich Schuster

Alles ‚Denglisch‘ oder was? – Über die Sorgen um ein sprachliches Reinheitsgebot

Der Junge aus Shanghai

Hegel als Erzieher?

Bildung auf Deutsch: Nec scholae, nec vitae

Entlarvt: Ein Professor aus Neuseeland zeigt es den deutschen Einheitsschul-Ideologen!

Tonbandmitschnitt des 1. Frankfurter Auschwitz-Prozesses

Auf der Seite des Fritz Bauer Instituts – Geschichte und Wirkung des Holocaust – kann man Transskriptionen (pdf-Dateien) und Audiomitschnitte des 1. Frankfurter Auschwitz-Prozesses downloaden.

Zu lesen bzw. hören sind Aussagen und Beiträge von Richtern, Zeugen, Angeklagten, Verteidigern und Anklagevertreter.

Für Geschichtslehrkräfte eine wahre Fundgrube. Da einige Audiodokumente auch als Textabschriften vorliegen, können sie im Unterricht – mit AAs versehen – gezielt bearbeiten werden.

unterrichtstipp 

   ► zur Downloadseite des Fritz Bauer Instituts

 

 

 

Ich habe Auschwitz überlebt

film.gifPlanet-Wissen stellte am 2.10.2013 einen Film mit Esther Bejarano als Podcast ins Netz. Im Film wird Esther Bejarano interviewt, Bild- und Filmausschnitte werden eingeblendet. Sehr gut im Geschichts-Unterricht einzusetzen! Ab Klasse 9 zu verwenden. Länge: knapp 60 Min.

Esther Bejarano ist Jüdin und gerade acht Jahre alt, als Adolf Hitler die Macht ergreift. Mit 16 kommt sie in ein Zwangsarbeitslager, mit 18 ins KZ nach Auschwitz. Nur wenige überlebten die Vernichtungslager. Bejarano ist eine von ihnen.
Quelle: podcast.wdr.de/planetwissen.xml

Übersichtsseite zum Film mit Möglichkeit zum Download

 

 

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