Von der Vaterlandsliebe zum Rassenhass

von Claudia Reuther

Im Auswege-Magazin wurde jüngst ein Erklärungsversuch zum Attentat in El Paso präsentiert, der die Tat als Ausfluss der normalen Vaterlandsliebe nimmt und sich damit natürlich in Widerspruch zu gängigen Erklärungen setzt, die die psychologischen Defekte des Täters betonen. Zwar hat im vorliegenden Fall, den die US-Behörden als „inländischen Terrorismus“ einstuften, die Öffentlichkeit, gerade auch in Deutschland, eine gewisse Verbindung zur Gedankenwelt des amtierenden US-Präsidenten entdeckt, doch letztlich soll es sich wieder um eine typische Tat „meist junger Männer“ handeln, die „fanatisiert oder irre oder beides zusammen“ sind (FAZ, 6.8.2019). Das ist aber genau die Frage, ob man hier die Persönlichkeits- oder Sozialpsychologie zu Rate ziehen, also die Perspektive der Psychologisierung wählen muss? … weiter


Hinweis: Der Text ist einerseits zur eigenen Auseinandersetzung mit Vaterlandsliebe, Rassenhass und Terrorismus geeignet. Andererseits eignet er sich auch sehr gut für den Einsatz im Unterricht der Sek I und Sek II ab Jahrgangsstufe 9. Die im Text zitierte Rede von Obama ist mit Arbeitsaufträgen versehen und kann sofort in Sozialkunde/politischer Bildung oder auch im Deutschunterricht eingesetzt werden.


Bild von StockSnap auf Pixabay

 

Von Amok bis Anarchismus – Zu Eisenbergs Sozialpsychologie

Eine Rezension von Frank Bernhardt

Seit 2010 schreibt der Sozialwissenschaftler und Publizist Götz Eisenberg, der lange als Gefängnispsychologe arbeitete, regelmäßig Kommentare, Rezensionen und Glossen für das Auswege-Magazin.

Jetzt ist der dritte Band seiner „Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus“ erschienen – eine Gelegenheit, die Thesen des Autors, der „in der Tradition der Kritischen Theorie und des antiautoritären Denkens der Neuen Linken“ steht (Wikipedia), aufzugreifen und zu diskutieren. … weiter


weitere Texte von Götz Eisenberg im Magazin-Auswege

Umgang mit Flucht nach Deutschland – notwendige politische Maßnahmen aus sozialpsychologischer Sicht

Mikrophon.gifMitteilung: Deutsche Gesellschaft für Psychologie

Prof. Dr. Ulrich Wagner, Sozialpsychologe an der Universität Marburg, im Interview mit der Deutschen Gesellschaft für Psychologie … lesen

 

brief.pngOffener Brief vom 15.09.2015 mit dem Titel:
Umgang mit Flucht nach Deutschland – notwendige politische Maßnahmen aus sozialpsychologischer Sicht

An die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland
An die Fraktionen im Bundestag
An die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten
An die Fraktionen in den Landtagen

gez. von Prof. Dr. Ulrich Wagner, Philipps-Universität Marburg et. al.

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
sehr geehrte Damen und Herren,

Umfragen zeigen, dass es gegenwärtig große Zustimmung dazu gibt, dass Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen werden und hier Schutz finden sollen. Die Unterstützung für Flüchtlinge aus der Bevölkerung ist beeindruckend. Es besteht allerdings die Gefahr, dass diese positive Haltung nicht stabil ist und dass zumindest Teile der Gesellschaft in Ablehnung, vielleicht sogar aktive Zurückweisung und Gewalt kippen. Dies hätte massive Auswirkungen auf die Flüchtlinge und den Zusammenhalt der Zivilgesellschaft in Deutschland und Europa. Aus sozialpsychologischer Perspektive sind einige Entwicklungen besorgniserregend, aber – bei entsprechendem Willen – auch vermeidbar. Wir sehen uns daher veranlasst, hierzu aus wissenschaftlicher Perspektive Stellung zu beziehen. … weiter

Den Brief lesen auf der Seite der Philipps Universität Marburg – inkl. aller Unterschriften – Stand: 16.2.2016

Von Grillen und Ameisen

water-291506_by_mjthomas_pixabay_CC0Sozialpsychologische Aspekte des Griechenland-Bashings und der Sparpolitik

von Götz Eisenberg

Wer hart arbeiten und sich ständig am Riemen reißen muss, droht zu einem Menschen des Ressentiments zu werden. Die Gewalt, die nötig war, um Menschen in Arbeitswesen zu verwandeln, wird in der Wut spürbar, mit welcher der arbeitende Mensch auf diejenigen reagiert, die es real oder vermeintlich besser haben. Es geht im Folgenden um die sozialpsychologischen Aspekte der Auseinandersetzung der Europäischen Union mit ihrem Außenseiter Griechenland und der dortigen Regierung. Was spielt sich unterhalb der Ebene der offiziellen Texte ab? Von welchen unbewussten psychischen Energien und emotionalen Kräften werden die Debatten angetrieben? … weiter


©Foto: mjthomas, pixabay.com, CC0


Alle Texte von Götz Eisenberg im GEWerkschaftsMAGAZIN

Zwischen Amok und Alzheimer: Zur Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus

Eisenberg_Amok_und_AlzheimerRezension zu Götz Eisenbergs neuem Buch

von Brigitte Pick

Götz Eisenberg hat ein sehr lesenswertes Buch – etwas eigenwillig strukturiert – geschrieben, das mit einem klaren Standpunkt aufwartet und ein Angebot zur Orientierung bietet. Er selbst nennt sein Buch „eine Collage von essayistischen Fragmenten, keinen in sich geschlossenen Text.“ (S.28) Das schließt Redundanzen ein.

Der Autor, der uns auch an seiner politischen Sozialisation Ende der 1960er teilhaben lässt, bekennt sich weiter als freischwebender Linker und ist nicht zum Wertekonservativen mutiert. „Die Erzeugung des Menschlichen ist das Kriterium von Emanzipation, weniger die abstrakte politische Entscheidung zwischen links und rechts.“ (S.129)

Er beschreibt an vielen Beispielen eine Gesellschaftsform, die zu zerbrechen scheint. Seine Beobachtungen aus dem Alltag, die man als bereichernd, nachvollziehbar und teilweise sehr komisch empfindet, untermauert er mit sozialpsychologischen Erklärungen. Man kann auf der Straße lernen, wenn man die Augen offen hält und die Sinne wach hält. Andere stellen sich taub und nennen ihre Gehörlosigkeit Realismus. … weiter

Krieg liegt in der Luft. Zur sozialpsychologischen Funktion des Feindes

Sozialpsychologische Anmerkungen von Götz Eisenberg

Klassengespaltene und krisengeschüttelte Gesellschaften bedürfen eines äußeren Feindes, um sich zu einen und ein großes Wir über den inneren Zerreißungen entstehen zu lassen. „Wer keinen Feind mehr hat, begegnet ihm im Spiegel“, hat Heiner Müller lakonisch bemerkt. Und wer will das schon?

Nach dem Untergang des Ostblocks war die Position des Feindes vakant. Spätestens seit dem 11. September 2001 hat diese Funktion „der islamistische Terror“ übernommen. … weiter


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  … und hier geht es zu den anderen Texten von Götz Eisenberg im Magazin Auswege

Die Vermessung der Innenwelt

von Götz Eisenberg

„Niemand ist berechtigt, sich mir gegenüber so zu benehmen, als kennte er mich.“
Robert Walser

„Jeder Mensch is ein Abgrund; es schwindelt einem, wenn man hinabsieht.“
Georg Büchner

Im Wartezimmer meines Zahnarztes blättere ich in der Zeitschrift stern (vom 13. Juni 2013) und stoße auf ein Interview mit der Hamburger Polizeipsychologin Claudia Brockmann. Sie hat gerade das Buch Warum Menschen töten: Eine Polizeipsychologin ermittelt herausgebracht. Seit dem Erfolg von Ferdinand von Schirachs Buch Verbrechen schreibt jeder, der beruflich mit Straftätern zu tun hat, ein Buch und versucht, von dem Verbrechens-Hype zu profitieren. Es ist ein eigenartiges Angst-Lust-Gemisch, das ihn befeuert, wie man neuerdings sagt. … weiter

Anm.: Der Text Die Vermessung der Innenwelt stammt aus Eisenbergs demnächst im Gießener Focus-Verlag erscheinenden neuen Buch Zwischen Amok und Alzheimer. Zur Sozialpsychologie des globalen Kapitalismus. Weiterlesen

Fußballpatriotismus, Amokläufe, Occupy – Brückners Thesen in neuem Licht!

Das Buch "Sozialpsychologie des Kapitalismus – heute. Zur Aktualität Peter Brückners" ist erschienen

Den gesellschaftlichen Gesamtzusammenhang von Ökonomie, Politik, Kultur, Sozialem und Psyche zu denken, war das Anliegen Peter Brückners. Fast vier Jahrzehnte nach Erscheinen seines Werkes Sozialpsychologie des Kapitalismus beschäftigt sich nun der vorliegende Band mit der Aktualität der damals von Brückner eröffneten Perspektiven.

Die Beiträge thematisieren aktuelle gesellschaftliche Konflikt- und Problemlagen aus Psychologie und Gesellschaftswissenschaften, aus den Bereichen Hochschul- und Wissenschaftsentwicklung, innerpsychologische Kontroversen, Gesundheitswesen und Psychotherapie, Armutsentwicklung, Segregation und Migration sowie Medien, Macht und Subjektivität.

Mit Beiträgen von Claudia Barth, Josef Berghold, Burkhard Bierhoff, Gernot Böhme, Klaus-Jürgen Bruder, Almuth Bruder-Bezzel, Markus Brunner, Gerd Dembowski, Uwe Findeisen, Christoph Jünke, Martin Kronauer, Juliko Lefelmann, Benjamin Lemke, Morus Markard, Bernd Nitzschke, Siegie Piwowar †, Eni Qirjako, Thomas Rudek, Dagmar Schediwy, Kerstin Sischka, Bernd Ternes, Tom David Uhlig, Klaus Weber, Timo K. Werkhofer und Sebastian Winter.

Über die Autoren:

Klaus-Jürgen Bruder, Prof. Dr. phil. habil., ist Psychoanalytiker, Professor für Psychologie und erster Vorsitzender der Neuen Gesellschaft für Psychologie.

Christoph Bialluch, Dr., Dipl.-Psych., unterrichtet Psychologie an Berliner Berufs-, Fach- und Hochschulen.

Benjamin Lemke, Dipl.-Psych., Politikwissenschaftler (B.A.), befindet sich derzeit in der Ausbildung zum Psychologischen Psy-
chotherapeuten in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie.

Sozialpsych_KapitalismusBuchdaten:
Klaus-Jürgen Bruder, Christoph Bialluch, Benjamin Lemke (Hg.)
Sozialpsychologie des Kapitalismus – heute. Zur Aktualität Peter Brückners
429 Seiten, Broschur, Preis Euro (D): 39,90
ISBN 978-3-8379-2226-4
Buchreihe: Forschung Psychosozial
bestellung(klammeraffe)psychosozial-verlag.de
www.psychosozial-verlag.de

 

 

Der Gefrierpunkt des Ich

Der losgelassene Markt zerstört das Einfühlungsvermögen

von Götz Eisenberg

gsf – Das Rattenrennen beginnt mit der Geburt, vielleicht sogar bereits davor, schreibt Götz Eisenberg. Wir sind der Hektik, der Unruhe, dem Konkurrenz- und Humankapitaldenken unserer Zeit, unserer Gesellschaft ausgeliefert. In uns macht sich die Jagd nach Erfolg, berührungslose Leere, bodenlose Angst und Gleichgültigkeit breit. Haben wir den Kontakt zur emotionalen Realität verloren?

Dieser und anderen Fragen geht der Autor in seinem Essay über den „Gefrierpunkt des Ich“ nach und untersucht die Wirkmechanismen der Gesellschaft, in der wir leben. … Ich will alles lesen

©Foto: SiepmannH / www.pixelio.de