„Stärker auf die Persönlichkeit von Tätern schauen“

Soziologe Yendell warnt nach Anschlag in Halle vor zu starker öffentlicher Fokussierung auf politische Dimension der Tat

Mitteilung: Universität Leipzig

Nach dem Anschlag in Halle/Saale warnt ein Experte der Universität Leipzig davor, die Ursachenforschung zu sehr auf die politische Dimension zu konzentrieren. Das beflügle potenzielle Nachahmer, da die Täter unbewusst als politische Freiheitskämpfer dargestellt würden, sagt Soziologe Dr. Alexander Yendell, der Mitglied des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung (KReDo) der Universität Leipzig ist.

Er plädiert dafür, stärker auch auf die psychologischen Hintergründe solcher Taten zu schauen und forscht selbst gerade intensiv an diesem Thema. … weiter

 


Quelle: www.uni-leipzig.de

 

Von der Vaterlandsliebe zum Rassenhass

von Claudia Reuther

Im Auswege-Magazin wurde jüngst ein Erklärungsversuch zum Attentat in El Paso präsentiert, der die Tat als Ausfluss der normalen Vaterlandsliebe nimmt und sich damit natürlich in Widerspruch zu gängigen Erklärungen setzt, die die psychologischen Defekte des Täters betonen. Zwar hat im vorliegenden Fall, den die US-Behörden als „inländischen Terrorismus“ einstuften, die Öffentlichkeit, gerade auch in Deutschland, eine gewisse Verbindung zur Gedankenwelt des amtierenden US-Präsidenten entdeckt, doch letztlich soll es sich wieder um eine typische Tat „meist junger Männer“ handeln, die „fanatisiert oder irre oder beides zusammen“ sind (FAZ, 6.8.2019). Das ist aber genau die Frage, ob man hier die Persönlichkeits- oder Sozialpsychologie zu Rate ziehen, also die Perspektive der Psychologisierung wählen muss? … weiter


Hinweis: Der Text ist einerseits zur eigenen Auseinandersetzung mit Vaterlandsliebe, Rassenhass und Terrorismus geeignet. Andererseits eignet er sich auch sehr gut für den Einsatz im Unterricht der Sek I und Sek II ab Jahrgangsstufe 9. Die im Text zitierte Rede von Obama ist mit Arbeitsaufträgen versehen und kann sofort in Sozialkunde/politischer Bildung oder auch im Deutschunterricht eingesetzt werden.


Bild von StockSnap auf Pixabay

 

Die Wahrheit über Anschläge zurechtgebogen?

FernUni-Forschende belegen in einer psychologischen Studie: Der Mensch bildet sich verzerrte Urteile über Gewalttaten, um die Integrität seiner eigenen sozialen Gruppe zu wahren.

Mitteilung: FernUniversität in Hagen

Die Motive für Anschläge sind vielfältig. Manche Menschen leiden an schweren seelischen Erkrankungen, die sich in Gewalttaten Bahn brechen. Ihre Attacken sind affektiv und keine gezielten Terrorakte. Andere indes sind religiös oder politisch motiviert und töten planvoll. Oft decken Ermittelnde erst nach Tagen auf, was die wahren Hintergründe eines Angriffs sind. Derweil haben sich in der Öffentlichkeit jedoch längst verschiedene Urteile über das vermeintliche Täterprofil herausgebildet.

Wie subjektiv verzerrt diese Einschätzungen sind, zeigt eine internationale psychologische Studie, an der zwei Forschende der FernUniversität in Hagen beteiligt waren: Dr. Birte Siem ist in den Lehrgebieten Sozialpsychologie (Prof. Dr. Stefan Stürmer) und Community Psychology (Prof. Dr. Anette Rohmann) tätig; Dr. Agostino Mazziotta arbeitete noch als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrgebiet Community Psychology an der Studie mit. … weiter


Quelle: www.fernuni-hagen.de

Von harmlosen Predigten bis zum tödlichen Anschlag – Untersuchungen zur salafistischen Jugendszene

Studie: Universität Osnabrück

Ein selbst gebastelter Islam in einer WhatsApp-Gruppe hat junge Menschen systematisch radikalisiert.

Eine Forschungsgruppe der Universitäten Osnabrück und Bielefeld hat das vollständige Chatprotokoll einer djihadistischen Gruppe analysiert und nun veröffentlicht. Die Studie ist eine der ersten empirischen Untersuchungen zur djihadistischen Jugendszene in Deutschland. … weiter

Quelle: Uni Osnabrück | idw-online.de

Was heißt Islamismus?

Neue Erklärfilme der Bundeszentrale für politische Bildung online

Mitteilung: Bundeszentrale für politische Bildung

Seit dem 11. September 2001 hat ein Wort Hochkonjunktur: Islamismus. Aber was genau versteht man unter Islamismus? Wie und warum radikalisieren sich Jugendliche? Und was kann man dagegen tun?

Mit einer neuen Reihe von Erklärfilmen bietet die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb einen audiovisuellen Einstieg in das komplexe Thema Islamismus. Wissenschaftler, Intellektuelle und andere Experten äußern sich in vier Filmen zur Gefahr, die von Islamisten ausgeht, zu Prävention, Deradikalisierung und dem Verhältnis von Islam und Gewalt. Verhandelt wird auch die Frage, wie sich Freiheit und Sicherheit in Zeiten terroristischer Bedrohung zueinander verhalten. Weiterlesen

Sozialpsychologe Immo Fritsche zur Angst nach dem Anschlag von Berlin

Mitteilung: Uni Leipzig

Nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt, bei dem am Montagabend 12 Menschen starben, wächst die Verunsicherung in der Bevölkerung. Welche Folgen könnte das Attentat für das soziale Verhalten der Deutschen haben? Wie sollten sie mit ihrer Angst umgehen? – Immo Fritsche, Professor für Sozialpsychologie an der Universität Leipzig, gibt Antworten auf diese Fragen. … weiter

Quelle: www.uni-leipzig.de

Fundamentalisten allüberall auf den Tannenspitzen

Eine Rezension von Hasso Rosenthal zum Buch von
Claus Leggewie: “Anti-Europäer: Breivik, Dugin, al-Suri & Co.”leggewie_anti-europaeer

Leggewie warnt vor den Feinden der Demokratie und der europäischen Idee. Er sieht „den Kern des westlichen Versprechens auf Freiheit und Gleichheit“ in Gefahr. Es müsse der Kampf gegen die Herausforderungen durch Rechtsextremismus und Islamismus aufgenommen werden, sonst sei er verloren. Die selbsterklärten Gegner der Aufklärung und des freiheitlichen Denkens versuchten die Deutungshoheit in den demokratischen Gesellschaften zu erobern. … weiter

Schwuler Selbsthass als Quelle von Gewalt – Anmerkungen zum Massaker von Orlando

von Götz Eisenberg

pride-by_nacydowd_pixabay_CC0Als sich die Nachricht vom Massaker in Orlando verbreitete, schnappten sofort die üblichen Reflexe ein: Hinter dieser Bluttat konnte nur der IS stecken, da waren sich alle einig. Die eilfertigen Motivforscher waren nicht weit von jener Satire entfernt, in der eine Reporterin auf die Frage nach der Ursache eines gerade eingetreten Unglücks sagt: „Al Qaida. Alles andere wäre zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation.“

Wenig später ruderten die Ermittler zurück und ließen verlautbaren, dass Omar M. diese Fährte durch einen Telefonanruf, in dem er sich zum IS bekannte, zwar selbst gelegt hatte, wohl aber nicht im direkten Auftrag des IS gehandelt habe und auch nicht Mitglied eines terroristischen Netzwerks sei. Was aber könnte dann das Motiv einer derartigen Tat sein? … weiter

©Foto: nancydowd, pixabay, Lizenz: CC0 Weiterlesen

Zum Verhältnis von Angst und Demokratie

von Götz Eisenberg

„Aus dem Sumpf des Unbewussten blubbert
wie stinkende schweflige Lava der über viele Jahre
im Zaum gehaltene Antisemitismus wieder hoch. …
Meine Prophezeiung vor Jahrzehnten,
dass die dritte Generation
das Nazitum zurückbringen wird.“
(Imre Kertész)

Die Landtagswahlen vom 13. März 2016 haben uns vor Augen geführt, wie groß das rechtsextreme und antidemokratische Wählerpotenzial in Deutschland ist.

Von anderer Seite und aus anderen Motiven gehen die sogenannten Terroristen gegen die westliche Lebensform vor. In Gefahr gerät die Demokratie aber auch durch die panischen Gegenreaktionen des Staates, der in Namen der Terrorbekämpfung bereit ist, wesentliche Bestandteile des demokratischen Rechtsstaates auf dem Altar der Sicherheit zu opfern. … weiter Weiterlesen

Respekt verhindert Radikalisierung

Mitteilung: Jacobs University Bremen

Eine kleine Zahl von Immigranten wendet sich gegen die westliche Gesellschaft, in der sie leben. Wie kann es sein, dass es junge Menschen gibt, die etwa im demokratischen Frankreich oder Belgien aufgewachsen, oft sogar geboren sind, sich dann aber als Kämpfer am „Dschihad“, dem so genannten Heiligen Krieg beteiligen, Attentate planen und ausführen? Welche Faktoren führen dazu, dass diese Menschen zu Terroristen werden?

Eine Befragungsstudie unter Beteiligung der Jacobs University aus Bremen hat jüngst die psychologischen Prozesse untersucht, die einer Radikalisierung vorausgehen. … weiter

Quelle: Jacobs University Bremen / idw-online.de