Geistig-moralisch gewendet
Unser „Sommertext“ 2015 – in guter, alter Tradition von Gabriele Frydrych: Ein Kommentar voller Provokationen über die schöne, reale Medienwelt.
Geistig-moralisch gewendet
von Gabriele Frydrych
Als ich 12 war, schafften meine Eltern einen Fernseher an. Bis dahin hatten sie Durbridge und Wolfgang Neuss bei einem schratigen Junggesellen goutiert, der sein Geld in Modelleisenbahnen, Fotoapparate und „moderne Medien“ investieren konnte statt in drei Kinder. Meine Geschwister und ich mussten uns vertraglich verpflichten, niemals ohne Erlaubnis fernzusehen. Es gab zwei Programme: ARD und ZDF – und manchmal einen Kinderfilm im DDR-Fernsehen. Alles in Schwarzweiß. Nachts erschien das Testbild und kein Aufruf zum gewerblichen Geschlechtsverkehr. Wir Kinder sahen am liebsten Werbung. Noch war es völlig unvorstellbar, den Fernseher weiterlaufen zu lassen, wenn Besuch kam. Mit 17 erschien mir das Leben draußen spannender als Kulenkampff und Ilja Richter. … weiterlesen
©Foto: test-image by stux, pixabay, CC0
weitere Texte von Gabriele Frydrych: → Heute schon getanzt?