Der Unterworfene, der unterwerfen soll

von Stefan Oehm

Jeder einzelne Mensch ist in die Zeit und die Welt geworfen. In ein Da-Sein genauso wie in ein So-Sein. In ein komplexes Geflecht aus kulturellen Bedingungen, gesellschaftlichen, religiösen, ethischen Normen, in einen vorgefundenen Platz, in einen je individuellen Möglichkeitsrahmen: in eine ihm zugehörige, spezifische Variante der vorfindlichen Lebenswelt, die ihrerseits eingebunden ist in eine weltumspannendes Geflecht unzähliger Lebenswelten.

Ein minimalistischer Essay zur Subjektivität, der bewusst keine Antworten bieten, sondern in gebotener Kürze gewohnte Sichtweisen in Frage stellen will…. weiter

 

Algorithmus und Spiritualität

Eine Exkursion
von Stefan Oehm

1.
Heimat. Herz. Ehre. Stolz. Seele. Sehnsucht. Die Köpfe der Menschen sind derzeit voll mit solch irrationalen und emotional aufgeladenen Begrifflichkeiten. Allesamt stehen sie im harten Kontrast zu unserer ansonsten so von instrumenteller Vernunft, von Ökonomisierung, Nutzenorientierung und dem Primat der Verwertbarkeit, Berechenbarkeit und Messbarkeit dominierten Lebenswelt, die unsere Denkstruktur und damit unsere Sicht der Dinge beherrscht.

Eine positivistisch grundierte Zeit, die das Ende der von Horkheimer/Adorno beschriebenen Aufklärung zu markieren scheint, die einst in den Welterklärungen der Mythen ihren Anfang nahm. Sie bedeuteten das Ende unserer ursprünglichen Unmittelbarkeit: Der Mensch verließ die Natur, um in die Kultur zu treten. Er lebte von nun an nicht mehr als Natur in und mit der Natur, sondern stellte sich die Welt vor. Erklärte sie sich. Nannte die Dinge beim Namen. Und bannte sie im Wort: Damit trat der Logos, die Ratio in seine bis dato heile Welt. … weiter

©Grafik: identity by geralt, pixabay.com, Lizenz: CC0


Hinweis: Aufgrund der Länge des Textes empfehlen wir den Ausdruck des Aufsatzes: kleinere Schrift, geringerer Zeilenabstand (siehe auch „print“). Der reine Text umfasst 19 Seiten. Download der Printfassung

Was bedeutet Teilhabe für die Kunst?

von Stefan Oehm

… Gerade vor dem Hintergrund der Bedeutung von Kunst und Kultur als konstituierende und stabilisierende Kraft für eine offene, zivilisierte Gesellschaft, bekommt der erweiterte Gebrauch des Wortes Teilhabe eine Bedeutung, deren Dimension sich einem erst nach und nach eröffnet: Teilhabe bedeutet da nicht mehr passiver Konsum, sondern aktive Auseinandersetzung mit dem Werk – KünstlerInnen zwingen den Einzelnen durch ihre inspirierende Nötigung zur spontanen, selbstverantworteten Stellungnahme.

Somit wären es nicht Kunst und Kultur, die „Werte jenseits der Maßstäbe ökonomischer Verwertbarkeit“ schaffen – dank ihrer inspirierenden Kraft schaffen Kunst und Kultur diese Werte durch und mit uns: In einem steten Prozess der Rezeption und Inspiration konstituieren sich alle Beteiligten mit ‚unsichtbarer Hand’ (Adam Smith) gemeinsam ihre gemeinsamen kulturellen Werte, ihre gemeinsame Geschichte und Identität. Diese stellen sich somit, von niemandem beabsichtigt, als kollektives Resultat der individuellen Beiträge dar. … weiter


 

Weitere Texte von Stefan Oehm im Magazin Auswege

 

©Foto: twinlili / www.pixelio.de

 

Die funktionale Gesellschaft

von Stefan Oehm

person-by_geralt_pixabay_cc0Dieser Tage geschieht in Düsseldorf Befremdliches. Da versucht der Oberbürgermeister in einem kommunalpolitischen Handstreich die gewachsene städtische Kulturlandlandschaft grundlegend zu ändern. Unter seiner Ägide soll es eine völlige Neuordnung der Museumslandschaft geben, die Neubesetzung der Position des scheidenden Chefs des Museum Kunstpalast, Beat Wismer, wird zum Anlass genommen, ein Spardiktat der radikalen Art zu diskutieren: Eine Generalintendanz, die alle wesentlichen Düsseldorfer Museum und Zentren der Kunstvermittlung wie Kunstpalast, Kunsthalle und „Kunst im Tunnel“ zusammenführt.

Dieses Planspiel eröffnet die Option einer verschlankten Verwaltung sprich Einsparung von Personal sprich Kostenreduktion: Wirtschaftsberater sind im Auftrage der Stadt unterwegs, um im Rahmen des Programms „Verwaltung 2020“ Einsparpotenziale zu eruieren. Bis zu einem Fünftel aller Stellen bei der Stadt sollen eingespart werden, Museen und Kulturamt müssen zukünftig mit beträchtlich weniger Mitteln und Mitarbeiter auskommen. …

Doch um Düsseldorf geht es hier nur vordergründig, die Stadt steht lediglich stellvertretend für eine immer weiter um sich greifende, immer machtvoller werdende Tendenz. …

Das pekuniäre Damoklesschwert, das über den Museen, über den Theatern und der freien Kulturszene schwebt, ist eines, das über uns allen schwebt. Insbesondere über denen, die die Kultur als eine zivilisatorische begreifen: Es ist eine unheilige disruptive Kraft, die im Primat der Logik der Ökonomisierung steckt und alles in ihrem Sinne überformt…. weiter

Erfahrungen lassen Hirnzellen sprießen: Studie beleuchtet die Frage, wie Individualität entsteht

Mitteilung: Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE)

Wie werden Lebewesen zu Individuen, die sich durch ihre ganz persönliche Hirnstruktur und ihr Verhalten von anderen unterscheiden? Forschern in Dresden, Berlin, Münster und Saarbrücken ist jetzt ein entscheidender Schritt zur Klärung dieser Frage gelungen: Sie konnten bei Mäusen nachweisen, dass Erfahrungen die Neubildung von Hirnzellen beeinflussen und somit zu messbaren Veränderungen im Gehirn führen können. Die Ergebnisse der Studie erschienen am 10. Mai 2013 in der Fachzeitschrift Science. … weiter

Quelle: PM v. 10.5.2013 – DZNE/idw

Siehe auch die Randnotiz von Hasso Rosenthal: Intelligenz ist ein veränderlicher Faktor