1 Zuhause, 2 Zuhause, 3 Zuhause… – Das Heft über Identitäten, Sprachen und Grenzen
So heißt das aktuelle „Was geht?“-Heft aus der gleichnamigen Reihe – herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung
Eine Rezension von Günther Schmidt-Falck
„Die Was geht?- Reihe möchte junge Menschen mit einem altersgerechten Format, einer ansprechenden grafischen Gestaltung und einer persönlichen, emotionalen und lebensweltlichen Ansprache für Themen der politischen Bildung sensibilisieren.“ So wird die Reihe auf der Seite des Heftes 1/2018 beschrieben. (http://www.bpb.de/shop/lernen/was-geht/262858/1-zuhause-2-zuhause-3-zuhause-das-heft-ueber-identitaeten-sprachen-und-grenzen)
Im Heft mit dem Titel „1 Zuhause 2 Zuhause 3 Zuhause“ geht es um Identitäten und um Zuhause-Sein, um Heimat, Nationalgefühl, Ausländer, Migration, Grenzen, Staatsbürgerschaft und auch um die Frage „Wer ist eigentlich Deutsch?“.
Erarbeitet werden diese Themen hauptsächlich mittels Fragen, Zitaten verschiedener Personen, über Comics und kurzen Infotexten – nur am Rande über längere Erklärtexte.
Der Einstieg mit dem Thema „Wir“ bereitet die Klasse auf das Unterrichtsthema vor. Daran schließen sich 6 Testaufgaben an, z.B. „Wo fühlst Du Dich zu Hause“ (Nr. 5) oder „Wie wichtig ist der deutsche Pass?“ (Nr. 6). Die Auswertung der Testfragen befindet am Ende des Heftes.
Der Mittelteil bietet Daten & Fakten zu den Themenbereichen Heimat, Sprache, Migration. Im Theorieteil „Reingeschaut“ wird der Bereich „Grenzen“ von allen Seiten – kurz, informativ und exemplarisch – durchleuchtet. Die Heftkapitel „Story“ (ein Comic) und „Regeln & Gesetze“ runden das Heft ab.
Das Heft hat insgesamt 30 Seiten im Format DIN A5. Es kann kostenlos über die Bundeszentrale für politische Bildung bezogen werden. Die Bestellung eines Klassensatzes ist natürlich möglich. Es können dann aber 5 € plus X Portokosten anfallen. Zielgruppe für das Heft: Sek. I, in Teilen sicher ab der 7. Klasse HS oder MS einsetzbar.
Fazit: Wer in der Schule schon mal mit seiner Klasse in der Sek.I über die Thematiken Ausländer, Sprache, Migration, Heimat, Nationalgefühl, offene und geschlossene Grenzen und Asyl etc. diskutiert hat, wird bei einigen SchülerInnen schnell an argumentative Grenzen stoßen. Je überzeugender und sachlich „erdrückender“ die Argumentationsketten der Lehrkraft auf den/die SchülerIn einprasseln bzw. je gewichtiger die Texte sind, die es zu erarbeiten gilt, desto mehr findet eine Verhärtung bei einigen SchülerInnen statt.
Auf ein Argument kommt die Gegenbehauptung, auf die wieder ein Argument folgt. Sind alle Argumente vorgebracht und der eine oder die andere SchülerIn wurde in die Enge getrieben, dann folgt nicht selten ein hasserfüllter, ausländerfeindlicher Spruch als „Schlusswort“. Es soll wohl signalisieren: „Du, LehrerIn, überzeugst mich nicht!“ Gerade fremdenfeindlich eingestellte SchülerInnen erreiche ich auf diese Weise nur sehr schlecht. Es mag sein, dass dieser „kognitive“ Weg in der Sek. II eher gelingt. Wie lang diese „rationale Überzeugungsgarbeit“ nach dem Unterricht noch Bestand hat, ist jedoch die Frage.
„Was geht?“ (1/18) versucht andere Wege zu beschreiten. Es setzt an der Meinung und am Gefühl der SchülerInnen an – themen- und lebensweltlich bezogen und schülerzentriert. Es konfrontiert mit anderen Meinungen, nicht mit anderen Weisheiten und „Beweisen“, ohne dass Sachinformationen unter den Tisch fallen. Bei der Arbeit mit dem Heft im Unterricht wird es dennoch konträre Meinungen geben. Wichtig ist, dass ihnen Raum gewährt wird, dass sie ausgedrückt werden können. Wenn sie keinen Raum im Unterricht kriegen, besetzen sie den Raum im Kopf weiterhin.
Eine 180°-Wende wird die Durcharbeitung des Heftes natürlich nicht bewirken. Aber der Platz im Kopf für eine aufgeklärte, tolerante, humane und politisch bewusstere Einstellung wird größer. Ein wirklich gut gemachtes Heft. Unbedingt im Unterricht einsetzen!
Und wo kriege ich das Heft her?
→ Hier kann man das Heft als print-Ausgabe für 0 Euro bestellen oder downloaden
→ Direktdownload als pdf-Datei (15 MB)
Hinweis: Von den „Was geht?“-Heften gibt es eine ganze Reihe. Ansehen lohnt sich.