„Blöde Lesbe … Olle Schwuchtel!“

Wie können Lehrkräfte Homo- und Transphobie bei Jugendlichen abbauen?

Dr. Ulrich Klocke (Humboldt-Universität Berlin) und seine MitarbeiterInnen haben die Studie „Akzeptanz sexueller Vielfalt an Berliner Schulen – Eine Befragung zu Verhalten, Einstellungen und Wissen zu LSBT1 und deren Einflussvariablen“  abgeschlossen und präsentieren sie nun der Öffentlichkeit.

1Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*-Personen

Die Studie hatte zwei Hauptziele:

1. Einstellungen, Wissen und Verhalten von Berliner Schüler/inne/n gegenüber Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans*-Personen zu erfassen und zu erklären

2. die Umsetzung der Allgemeine Hinweise zur Sexualerziehung an Berliner Schulen (A V 27) in Hinblick auf die Akzeptanz sexueller Vielfalt zu evaluieren. ( Studie S. 13)

Auftraggeberin der Studie war die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft Berlin.

Dr. Klocke hat uns eine kurze Zusammenfassung der Studie geschickt:

40% aller Berliner Sechstklässler/innen verwenden das Wort „Lesbe“ als Schimpfwort und sogar 62% die Begriffe „Schwuchtel“ oder „schwul“. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung von 787 Schüler/inne/n aus 20 Schulen, deren Zusammensetzung nach Schulart für Berlin repräsentativ war. Wissenschaftler/innen der Humboldt-Universität haben dabei erfasst, wie Schüler/innen gegenüber Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Mitschüler/inne/n, die sich geschlechtsuntypisch verhalten, eingestellt sind. Darüber hinaus haben sie erstmalig gemessen, was die Schüler/innen über diese Gruppen wissen und wie sie sich ihnen gegenüber verhalten. Das Wissen wurde über einen Test mit Wissensfragen erhoben und das Verhalten anhand von Auskünften der Mitschüler/innen. Die Studie untersucht also die Akzeptanz sexueller Vielfalt und zeigt, wie diese durch die Lehrkräfte beeinflusst wird.

Jugendliche zeigen eine höhere Akzeptanz sexueller Vielfalt, je häufiger ihre Lehrkräfte Lesbisch- und Schwulsein im Unterricht thematisiert haben, gegen homophobes Verhalten eingeschritten sind und je seltener sie sich über Lesben, Schwule oder geschlechtsuntypisches Verhalten lustig gemacht haben. Darüber hinaus haben Jugendliche positivere Einstellungen gegenüber Lesben und Schwulen und verhalten sich ihnen gegenüber solidarischer, wenn sie wissen, dass Mobbing im Leitbild ihrer Schule geächtet wird. Je mehr die Jugendlichen hingegen von einer natürlichen Hierarchie sozialer Gruppen ausgehen, traditionelle Geschlechterrollen befürworten und je religiöser sie sind, desto ablehnender sind sie eingestellt. Wenn Jugendliche lesbische, schwule oder bisexuelle Personen persönlich kennen, sind sie wiederum deutlich positiver eingestellt, kennen sich besser aus und zeigen solidarischeres Verhalten. Alles in allem zeigt die Untersuchung demnach, dass Lehrkräfte eine Vielzahl von Möglichkeiten besitzen, Mobbing und Homophobie zu reduzieren und ein Klima der Akzeptanz gegenüber sozialer Vielfalt zu schaffen.

Hier kann die komplette Studie als pdf-Datei downgeloaded werden (ohne Anhang)

Hinweis: Auf den letzten 10 Seiten befinden sich eine Zusammenfassung und die Schlussfolgerungen aus der Studie (Kapitel 8 – Zusammenfassung und Schlussfolgerungen, ab S. 86). Für Lehrkräfte aller Schularten eine Leseempfehlung unsererseits!


Hier kann der Anhang als pdf-Datei downgeloaded werden (Inhalt: Die Kommunikation mit den Schulen – Instruktionen zur Befragungsdurchführung, Aufgaben der Klassenlehrkräfte, Fragebogen für Schulleitungen und Schüler usw.)

Hinweis: Der Anhang ist ebenfalls sehr interessant für Lehrkräfte, weil erstens das Vorgehen bei der Befragung transparent wird und weil das Lesen der Fragenkataloge der Wahrnehmung eigener Standpunkte, Haltungen und Einstellungen dient.