Nachruf auf einen Räuber
von Götz Eisenberg
„Das, was die Jungen zum Verbrechen treibt,
ist ein schwärmerisches Gefühl,
das heißt: die Projektion des eigenen Ich
in ein äußerst wunderbares, kühnes
und schließlich auch extrem gefährliches Leben.“
Jean GenetMitte März hat jemand Thomas S. erschossen. Er hatte sich vor einem halben Jahr zwischen Gießen und Marburg ein Haus gekauft und war dabei, es zu renovieren. In der zum Haus gehörenden Garage stand seine Harley. Abends gegen 22:30 Uhr muss er Besuch bekommen haben, und dieser Besucher hat dann vier Mal auf ihn geschossen – drei Mal in den Bauch und ein Mal in den Kopf. Es war so etwas wie eine Hinrichtung. … weiterlesen
So beginnt Götz Eisenbergs Text über Thomas S.. Er kennt ihn aus aus dem Gefängnis, in dem dieser Häftling war und er als Gefängnispsychologe arbeitet. In seinem empathischen Nachruf entwirft der Autor nicht nur das Psychogramm eines „Räubers“, sondern zeigt uns, den LeserInnen, auch auf, was Thomas S. so hat werden lassen: seine Rollenbilder, sein Milieu und sein Leben in der bürgerlichen Lebensordnung, seine Hoffnungen und Wünsche.
Auswahl weiterer Aufsätze von Götz Eisenberg im Magazin Auswege:
► Die Vermessung der Innenwelt
► Über die Psychologisierung und Medizinisierung sozialer Konflikte
► Wut und Hass. Anmerkungen zu den „Konsumkrawallen“ in England
► Der Glanz im Kameraauge. U-Bahn-Attacke als neues „Modell des Fehlverhaltens“
► Vom Juckreiz unterdrückter Gefühle. Anmerkungen zur Tat des Anders Behring Breivik