GEW schlägt Studiengänge für Kindheitspädagogik vor
Bildungsgewerkschaft zu Vorschlägen des Aktionsrates Bildung
Mitteilung: GEW-Hauptvorstand
Frankfurt a.M./München – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) schlägt vor, "unverzüglich grundständige Studiengänge für Kindheitspädagogik aufzubauen". Damit solle der großen Zahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger mit Hochschulzugangsberechtigung ein attraktives Angebot gemacht werden. Die GEW begrüßt die Initiative des Aktionsrats Bildung, die Ausbildung der Beschäftigten in Tageseinrichtungen für Kinder zu verbessern. Der Vorschlag, dass bis 2020 an jeder Kindertageseinrichtung (Kita) eine Kindheitspädagogin mit Hochschulabschluss tätig sein sollte, sei längst überfällig. "Der Weg zum Bachelorabschluss ist mit einer dreijährigen Erzieherausbildung und weiteren drei Jahren Studium heute aber einfach noch zu lang", sagte Norbert Hocke, GEW-Vorstandsmitglied für Jugendhilfe und Sozialarbeit, am Dienstag mit Blick auf den Vorstoß des Aktionsrates Bildung. Der Grund: Die meisten der rund 70 Studienangebote seien berufsbegleitend und setzten eine Erzieherausbildung voraus.
"Die Arbeitsbedingungen in den Kitas müssen verbessert werden, wenn man die Qualität der pädagogischen Arbeit erhöhen will", betonte Hocke. Er appellierte an die Kitaträger, den Personalschlüssel deutlich zu verbessern und die Zahl der Kinder pro Gruppen zu senken. Auch eine noch so gut aus- und weitergebildete Erzieherin stoße an ihre Grenzen, wenn sie keine Zeit hat, Kinder individuell zu fördern, sich auf ihre Arbeit vorzubereiten und Elterngespräche zu führen.
Der Kita-Experte unterstrich, die Bezahlung aller Kita-Beschäftigten müsse verbessert werden. Dafür biete die am 1. März in Potsdam beginnende Tarifrunde für die Arbeitnehmer bei Bund und Kommunen eine gute Gelegenheit. Die Forderung des Aktionsrats Bildung, allein die Gehälter akademisch ausgebildeter Kindheitspädagogen zu erhöhen, greife zu kurz.
Ähnlich wie in Frankreich wäre eine Familienkasse, in die Wirtschaft und Staat einzahlen, ein wesentlicher Beitrag, das System der Tageseinrichtungen für Kinder zu finanzieren.
Info: Erzieherinnen und Erzieher haben nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) bei einer vollen Stelle ein Einstiegsgehalt von 2.087,25 Euro. Nach 15 Berufsjahren erreichen sie 2.930,34 Euro. Die Gewerkschaften fordern in der Tarifrunde 2012, die Gehälter der Beschäftigten um 6,5 Prozent, mindestens aber 200 Euro zu erhöhen.
Viele Jahrzehnte hatten sich die politisch Verantwortlichen in Deutschland gegen eine Akademisierung des Erzieherberufs gesträubt und weiter auf die Fachschulausbildung gesetzt. Erst vor rund fünf Jahren sind erste Studiengänge aufgebaut worden.
Pressemitteilung v. 28.2.2012
GEW-Hauptvorstand
Ulf Rödde
Pressesprecher und
Redaktionsleiter "Erziehung und Wissenschaft"
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