Windsbraut und Hackepeter – Wie gendern wir richtig?

von Gabriele Frydrych

Ich gebe es zu: Auch ich als „alte, weiße Frau“ habe oft destruktiv übers Gendern gespottet und mich trotzdem als Feministin gerühmt. Als ich letztens in einem Kinderheim dem Begriff der „Vormünderin“ begegnete, begriff ich, dass endlich mal Schluss sein muss mit der ständigen Ironie! Da gibt es Menschen, die sich äußerst ernsthaft um politische Korrektheit bemühen, und andere hintertreiben das, indem sie ihre Mails mit „freundliche Grüßin“ beenden oder in ihre Texte alberne Neuschöpfungen wie „Telefonhörerin“, „Feuermelderin“ und „Sündenziege“ einstreuen. Und wo immer sie korrekt alle 60 Geschlechter miteinbeziehen müssten, hängen sie einfach ein „x“ an den Wortstamm, was den Lesefluss unheimlich erschwert: Redakteurx, Leserx, Gesockx, Schülerx und Lehrerx und Bundeskanzlerx. … weiter

Bild von Peggy und Marco Lachmann-Anke auf Pixabay


die letzten Texte von Gabriele Frydrych im Magazin AUSWEGE:

 

Ein Kommentar

  • Claudia Reuther

    …..wie gendert man richtig?

    Die besondere Erwähnung und Herausstellung des Weiblichen neben dem Männlichen seit einiger Zeit in der Sprache (z.B. bei Berufen etc.), wo immer dies vorher unter das Männliche (z.B. Personalpronomen man) subsummiert gewesen ist, wird von der Autorin in einer Glosse ad Absurdum (vor)geführt. Das ist witzig und richtig, aber erklärt wird damit nicht, wozu das dienen soll und welches feministische Anliegen damit bedient und befriedigt werden soll.

    Die Feminist(inn)en erfahren eine Wertschätzung und Berücksichtigung (hier nur) in der Sprache, mit der sie doch eigentlich gar nichts anfangen können und die niemanden auch nur einen Cent kostet, also billig ist. Das ist eine für Politik und Kapital sehr kostengünstige Art der Wertschätzung der Frau. Frauen werden damit ruhiggestellt, dass ihrem Anliegen auf Gleichbehandlung nun Gehör verschafft wird. Und Feministinnen sind ja blöd oder bescheiden genug, dass sie sich mit der Berücksichtigung in der Sprache und einigen anderen kostenlosen weiblichen Vergnügen wie z.B. eigenen Frauencafés begnügen, anstatt sich in der Arbeit mit ihren finanziell nicht viel besser gestellten männlichen Arbeitskollegen zu solidarisieren und mit ihnen gemeinsam gegen ihre wahren gemeinsamen Unterdrücker zu kämpfen, die eben in Politik und Unternehmen sitzen. Die sitzen nicht in der Sprache. Wenn feministische Frauen gegen ihre im Vergleich zu Männern niedrigeren Löhne kämpfen, dann kämpfen sie gegen Männer allgemein, anstatt gegen Unternehmer, die ihnen die niedrigere Bezahlung ja eingebrockt haben und diese mit Gerechtigkeitsgründen (Frauen haben mehr Fehltage wegen der kranken Kinder) rechtfertigen.

    Auch andere absurde Wünsche wie z.B. solche nach separaten Mädchenschulen werden brav von allen Männern und Frauen öffentlich angehört und diskutiert. Warum eigentlich?

    Frauen werden als Arbeitskräfte benötigt, mehr denn je vorher. Und alle m.und w. Bürger wissen auch, dass von einem einzigen Männerlohn mittlerweile kaum eine Familie ernährt werden kann. Das haben Politik und Unternehmer gemeinsam geschafft. Also muss man die Frauen in Arbeit und Politik wenigstens gleichberechtigt wertschätzen, und das Wertschätzen soll wenigstens sprachlich stattfinden.

    Es ist aber ähnlich wie mit dem allgemeinen Menschenrecht auf Würde, das z.B. auch keinem Verhungernden in Afrika aus der Not hilft.

    Zurück zum feministischen Sprachgebrauch: Außer dass jede(r) nun bei jedem schriftlichen und mündlichen Satz höllisch aufpassen muss, bloß das Männliche und Weibliche unbedingt sprachlich gleichberechtigt nebeneinander stehen zu lassen, führt diese lächerliche Vorsicht oder permanente lästige Achtsamkeit in der Sprache garantiert nicht zu einer höheren Wertschätzung der Frau.

    Anderes Beispiel: Eine gewaltfreie Sprache schafft auch nicht Gewalt ab, und selbst wenn es verpönt ist, einen Schwarzen Neger zu nennen, ist damit nicht der Rassismus aus der Welt geschafft, und es werden deshalb nicht weniger Schwarze in den USA erschossen oder ertrinken auf ihrer Flucht im Mittelmeer in Europa.

    Und wenn unser deutsches feministisches Triumvirat in der Politik aus militärpolitisch aktiven Frauen besteht wie Merkel, AKK und von der Leyen, dann wird das Morden in anderen Ländern deshalb auch nicht charmanter und humaner als bei Männern. Und wenn Frauen nun an einigen Konzernspitzen stehen dürfen, feuern sie nicht weniger Untergebene und diese auch nicht liebevoller als ihre männlichen Spitzenkollegen.

    Viele Grüße

    Claudia Reuther