Algorithmus und Spiritualität

Eine Exkursion
von Stefan Oehm

1.
Heimat. Herz. Ehre. Stolz. Seele. Sehnsucht. Die Köpfe der Menschen sind derzeit voll mit solch irrationalen und emotional aufgeladenen Begrifflichkeiten. Allesamt stehen sie im harten Kontrast zu unserer ansonsten so von instrumenteller Vernunft, von Ökonomisierung, Nutzenorientierung und dem Primat der Verwertbarkeit, Berechenbarkeit und Messbarkeit dominierten Lebenswelt, die unsere Denkstruktur und damit unsere Sicht der Dinge beherrscht.

Eine positivistisch grundierte Zeit, die das Ende der von Horkheimer/Adorno beschriebenen Aufklärung zu markieren scheint, die einst in den Welterklärungen der Mythen ihren Anfang nahm. Sie bedeuteten das Ende unserer ursprünglichen Unmittelbarkeit: Der Mensch verließ die Natur, um in die Kultur zu treten. Er lebte von nun an nicht mehr als Natur in und mit der Natur, sondern stellte sich die Welt vor. Erklärte sie sich. Nannte die Dinge beim Namen. Und bannte sie im Wort: Damit trat der Logos, die Ratio in seine bis dato heile Welt. … weiter

©Grafik: identity by geralt, pixabay.com, Lizenz: CC0


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„Jüdische Herkunft“

Dieter Schuetz_pixelio.devon Karin Rinn

In der Wetzlarer Neuen Zeitung vom 17.4.2014 stand in einer Filmbesprechung, jemand sei „jüdischer Herkunft“. Es handelt sich um Georg Kreisler, den Kabarettisten (gestorben 2011 in Salzburg), aber das tut nichts zur Sache.

Wichtig ist, dass nach dieser Formulierung jemand „jüdischer Herkunft“ sein kann – so wie etwa „holländischer“ oder „mozambiquanischer Herkunft“? Oder wie ist das zu verstehen? … weiter

 ©Foto: Dieter Schütz / www.pixelio.de

„Gott hat das in Auftrag gegeben“: Studie an Uni Hildesheim untersucht kindliche Weltbilder

Mitteilung: Stiftung Universität Hildesheim

„Die Welt entsteht durch Gott und durch Zufall“: Sarah-Lena Eikermann, Lehramtsabsolventin der Uni Hildesheim, hat untersucht, welche Vorstellungen Grundschulkinder heute von der Entstehung der Erde haben. Während alle Zweitklässler Gott ein Mitwirken bei der Entstehung der Welt zusprechen, ist der Gottesbezug bei Viertklässlern viel geringer. Fast die Hälfte geht davon aus „Gott habe mit der Weltentstehung nichts zu tun“. Naturwissenschaftliche Erklärungen rücken in den Mittelpunkt. Auch mediale Einflüsse, z.B. Bücher oder Filme wie „Star-Wars“, sind erkennbar. Die Studie entstand an der Universität Hildesheim. … weiter
Quelle:
PM v. 19.12.2012
Uni Hildesheim/idw

 

Beschluss eines 2-Jahres Moratoriums „Körperliche Unversehrtheit von Kindern“

Auf der Seite "change.org/beschneidungsmoratorium" kann eine Petition unterschrieben werden. Initiiert wurde die Petition von MOGiS e.V.:

Schützen Sie körperliche Unversehrtheit von Kindern 

Alle Kinder haben das Recht auf körperliche Unversehrtheit.

Doch werden manche von Ihnen bereits kurz nach der Geburt beschnitten, andere erst später.

Im – auch von Deutschland und Israel unterzeichneten und ratifizierten – internationalen Übereinkommen über die Rechte des Kindes (der Kinderrechtskonvention) steht in Artikel 24: "Die Vertragsstaaten treffen alle wirksamen und geeigneten Maßnahmen, um überlieferte Bräuche, die für die Gesundheit der Kinder schädlich sind, abzuschaffen".

Seit dem November 2000 haben Kinder in Deutschland ein Recht auf gewaltfreie Erziehung: "Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig" [BGB §1631].

Im Gegensatz dazu haben die Deutsche Bundesregierung und auch prominente Mitglieder des Deutschen Bundestages eine Gesetzesinitiative vorgeschlagen um religiös motivierte – nicht medizinisch indizierte – Eingriffe an Kindern zu legalisieren. In der Diskussion um die Abwägung der Rechte von Kindern gegen die Bekenntnisfreiheit und die Rechte der Eltern wünschen wir uns eine sachlichere Debatte.

Die Rechte der betroffenen Kinder auf körperliche Unversehrtheit und seine (auch sexuelle) Selbstbestimmung gehen leider gerade fast völlig unter.

Ein zweijähriges Moratorium und die Einrichtung eines Runden Tisches zum Thema "Körperliche Unversehrtheit von Kindern" soll dazu dienen die Diskussion zu demokratisieren und einen Ausgleich in der Debatte herzustellen.

Alle Stimmen müssen gehört werden. Gerade die Folgen solcher Eingriffe für die betroffenen Kinder müssen angemessen untersucht und berücksichtigt werden.

Dies scheint in der Kürze der Zeit und bei der Geschwindigkeit mit der im Moment Fakten geschaffen werden gerade unmöglich.

Die Versachlichung der Debatte war nie so dringend notwendig wie jetzt!

Auf der Seite finden sich neben der Unterschriftsmöglichkeit weitere Links, um Informationen einzuholen  ►zur Petition

 

„Der Staat muss die Schwachen schützen“

Die Wochenzeitung "Freitag" berichtete:

Kölner Urteil – Der von Missbrauch betroffene Christian Bahls sieht Beschneidung als Angriff auf die sexuelle Selbstbestimmung und ist empört, dass der Bundestag sofort entscheiden will. … Den ganzen Artikel lesen

Weitere Artikel zum Thema im Magazin Auswege:

Genitalbeschneidung bei Jungen. In der Kindheit erfahrene Traumata werden verinnerlicht und oft später selber wiederholt. Mitteilung: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Neun aphoristische Gedanken zur Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen von Detlef Träbert

 

 

Genitalbeschneidung bei Jungen

In der Kindheit erfahrene Traumata werden verinnerlicht und oft später selber wiederholt

Mitteilung: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Die Beschneidung der Vorhaut (Zirkumzision) ist der älteste und am häufigsten durchgeführte operative Eingriff überhaupt. Prof. Dr. Matthias Franz, stellvertretender Direktor des Klinischen Instituts für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, warnt deutlich vor den Gefahren der meist religiös motivierten Operation: „Die Entfernung der Vorhaut im Säuglings- oder Kindesalter stellt ein Trauma dar und kann zu andauernden körperlichen, sexuellen oder psychischen Komplikationen und Leidenszuständen führen. Diese Problematik wird aus Respekt vor religiösen oder kulturellen Tabus und aus Angst vor möglichen Konflikten bislang aber vorwiegend in Fachkreisen diskutiert.“ … weiter

Quelle: PM v. 18.7.2012 – Uni Düseeldorf / idw

Weitere Artikel zum Thema:

Neun aphoristische Gedanken zur Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen von Detlef Träbert

“Der Staat muss die Schwachen schützen”. Kölner Urteil – Der von Missbrauch betroffene Christian Bahls sieht Beschneidung als Angriff auf die sexuelle Selbstbestimmung und ist empört, dass der Bundestag sofort entscheiden will. Quelle: Wochenzeitung "Freitag"

 

Neun aphoristische Gedanken zur Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen

von Detlef Träbert

gsf – Seit Tagen treffen erhitzte Gemüter in den Medien und überall da, wo diskutiert wird, aufeinander: Wie hältst du es mit der Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen?

Die eine Seite sieht ihre Religionsfreiheit bedroht und fühlt sich durch das Verbot diskriminiert und eingeschränkt. Sie stellt ihre Religionsfreiheit über das Recht auf körperliche Unversehrheit. Die andere Seite erinnert an das Machtgebaren der Religionsbosse und daran, dass Brauchtum und Religion zwei verschiedene Seiten sind. Wer sagt eigentlich, dass Religionen nichts an ihren Ritualen ändern dürfen?

Detlef Träbert hinterfragt in seinen Aphorismen diverse Behauptungen, äußert Bedenken und schlägt sich auf die Seite des Kindes. Wir finden, das ist der ehrenwerteste Platz in der ganzen Debatte.

Die Aphorismen lesen

Weitere Artikel zum Thema:

Genitalbeschneidung bei Jungen. In der Kindheit erfahrene Traumata werden verinnerlicht und oft später selber wiederholt. Mitteilung: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

 “Der Staat muss die Schwachen schützen”. Kölner Urteil – Der von Missbrauch betroffene Christian Bahls sieht Beschneidung als Angriff auf die sexuelle Selbstbestimmung und ist empört, dass der Bundestag sofort entscheiden will. Quelle: Wochenzeitung "Freitag"

“Der Staat muss die Schwachen schützen”