Der fzs solidarisiert sich mit Besetzer*innen des Hambacher Forstes und ruft zur Unterstützung der Proteste auf (fzs Vorstand)

Mitteilung: freier zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) e.V.*

In diesen Tagen steigt die Polizeipräsenz im Hambacher Forst. Deutlich vor der Rodungssaison soll der Wald abschnittsweise geräumt und somit Druck auf jene ausgeübt werden, welche die fortlaufende Umweltzerstörung durch Rodung, Kohleabbau und immer weiter steigenden CO2-Ausstoß nicht einfach hinnehmen wollen. Der freie zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) spricht sich auf Basis der erdrückenden wissenschaftlichen Erkenntnisse zum anthropogenen Klimawandel für einen schnellen Kohleausstieg und damit gegen die Rodung des Hambacher Forstes aus und solidarisiert sich mit den Aktivist*innen im Wald.

Dazu Tobias Eisch, Vorstandsmitglied des fzs: „Hochschulen und Wissenschaft haben die Aufgabe, die Welt und die Gesellschaft zu erklären und auf ihre Entwicklung einzuwirken. Der Zusammenhang von Kohleverstromung und Klimakrise ist nicht zu leugnen. Es ist höchst alarmierend, dass Energiekonzerne (RWE), Politik und große Teile der Gesellschaft an Kohlekraft festhalten. Die aktuellen Diskreditierungen von Forschung über den Klimawandel als „Fake Science“ zeugen nicht nur von der Wissenschaftsfeindlichkeit mancher politischen Akteur*innen, sondern sind für Umwelt und Mensch hoch gefährlich. Es ist daher auch die Aufgabe der Wissenschaft, nachhaltige Alternativen zur Energiegewinnung aufzuzeigen, den daraus folgenden wirtschaftlichen Strukturwandel zu berücksichtigen und gemeinsam mit der Zivilgesellschaft Lösungen zu entwickeln. Wir rufen die Student*innen und andere dazu auf, aktiv zu werden gegen Kohlekraft und Umweltzerstörung. Der Klimawandel wartet nicht, bis euer Bachelor fertig ist!“

Miriam Block aus dem fzs-Arbeitskreis Nachhaltigkeit und Ökologie erklärt: „Die Besetzung des Hambacher Forstes hat nicht nur regional eine hohe Symbolkraft, sondern auch für die Klimabewegung in ganz Deutschland und darüber hinaus. Es ist beeindruckend wie viel Energie, Kreativität und Herzblut die Aktivist*innen für den Schutz des Waldes aufbringen. Beim Hambacher Forst handelt sich um eines der letzten europäischen Urwaldstücke, doch von ursprünglich 12000 Hektar sollen gerade mal 300 ha übrigbleiben. Im Hambacher Forst leben 142 geschützte Arten, trotzdem sollen ab Oktober Teile des Waldes gerodet werden. Noch während die Kohlekommission des Bundes darüber beratschlagt, wie das Klimaziel 2020 noch erreicht werden könnte und wie der Kohleausstieg stattfinden muss, will RWE Tatsachen schaffen und wird dabei von Landespolitik und Polizei tatkräftig unterstützt. Doch es ist längst klar, dass die Klimaziele ohne den Kohleausstieg niemals erreicht werden können und der Klimawandel immer weiter verschärft wird. Weil die Entscheidungsträger*innen das nicht wahr haben wollen, gilt es, sich zu organisieren und aktiv zu sein.“

Der freie zusammenschluss der student*innenschaften (fzs e.V.) unterstützt das Klimacamp im Rheinland, das Lausitzcamp, Ende Gelände, die Aktiven im Hambacher Forst und ruft dazu auf, auch an dieser Stelle für eine gerechte und nachhaltige Gesellschaft einzutreten.

Hintergrund:

Die internationale Gemeinschaft hat sich 2015 im Pariser Klimaabkommen endlich darauf verständigt die Erderwärmung auf unter 2°C zu begrenzen, möglichst auf 1,5°C. Dieser Schritt war für globale Gerechtigkeit in Gegenwart und Zukunft sehr dringend nötig. Nichtsdestotrotz besteht die Gefahr, dass auch dieses Papier geduldig ist, es bei unverbindlichen Absichtserklärungen bleibt und die für die Umsetzung der Ziele nötigen Schritte nicht eingeleitet werden. Um alleine das so genannte “2-Grad-Ziel“ zu erreichen müssen 80% der Kohlereserven unter der Erde bleiben (McGlade, C. & Ekins, P., 2015). Die Zeit, das zu erreichen, ist knapp (Radebach, A. & Schulze, T. o.D.). Zu einer internationalen Allianz für den Kohleausstieg (leider ohne zeitnahes gemeinsames Ausstiegsjahr) haben sich allerdings erst 23 Länder und Provinzen zusammengeschlossen, Deutschland gehört bisher nicht dazu.

In Deutschland stoßen alleine die Braunkohlekraftwerke ein Viertel der gesamten deutschen CO2-Emissionen aus. Weltweit ist Deutschland der größte Exporteur von Braunkohle (in absoluten Zahlen). Die Reserven in den drei großen deutschen Braunkohlereviere (in der Lausitz, im Rheinland, und Mitteldeutschland) werden auf ca. 40 Milliarden Tonnen geschätzt, das sind 14,4% (Stand 2006) der weltweit bekannten Reserven (Groll, S., Fuhr, L., Löffelsend, T., 2015).

Kohlekraftwerke haben einen Anteil von 70% an den gesundheitsschädlichen Feinstaubemissionen in der EU. Die Luftverschmutzung durch Ruß- und Staubpartikeln führt zu Erkrankungen der Atemwege (Asthma, chronische Bronchitis) und des Herz-Kreislaufsystems (Lungenkrebs, Herzinfakte). Alleine in Deutschland führen die Emissionen der Kohlekraftwerke zu rund 2.700 vorzeitigen Todesfällen (HEAL, 2013). Neben den Ruß- und Staubpartikelemissionen emittieren Kohlekraftwerke Quecksilber, Arsen, Blei oder Cadmium, die über die Nahrungsaufnahme das Nervensystem angreifung und insbesondere für Ungeborene eine Gefahr darstellt (Preiss, P., Roos, J., Friedrich, R., 2013).


PM v. 29.8.2018
freier zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) e.V.
– Vorstand –
www.fzs.de


*Der freie zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) e.V. ist der überparteiliche Dachverband von Studierendenschaften in der BRD. Mit rund 70 Mitgliedern vertritt der fzs etwa 800.000 Studierende. Der fzs ist Mitglied im europäischen Studierendendachverband ESU – European Students‘ Union und auf internationaler Ebene in der International Union of Students (IUS).