Hessen spart sich die Inklusion

Kritik des Entwurfs der Verordnung über Unterricht, Erziehung und sonderpädagogische Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen (VOSB) vom Juli 2011

von Johannes Batton

Die Auseinandersetzung um die Inklusion in Hessen geht weiter. Nach Verabschiedung des Gesetzes im Juni 2011 liegt nun der Entwurf der neuen sonderpädagogischen Verordnung auf dem Tisch, die das katastrophale Gesetz ins Konkrete verlängert.

Johannes Batton hat eine Kritik dieser geplanten Verordnung verfasst, weil KollegInnen und Eltern die Vorgänge zu wenig mitkriegen. Öffentlicher Druck tut also Not.

Die Auseinandersetzungen um die Inklusion (nicht nur in Hessen) gehen weiter. Den Aufsatz lesen

 

Bisher zum Thema Inklusion erschienene Aufsätze und Berichte. Auswahl:

Inklusion und Konfusion – Was auf Hessens Schulen zukommt von Johannes Batton

Nachlese zum Artikel „Inklusion und Konfusion – Was auf Hessens Schulen zukommt“ von Johannes Batton

Förderung muss gestaltet, nicht verwaltet werden von Claus Heymann

Integration an der Realschule – die beste Zeit in unserem Pädagogenleben von Altrud Gönnert und Vicco Meyer

„… als hätte uns vorher eine Farbe gefehlt”. Benjamin im integrativen Kindergarten von Jacqueline Erk

Und es geht doch! Rezension des Buches „Auf dem Weg zur Schule für alle“ von Detlef Träbert

Inklusive Bildung nach wie vor in vielen Bundesländern die Ausnahme Mitteilung der Bertelsmann Stiftung

 

 

Schulfrieden auf Kosten der Kinder

Mitteilung: Aktion Humane Schule e.V.

Vor einem „Schulfrieden in NRW auf Kosten der Kinder“ warnt die Aktion Humane Schule (AHS). „Der angestrebte Konsens zwischen SPD, CDU und GRÜNEN droht Strukturen zu zementieren, die die Umsetzung des Auftrags zur Schaffung eines inklusiven Schulwesens verhindern“, so AHS-Bundesvorsitzender Detlef Träbert. Die angestrebten Bestandsgarantien für Schularten auf die Dauer von zehn Jahren „führen das Selektionsprinzip ungeniert fort.“ Die Politik rechtfertige sich damit, dass man „die Menschen mitnehmen müsse“, aber lasse dabei die Kinder zurück.

Deutschland und seine Bundesländer haben sich verpflichtet, das Schulwesen im Sinne des Art. 24 der Behindertenrechtskonvention (BRK) umzugestalten. Das beinhaltet die Orientierung der Schule an Menschenwürde und Selbstwertgefühl der Kinder sowie an der Garantie zur vollen Entfaltung ihrer Talente und Persönlichkeiten. „Kinder nach wie vor in verschiedenwertige Schularten einsortieren zu wollen bedeutet daher einen offener Rechtsbruch“, stellt Träbert den Standpunkt der Aktion Humane Schule klar. „Alle Bildungspolitiker anerkennen den Fakt, dass die soziale Selektivität der deutschen Schule höher ist als in den anderen PISA-Nationen. Gleichzeitig traut sich bundesweit niemand von ihnen, das Selektionsprinzip abzuschaffen. Selbst die Tendenz zur Zweigliedrigkeit stellt keinen prinzipiellen Fortschritt dar. Das ist ein kollektives Versagen der politisch Verantwortlichen.“

Träbert beklagt, dass es in der bundesdeutschen Gesellschaft einmal eine Zeit gegeben habe, in der das Prinzip „Für unsere Kinder ist das Beste gerade gut genug“ gegolten habe. Heute scheine es, als ob das parteipolitische Gesicht zu wahren Politikern mehr wert sei als das Wohl der Kinder.

Pressemitteilung v. 17.6.2011
Bundesverband Aktion Humane Schule e.V.
Rathausplatz 8 – 53859 Niederkassel
Tel.: 02208 / 90 96 89  Fax: -/ 90 99 43
www.aktion-humane-schule.de

  
   
 

Förderung muss gestaltet, nicht verwaltet werden

 

 

 

 

Die Diskussion über die Integration an der Regelschule geht weiter:

Kritik an der Praxis der bestehenden Form der integrativen Förderung – Ein Zwischenruf

von Claus Heymann

Als Sprachheillehrer bin ich seit mehreren Jahren im Gemeinsamen Unterricht (GU) eingesetzt. Die Arbeit als Leiter einer Sprachheilklasse reduziert sich nur noch auf Förderung in Kleingruppen oder auf Einzelförderung. Die im Unterricht eingebundene integrative Förderung innerhalb  einer Klasse nach sonderpädagogischen Prinzipien, wie zu Beginn meiner Tätigkeit 1991, kann nur noch rudimentär stattfinden, da die Schulaufsicht den Einsatz von Sprachheillehrkräften z.B. als Klassenlehrer/in untersagt. Die Tätigkeit des Sprachheillehrers als Leiter einer Sprachheilklasse besteht somit als Reisender in Sachen Förderung. … weiter

gsf – Wir führen mit diesem Aufsatz von Claus Heymann die Diskussion über die inklusive Schule fort. Der Autor beschreibt zwar seine Situation für hessische Schulen, sämtliche Aspekte betreffen aber die anderen Bundesländer genauso.

Im Zuge der Auflösung/Reduzierung der Förderschulen werden Förderschüler an die Regelschulen zurückgeführt bzw. an der Regelschule unterricht. Die Befürworter und Gegner dieses Paradigmenwechsels diskutieren bereits seit Jahren über Sinn und Unsinn, über Chancen und Anforderungen dieser bildungspolitischen/pädagogischen Maßnahme.

 

Bisher erschienene Aufsätze zum Thema Inklusion:

►Inklusion und Konfusion – Was auf Hessens Schulen zukommt

►Und es geht doch! Rezension des Buches „Auf dem Weg zur Schule für alle“

►Integration an der Realschule – die beste Zeit in unserem Pädagogenleben

►„… als hätte uns vorher eine Farbe gefehlt”. Benjamin im integrativen Kindergarten

►Alle Inklusionsartikel inkl. Meldungen und Kurzberichte

 

 

Nachlese zum Artikel „Inklusion und Konfusion – Was auf Hessens Schulen zukommt“

Der Artikel „Inklusion und Konfusion – was auf Hessens Schulen zukommt“ bezieht sich in seiner Kritik auf den Gesetzentwurf zur Regierungsanhörung aus dem September 2010.

Johannes Batton hat diese Nachlese zu seinem Erstaufsatz verfasst. Download der Nachlese

Wer den Erstaufsatz noch nicht kennt: Hier geht es zum Aufsatz „Inklusion und Konfusion – Was auf Hessens Schulen zukommt“

Weiterer Aufsatz zum Thema Inklusion an Hessens Schulen:

Förderung muss gestaltet, nicht verwaltet werden. Kritik an der Praxis der bestehenden Form der integrativen Förderung – Ein Zwischenruf von Claus Heymann

Inklusion und Konfusion – Was auf Hessens Schulen zukommt

von Johannes Batton

Die Bundesrepublik Deutschland hat die UN-Konvention „über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ im Jahr 2007 unterschrieben. Dieses Übereinkommen verpflichtet in Artikel 24 (2) die Vertragsstaaten, Menschen mit Behinderungen nicht vom allgemeinen Bildungssystem auszuschließen. Seit 2009 ist dies in Deutschland Gesetz. Es muss also etwas passieren in unseren „allgemeinen“ Schulen, in denen bisher nur 17 Prozent der Kinder mit „sonderpädagogischem Förderbedarf“ zusammen mit anderen Kindern unterrichtet werden.

gsf – Johannes Batton beschreibt in seinem Aufsatz die Machenschaften des Hessischen Kultusministeriums und stellt fest, dass die Regelschule in Zukunft für alle Kinder zuständig sein werde und dass Klassen mit behinderten Kindern genauso groß sein können, wie alle anderen Klassen auch. Es geht u.a. um eine riesengroße "Sparschweinerei".

Diese Probleme sind natürlich nicht auf Hessen beschränkt. Der Autor zeigt sie am Beispiel Hessens auf. Wir tun gut daran, uns alle rechtzeitig damit auseinanderzusetzen. … weiter

Hinweis: Johannes Batton hat am 3.2.2011 eine Nachlese zu diesem Erstaufsatz verfasst. Download der Nachlese

 

Weiterer Aufsatz zum Thema Inklusion an Hessens Schulen:

Förderung muss gestaltet, nicht verwaltet werden. Kritik an der Praxis der bestehenden Form der integrativen Förderung – Ein Zwischenruf von Claus Heymann

Johannes Battons neuester Aufsatz zum Thema Inklusion vom 2.10.2012:

►Fehlstart in die Inklusion – Menschenrecht in Hessen unter Haushaltsvorbehalt

 

Und es geht doch!

Rezension des Buches „Auf dem Weg zur Schule für alle“

von Detlef Träbert

Im November 2009, als die UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) bereits acht Monate lang geltendes Recht in Deutschland war, führte die Lebenshilfe gemeinsam mit elf weiteren Organisationen (darunter auch die Aktion Humane Schule) eine Fachtagung durch: „Eine Schule für alle“. Die Nachfrage war riesig. Im Rahmen der Veranstaltung wurde die „Offenbacher Erklärung“ formuliert, in der die Tagungsergebnisse und Forderungen der 380 Teilnehmer/-innen zusammengefasst sind. Diese sowie 24 fachliche Beiträge zu Theorie und Praxis der inklusiven Schule gibt der im Juni 2010 erschienene Band „Auf dem Weg zur Schule für alle“ wieder. … weiter

Integration an der Realschule – die beste Zeit in unserem Pädagogenleben

von Altrud Gönnert und Vicco Meyer

Das Thema einer GEW-Veranstaltung: Inklusion – dargeboten von Herrn Professor Wocke aus Hamburg, hat in uns beiden, Vicco Meyer und Altrud Gönnert, den Wunsch erweckt, etwas über die vier Jahre zu erzählen, die wir mit einer Integrationsklasse in Stade an der Realschule Süd von 1999 bis 2003 verbrachten.

Keineswegs mit wehenden Fahnen erklärte sich das Kollegium der Realschule mit nur einer Stimme Mehrheit bereit, das Wagnis einer Integrationsklasse ab 7. Klasse an einer „weiterführenden“ Schule zu unternehmen. … weiter

UN-Konvention: Das Recht auf Regelschule für behinderte Kinder gilt sofort

kinder_gemeinsam.gifRechtsgutachten stellt unmittelbare Wirksamkeit des Rechts auf Unterricht an Allgemeinen Schulen klar – Länder müssen handeln

Bericht: SoVD

Behinderte Kinder haben ab sofort das Recht, gemeinsam mit nicht behinderten Kindern eine allgemeine Schule zu besuchen. Nach der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) gilt dieser Anspruch für das einzelne Kind unabhängig von anders lautenden Schulgesetzen. Zudem müssen Bund und Länder zügig inklusive Bildung verwirklichen und dafür auch Qualitätsmaßstäbe festlegen.

Dies sind zwei wesentliche Ergebnisse des Rechtsgutachtens, das der führende deutsche Völkerrechtler Professor Dr. Eibe Riedel heute in Berlin bei einer Pressekonferenz vorgestellt hat. Dass die Kinder mit Behinderung immer noch vor verschlossenen Schultüren stehen, war für den Elternverband "Gemeinsam Leben, Gemeinsam lernen" der Grund, gemeinsam mit dem Sozialverband Deutschland (SoVD) die Rechtslage eingehend durch einen international renommierten Völkerrechtler untersuchen zu lassen. … weiter

Ein Gespenst geht um … eine dringende Leseempfehlung

LINKE.gifEin Gespenst geht um in der deutschen Bildungspolitik – das Gespenst eines inklusiven Bildungssystems.

von Hans Grillenberger

Alle Mächte der alten Bildung haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, Anette Schavan und Ludwig Spänle, Philologen und deutsche Realschullehrer. Wo ist die Opposition, die nicht von ihren regierenden Gegnern verschrien worden wäre?

Eine Schule für alle Kinder und Jugendliche ist bereits in vielen europäischen Ländern ein selbstverständliches Ziel . Es ist hohe Zeit, dass auch in unserem Land ein Bündnis aus PädagogInnen, SchülerInnen, Eltern sowie Wissenschaftlern und Künstlern für einen neuen Aufbruch zu höherer Bildung für alle in staatlichen Schulen entsteht. Ein neues Reformbündnis ist möglich.

Zu diesem Zweck hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik der DIE LINKE das Heft „Zukunftswerkstatt linke Bildungspolitik 6_2009“ veröffentlicht, das online abgerufen werden kann und eine Vielzahl von hilfreichen Texten für die Diskussion um ein inklusives Bildungssystem enthält.

Neben mehr fachlich gehaltenen Positionspapieren zur Inklusion, gibt es auch zwei Grundsatzartikel, die sicher auch innerhalb der GEW polarisieren werden: Rolf Jungerman schreibt „Zu der verheerenden Rolle des Gymnasiums im deutschen Schulwesen“ und Freerk Huisken „Über Unwissenheit und Dummheit als Produkt hiesiger Schulerziehung.

Neben dem Themenschwerpunkt „Nach der Wahl: Jetzt erst recht! Für ein inklusives Bildungssystem“ sind Berichte aus den Bundesländern und aus dem Bundestag enthalten.

Übersichtsseite der "Zukunftswerkstatt Linke Bildungspolitik – Zeitschrift der BAG Bildungspolitik"

Download Heft 6/2009

Förderschulen: Hoher Finanzbedarf, wenig Perspektiven für Schüler

Studie: Bundesländer geben 2,6 Milliarden Euro pro Jahr für Förderschulen aus – gemeinsames Lernen aber deutlich erfolgreicher
Bericht: idw/Bertelsmann Stiftung

2,6 Milliarden Euro pro Jahr geben die deutschen Bundesländer für zusätzliche Lehrkräfte an Förderschulen aus. Trotzdem bleiben 77 Prozent der Förderschüler ohne Hauptschulabschluss. Nur wenige von ihnen schaffen den Sprung zurück auf eine allgemeine Schule. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung. Die Untersuchung belegt zugleich anhand von internationalen und nationalen Studien: Je länger ein Schüler eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen besucht, desto ungünstiger entwickeln sich seine Leistungen. Allein in diesen Förderbereich gehen jährlich 800 Millionen Euro.

Laut der Studie des Bildungsforschers Klaus Klemm erzielen hingegen Kinder mit besonderem Förderbedarf beim Lernen, die gemeinsam mit Kindern ohne Förderbedarf lernen und leben, im Vergleich deutlich bessere Lern- und Entwicklungsfortschritte. … weiter

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