Alles bewältigt? Eine „Erinnerungskultur“, die Deutschland dient

von Johannes Schillo

„Diktaturen im Blick“ schreibt die vom Deutschen Bundestag herausgegebene Wochenzeitung Das Parlament (Nr. 47-48, 2019) über das 2019 neu aufgelegte Bundesprogramm „Jugend erinnert“, das die „Wissensvermittlung über die NS-Terrorherrschaft und die SED-Diktatur in der jungen Generation“ stärken soll.

Es wird also, für jeden erkennbar, regierungsoffiziell eine Gleichsetzung der beiden „Diktaturen“ vorgenommen – damit in der Konsequenz auch eine Verharmlosung der nationalsozialistischen Ausrottungs- und Expansionspolitik –, die die Programmverantwortlichen, wenn sie darauf angesprochen werden, meist von sich weisen. Zu den Errungenschaften der deutschen „Erinnerungskultur“ hier einige Hinweise anlässlich aktueller Stellungnahmen. … weiter

Im Erinnern zusammenstehen

Bildungsreise anlässlich des Gedenktages der Opfer des Holocausts

Mitteilung: GEW Hauptvorstand

Die beiden größten Lehrergewerkschaften Deutschlands, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE), nahmen anlässlich des „Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocausts“ gemeinsam an einer Veranstaltung israelischer, polnischer und deutscher Bildungsgewerkschaften in Polen teil. Neben dem Austausch über die Erinnerungskultur in den beteiligten Ländern stand der Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, welches am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee befreit wurde, im Fokus der Reise. Weiterlesen

Studierende erstellen Audiowalk zur Erinnerung an Zwangsarbeiter in Gröpelingen

Mitteilung: Uni Bremen

Studierende der Universität Bremen haben die Geschichte des KZ-Außenlagers „Schützenhof“ in Gröpelingen erforscht. Aus Zeitzeugenaussagen und Archivmaterial haben sie einen Audiowalk für Smartphones entwickelt. Er erzählt die vergessenen Schicksale der Zwangsarbeiter, die täglich aus dem Barackenlager an der Bromberger Straße in die Werft der A.G. Weser getrieben wurden. Ein Netzwerk von Unterstützern hat den Studierenden bei ihrem Forschungsprojekt geholfen. Weiterlesen

„Schicksalsjahr 1938 – Zeitzeugnisse der deutsch-jüdischen Diaspora“

Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung / neues Online-Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung

Mitteilung: Bundeszentrale für politische Bildung

Die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb veröffentlicht in Kooperation mit dem Leo Baeck Institut New York | Berlin ein neues Online-Dossier über die persönlichen Geschichten von Zeitzeugen der deutsch-jüdischen Diaspora. Briefe, Tagebücher, offizielle Dokumente und Fotos geben einen Einblick in die bedrohlichen Lebensumstände der Betroffenen unter dem NS-Regime im Jahr 1938. Weiterlesen

Pflichtbesuche in KZ-Gedenkstätten?

Ein Kommentar von Günther Schmidt-Falck

Die Berliner SPD-Staatssekretärin Sawsan Chebli forderte Pflichtbesuche in KZ-Gedenkstätten. In der Bildzeitung vom 7.1.2018 sagte sie:
„Ich fände es sinnvoll, wenn jeder, der in diesem Land lebt, verpflichtet würde, mindestens einmal in seinem Leben eine KZ-Gedenkstätte besucht zu haben. Das gilt auch für jene, die neu zu uns gekommen sind. KZ-Besuche sollten zum Bestandteil von Integrationskursen werden.“ (http://www.bild.de/politik/inland/konzentrationslager/pflichtbesuch-fuer-fluechtlinge-54396060.bild.html#fromWall, letzter Zugriff: 23.1.2018) 

Jede/r, der schon mal unterrichtet hat, weiß, dass Pflichtbesuche wenig mit Bewusstseinsbildung zu tun haben. Rassistisches, antisemitisches und ausländerfeindliches Gedankengut bildet sich nicht zurück, nur weil ein/e Schüler_in gesehen hat, wie die Nazis Menschen ausgebeutet, umgebracht und gefoltert haben. Die Auseinandersetzung mit dem NS-System erfordert eine sensible Aufbereitung des Unterrichtsstoffes und ein empathisches Eingehen auf das individuelle Wissen der Schüler_innen und auf das vorhandene Bewusstsein. Andernfalls passiert genau das, was dann hinterher oft beklagt wird – die Lehrkraft wird mit der Abwehr der SchülerInnen konfrontiert: „Müssen wir uns damit beschäftigen…?“ „… das ist schon so lange her!“, „Es muss doch endlich mal Schluss damit sein …“ „Wann gehen wir wieder?“ „Langweilig!“ u.a.mehr. Zu oft kommen Lehrkräfte dann sogar noch in Erklärungsnöte und vermeiden in Zukunft einen Unterrichtsgang in eine Gedenkstätte. Weiterlesen

Das Erinnern wachhalten

Interview mit der Erziehungswissenschaftlerin Wiebke Hiemesch

Mitteilung: Uni Hildesheim

Zwangsarbeit weiblicher Häftlinge des KZ Ravensbrück

Aus der Forschung: Die junge Wissenschaftlerin Wiebke Hiemesch recherchiert und schreibt, damit Lebens- und Leidensgeschichten nicht vergessen werden. Sie dokumentiert in ihrer Forschung die Kindheit in nationalsozialistischen Zwangslagern und wie Kinder diese Zeit überlebt haben. … weiter

Quelle: www.uni-hildesheim.de
©Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1985-0417-15 / CC-BY-SA 3.0

Vom Blockwart zum Blogwart

von Stefan Oehm

keyboard-by_edar_pixabay_CC0„Blockwart“. Sagt Ihnen der Begriff noch etwas? Laut Wikipedia war er der Blockleiter der NSDAP, zuständig „für 40 bis 60 Haushalte (…) mit durchschnittlich rund 170 Personen“. Er hatte seine „arische Abstammung bis zum Jahre 1800 nachzuweisen“ und „war zu vorbildlichem Verhalten auch im Privatleben angehalten“.

Seinen Aufgabenbereich beschrieb das Hauptschulungsamt der NSDAP wie folgt: „Der Hoheitsträger muss sich um alles kümmern. Er muss alles erfahren. Er muss sich überall einschalten.“ Dazu gehörte insbesondere, dass er in seinem unmittelbaren Umfeld für die unbedingte und kompromisslose Durchsetzung der nationalsozialistischen Rassenpolitik verantwortlich zeichnete.

So hatte er unverzüglich „Judenfreunde“, also Volksschädlinge der übelsten Sorte, zu melden, listete jüdischen Besitz und jüdische Wohnungen auf und achtete mit heiligem Eifer darauf, dass alle Vorschriften, die für die jüdischen Untermenschen galten, von diesen auch aufs Genaueste befolgt wurden. … weiter

©Foto: edar, pixabay, CC0

Indoktrination im Nationalsozialismus wirkt bis heute

106449_web_R_by_Killerkeks_pixelio.deMitteilung: Universität Zürich

Die Indoktrination der Nationalsozialisten war höchst wirksam und hält lange an. Deutsche, die unter dem Nazi-Regime aufgewachsen sind, sind auch heute noch viel stärker antisemitisch als solche, die vor oder nach dieser Zeit geboren sind.

Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der Universität Zürich und der University of California, Los Angeles. … weiter

Quelle: Universität Zürich/idw-online.de
©Foto: killerkeks/pixelio.de

Tonbandmitschnitt des 1. Frankfurter Auschwitz-Prozesses

Auf der Seite des Fritz Bauer Instituts – Geschichte und Wirkung des Holocaust – kann man Transskriptionen (pdf-Dateien) und Audiomitschnitte des 1. Frankfurter Auschwitz-Prozesses downloaden.

Zu lesen bzw. hören sind Aussagen und Beiträge von Richtern, Zeugen, Angeklagten, Verteidigern und Anklagevertreter.

Für Geschichtslehrkräfte eine wahre Fundgrube. Da einige Audiodokumente auch als Textabschriften vorliegen, können sie im Unterricht – mit AAs versehen – gezielt bearbeiten werden.

unterrichtstipp 

   ► zur Downloadseite des Fritz Bauer Instituts

 

 

 

Ich habe Auschwitz überlebt

film.gifPlanet-Wissen stellte am 2.10.2013 einen Film mit Esther Bejarano als Podcast ins Netz. Im Film wird Esther Bejarano interviewt, Bild- und Filmausschnitte werden eingeblendet. Sehr gut im Geschichts-Unterricht einzusetzen! Ab Klasse 9 zu verwenden. Länge: knapp 60 Min.

Esther Bejarano ist Jüdin und gerade acht Jahre alt, als Adolf Hitler die Macht ergreift. Mit 16 kommt sie in ein Zwangsarbeitslager, mit 18 ins KZ nach Auschwitz. Nur wenige überlebten die Vernichtungslager. Bejarano ist eine von ihnen.
Quelle: podcast.wdr.de/planetwissen.xml

Übersichtsseite zum Film mit Möglichkeit zum Download

 

 

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