„Das ist ja schlimmer wie’n Buch“

gsf – Götz Eisenberg, Gefängnispsychologe im hessischen Butzbach, beschrieb in seinem Aufsatz „Mit Sokrates im Gefängnis“ die Erfahrungen von Häftlingen in einer Kulturgruppe. Die Häftlinge spielten Theater, nahmen an Lesungen teil, hörten Musik, schauten sich Filme an und kamen miteinander ins Gespräch.

Jetzt, im Jahr 2014, blickt Götz Eisenberg zurück. Er zieht eine Bilanz. Was ist aus der Kulturgruppe geworden? Was von ihr geblieben? Die Mitglieder der Kulturgruppe sind nicht mehr in Butzbach, die „damalige“ Häftlingsgeneration ist veschwunden. Und der Autor stellt sich die Frage: Was heißt das für mich und meine kulturellen Bemühungen im Gefängnis?

„Das ist ja schlimmer wie’n Buch“

Epilog auf die Kulturgruppe – März 2014

In den letzten Monaten ist die Gefangenengeneration aus dem Butzbacher Gefängnis verschwunden, die die Kulturgruppe* ins Leben gerufen und mit ihrem Elan und Geist am Leben erhalten hat. Im Mai 2014 wird mit Srdjan M. nach über 13 Jahren Haft der letzte Repräsentant der Gründungsgeneration in seine serbische Heimat abgeschoben. Er hat sich während seiner Haftzeit durch eine ganze Bibliothek hindurchgearbeitet und ein Wissen und Urteilsvermögen erworben, das seinesgleichen sucht und das mir auch unter sogenannten Akademikern selten begegnet ist. Die nachwachsenden Gefangenengenerationen sind durch ihre Smartphones und Computerspiele, durch Facebook und Whatsapp derart idiotisiert, dass sie mit solchen Angeboten nichts anfangen können. … weiter


logo-text-fileAuswahl weiterer Aufsätze von Götz Eisenberg im Magazin Auswege:

Nachruf auf einen Räuber

Die Vermessung der Innenwelt

Über die Psychologisierung und Medizinisierung sozialer Konflikte

Zwischen Erfurt und Pisa: Eine Bilanz – zehn Jahre nach dem Massaker von Erfurt und dem sogenannten Pisa-Schock

Sprachliche Leerverkäufe

„Unterm Strich zähl‘ ich“ – Der Narzissmus als sozialpsychologische Signatur des konsumistischen Zeitalters

Wut und Hass. Anmerkungen zu den „Konsumkrawallen“ in England

Der Glanz im Kameraauge. U-Bahn-Attacke als neues „Modell des Fehlverhaltens“