Ich bin ein Kind – ich darf alles!

von Gabriele Frydrych

Rums, die Tür kracht zu. Zum siebten Mal. Sechs Erwachsene zucken zusammen. Vier andere schauen gequält, darunter die Gastgeber. Vier Erwachsene lächeln amüsiert, darunter die Kindseltern. Die Großfamilie hat sich zu einer Geburtstagsfeier getroffen. Paul ist das einzige kleine Kind in der Runde. Er ist zwei Jahre alt und laut seiner stolzen Eltern hochintelligent, temperamentvoll und kreativ.

Beim letzten großen Familientreffen konnte er leider nicht teilnehmen, weil er gerade einen Entwicklungsschub hatte. Paul hat schnell begriffen, dass eine krachende Tür Erwachsene nervt. Nun benutzt er jeden Augenblick elterlicher Unaufmerksamkeit, um sich zur Tür zu schleichen. … weiter


weitere Satiren von Gaby Frydrych im Magazin Auswege

Der Junge aus Shanghai

von G. S.*

„Die materialistische Lehre von der Veränderung
der Umstände und der Erziehung vergisst,

dass die Umstände von den Menschen verändert
und der Erzieher selbst erzogen werden muss.“
Marx, Thesen über Feuerbach

Johann [so nannten wir ihn in Anklang an seinen chinesischen Rufnamen], 15 Jahre alt, kam – nach einem regulären Schulbesuch in China – zunächst an eine Schule mit verstärktem Deutschunterricht, dann zwei Monate an unsere Hauptschule, danach zwei Wochen versuchsweise an ein Gymnasium. Erziehliche Schwierigkeiten veranlassten die Mutter (der Stiefvater arbeitete damals noch in München, jetzt in Kanada), ihn Mitte Oktober zu den Großeltern nach Shanghai zu schicken, von wo sie ihn, offenbar wegen erneuter Probleme auch dort, Anfang Januar wieder in den 9. Jahrgang unserer Schule zurückbrachte. Der Großvater ist mittlerweile gestorben. …

gsf – So beginnt Auswege-Autor – wir nennen ihn Georg Schuster* – seinen Aufsatz über diesen pubertierenden Jungen, den er als Klassenlehrer betreute. Der Autor zeichnet ein detailgenaues Bild der Entwicklung von "Johann", schildert dessen Probleme mit der Mutter, mit der peer-Group und mit der Schule und schafft es, uns LeserInnen an dem schwierigen Weg Johanns auf der Suche nach Identität teilhaben zu lassen. Wir erfahren auch, wie eng gute Erziehungsabsichten zugleich mit ihrem Scheitern veknüpft und wie hinter jeder Maßnahme die "Grenzen der Erziehung" zu spüren sind. Den ganzen Aufsatz lesen

*Der Autor ist der Redaktion bekannt und schreibt regelmäßig für das Magazin AUSWEGE-Perspektiven für den Erziehungsalltag.

bleistift

 

Auswahl bisher erschienener Aufsätze von G. Schuster im Magazin AUSWEGE:

Hegel als Erzieher? Ein paar Denkanstöße eines brauchbaren Philosophen

Bildung auf Deutsch: Nec scholae, nec vitae

Nennen wir mich Schuster

„Bildungsreise durch die kindliche Lebenswelt“: Kinder sind wunderbar, Eltern auch – aber nicht immer!

Dr. Jan-Uwe Rogge beschäftigte sich an der Hochschule Harz (FH) im Rahmen der "Bildungsreise durch die kindliche Lebenswelt" mit der spannenden Frage "Brauchen Kinder Grenzen?"

Bericht: gsf/idw/Hochschule Harz

Eine der Kernfragen der Erziehung, nämlich ob Kinder Grenzen brauchen, beantwortete der renommierte Verhaltens- und Sozialwissenschaftler Dr. Jan-Uwe Rogge am Freitag, dem 9. April, im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Bildungsreise durch die kindliche Lebenswelt". Weiterlesen

Arno Gruen: Der Wahnsinn als Normalität

Gruen_Der_Wahnsinn_der_NormalitaetEine erhellende und leidenschaftliche Leseempfehlung für alle, die manchmal hilflos den reaktionären Rufern nach mehr Härte im Umgang mit Kinder und Jugendlichen gegenüberstehen
von Hans Grillenberger

Grenzen setzen! – In vielfältigen Variationen werden wir immer wieder und in letzter Zeit wieder häufiger in Bezug auf den Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit diesem Slogan konfrontiert. Das Buch „Warum unsere Kinder Tyrannen werden“ des Psychoanalytikers Winterhoff ist eine wortgewandte Bündelung all dieser Variationen. Es drückt die Ängste der Erwachsenen vor Kindern und Jugendlichen aus, die ungehemmt ihre „Triebe“ ausleben wollen und damit vermeintlich den Zusammenhalt der Gesellschaft bedrohen.Dem deutsch-schweizer Psychotherapeuten Arno Gruen ist zu danken, dass er bereits vor 20 Jahren mit seinem Bestseller „Der Wahnsinn der Normalität. Realismus als Krankheit.“ diese Weltsicht als eine Krankheit diagnostiziert. … weiter