Zum Problem des Rechtsdralls oder wie Normalität bedrohlich wird

von Brigitte Pick → 

Noch im 20. Jahrhundert schienen die Sozialdemokraten, Sozialisten und Gewerkschaften die Interessen der Arbeiter zu vertreten. Die Schere zwischen arm und reich war nicht so gewaltig wie heute. Auch diese Schichten konnten sich ihr Häuschen bauen, ihre Familie versorgen, vielleicht auch in den Urlaub fahren, sich ein Auto leisten, Schule und Bildung waren kostenfrei. Mit dem Hauptschulabschluss bekam man durchaus eine Lehre. Das galt für die 1950-1970er Jahre. …

„Die politischen Ursachen des Leids der Verlierer wird seit Jahrzehnten im neoliberalen Geist als ein individuelles Problem verkauft“, schreibt Brigitte Pick, und sie beleuchtet damit eine der Ursachen des „Rechtsdralls“ bei uns. Eine ernüchternde, aber auch aufklärende Bilanz. Wer die Gefahren und ihre Hintergründe nicht kennt, wird die Bedrohung der „Normalität“ noch existentieller empfinden. Unbedingt lesen!

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©Foto: PeteLinforth, pixabay, CC0


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„Wer faul ist, muss bestraft werden“

Am 13.12.2016 erschien in der taz ein Interview mit dem Soziologen Hans-Albert Wulf über „Müßiggänger und Arbeitsscheue“ und über das Nichtstun und die gesellschaftliche Ächtung von „faulen Arbeitslosen“, Hartz-IV-Empfängern und der Geschichte der Demütigung der Unterschicht. Lesenwert! Mit einer dicken Empfehlung für die Bearbeitung des Textes im Unterricht.

„Wer faul ist, muss bestraft werden“
Interview: Sonja Vogel

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Unterrichtsmaterial: Im Einsatz mit „ärzte ohne grenzen“

Rezension von Günther Schmidt-Falck

aerzteohnegrenzen-schuelerbroschuereDie Hilfsorganisation ärzte ohne grenzen e. V. stellt auf ihrer Seite umfangreiches Unterrichtsmaterial aus ihren Arbeitsbereichen für den Einsatz in 5. und 6. Klassen bereit.

Ziele:
Im Vorspann des Begleitheftes für SchülerInnen heißt es dazu:
„Es ist uns von ärzte ohne grenzen sehr wichtig, bereits Kinder mit dem komplexen Thema humanitäre Hilfe und der Arbeit von ärzte ohne grenzen vertraut zu machen. Kinder bekommen humanitäre Krisen in ärmeren Ländern nicht zuletzt durch die Medien mit und bleiben oft mit einem Ohnmachtsgefühl zurück.
Durch dieses Medienpaket möchten wir aufzeigen, wie konkret geholfen werden kann. Unser Ziel ist, dass bereits Kinder lernen, „über den Tellerrand zu blicken“. Wir möchten Solidarität mit Menschen wecken, denen es weniger gut geht. Denn wir sind überzeugt: Hilfe beginnt im Kopf. Die Materialien sind für globales Lernen und politische Bildung geeignet.“

Einsatz:
Ab 5./6. Klasse in Gemeinschaftskunde, politische Bildung, Erdkunde, Sozialkunde, Religion, Ethik. Auch für Jugendliche in weiten Teilen geeignet.

Das Lernmaterial:
Mit dabei sind eine DVD, ein SchülerInnenbegleitheft  und LehrerInnenmaterial mit did.-meth. Hinweisen. Für die Bearbeitung durch die SchülerInnen gibt es Arbeitsblätter, z.B.

  • ein Quiz (umfasst große Teile des Lernstoffes)
  • Arbeitsaufträge für Gruppenarbeiten (Bezug zu den Übungen)
  • Übungen: Medizinische Hilfe und Öffentlichkeitsarbeit (z.B. ein Experiment zum Filtern von Wasser, Impfaktionen, Mangelernährung, medizinische Hilfen, Plakatentwurf usw.)

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Das Leben in Containern nimmt weltweit zu

Die Folgen der neoliberalen Politik auf dem Wohnungsmarkt

von Brigitte Pick

wildwood-392754_by_tpsdave_pixabay_CC0Zu jedem Jahresbeginn legt der Paritätische Gesamtverband den aktuellen Bericht zur regionalen Armutsentwicklung vor. „Während in neun Bundesländern die Armutsquoten 2014 gesunken seien, belegt der Bericht einen Anstieg der Armut in den bevölkerungsreichen Bundesländern Bayern und Nordrhein-Westfalen. Hauptrisikogruppen seien Alleinerziehende und Erwerbslose sowie Rentnerinnen und Rentner, deren Armutsquote rasant gestiegen sei und erstmals über dem Durchschnitt liege.

Die Herausgeber sehen daher auch keinerlei Anlass zur Entwarnung und fordern von der Bundesregierung einen sozial- und steuerpolitischen Kurswechsel, um dringend notwendige Maßnahmen zur Armutsbekämpfung auf den Weg zu bringen. Das gute Wirtschaftsjahr 2014 habe zu keinem nennenswerten Rückgang der Armutsquote in Deutschland geführt. Die Armut verharre mit 15,4 Prozent auf hohem Niveau, so der Berich. “Das Ruhrgebiet bleibe mit Blick auf Bevölkerungsdichte und Trend die armutspolitische Problemregion Nummer Eins in Deutschland.“(1) … den ganzen Aufsatz lesen

(1) http://www.der-paritaetische.de/armutsbericht/pressekonferenz-2302/ vom 23.2.2016
©Foto: by tpsdave, pixabay.com, CC0


logo-text-file Weitere Aufsätze von Brigitte Pick:

Die hilflose Flüchtlingshilfe und –politik

Armut als Webfehler des Kapitalismus: Krieg den Hütten, Frieden den Palästen!

 

Nicht die Ungleichheit ist das Neue, sondern die Unsicherheit

Mitteilung: Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI)

Die Oxfam-Studie „An economy for the 1%“ hat auch in Deutschland eine neue Debatte um die Verteilung von Reichtum ausgelöst. Ihre Ergebnisse lassen sich aber nicht eins zu eins auf die hiesige, aktuelle Lage übertragen.

Der dritte Bericht zur sozioökonomischen Entwicklung in Deutschland (soeb 3) zeigt, dass die Ungleichheit seit den 1980er-Jahren deutlich zugenommen hat, aber dass sich für den Moment dieser langjährige Trend in Deutschland abschwächt.

Von neuer, besorgniserregender Qualität sind aus Sicht des Forschungsverbunds jedoch makroökonomische Unsicherheiten, die hinter der relativ guten konjunkturellen Lage verdeckt sind und in der Öffentlichkeit zu wenig wahrgenommen werden. … weiter

Quelle:Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V. /idw-online.de

Schere zwischen Arm und Reich spiegelt sich im Gesundheitszustand von Heranwachsenden wider

Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. berichtete:

Weltweit haben sich die Unterschiede bei Heranwachsenden sowohl in Bezug auf ihre körperliche als auch auf ihre seelische Gesundheit zwischen 2002 und 2010 vergrößert. Dies sei laut einem in „The Lancet“ veröffentlicht Bericht auf den zunehmenden Gegensatz zwischen Arm und Reich zurückzuführen.
Die Studie stellte außerdem fest, dass Heranwachsende in den ärmsten sozialen Schichten häufiger unter einer schlechten Gesundheit leiden, weniger körperlich aktiv sind und einen höheren Body Mass Index besitzen als Jugendliche aus soziökonomisch besser gestellten Schichten. Den ganzen Bericht lesen

„Je suis Charlie“ und die Kratzer, die es erhält

von Brigitte Pick

Man gibt sich stark und einheitlich nach dem grausamen Attentat in Paris am 7. Bis 9. Januar 2015 mit 17 Toten, probt den Schulterschluss mit gestellten Bildern, die führende Politiker aus aller Welt an einer Seite zeigen, untergehakt als eine Front im Stil der 1968er, Hollande neben Merkel, Netanjahu nicht weit entfernt von Abbas usw. Es gaukelt vor, die Politiker seien mit den 1,5 Millionen Franzosen durch Paris gezogen.

Eine Luftaufnahme enthüllt den Schwindel. Es wurde ein künstlicher Block in einer Nebenstraße gebildet, die Riege lief lediglich 250 Meter, aus Sicherheitsgründen. Die Symbolik für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ist inszeniert, Wasser auf die Mühlen der Staatsverdrossenen, die sich u.a. in der Bewegung „Pegida“ zeigen. … weiter

Armut als Webfehler des Kapitalismus: Krieg den Hütten, Frieden den Palästen!

von Brigitte Pick

Volker Braun schrieb nach der Kehre 1989 den berühmten Vers unter dem Titel „Das Eigentum“ in Umkehrung des von Georg Büchner 1834 verfassten Losung an das Landvolk im Hessischen Landboten: Friede den Hütten, Krieg den Palästen. „Da bin ich noch: mein Land geht in den Westen. Krieg den Hütten, Friede den Palästen.“

1972 war ich für einige Wochen in den USA, auf dem Land nahe bei Chicago. Viele Eindrücke von damals habe ich bis heute nicht vergessen und hielt sie viele Jahre bei uns nie für vorstellbar. Die Zeit lehrte mich anderes. Einige Eindrücke will ich ungefiltert wiedergeben. In den Stadtvierteln der Schwarzen in Chicago türmte sich der Müll. Die private Müllentsorgung war privat, die Bewohner konnten sie nicht bezahlen, also blieb der Müll liegen.

Die Lehrer waren alle in den Sommerferien in den Schulen anzutreffen, sie erledigten Nebenjobs, um sich Geld zu verdienen, denn die Ferien wurden nicht bezahlt. Heute haben wir Aushilfslehrer, denen es ähnlich geht. … weiter


… und hier geht es zu Brigitte Picks weiteren Aufsätzen im Magazin Auswege

Vielen Deutschen mangelt es an Zeit

Alleinerziehende und Selbstständige sind besonders oft betroffen

Mitteilung: Leuphana Universität Lüneburg

Vielen Menschen in Deutschland fehlt es an Zeit. Das zeigt eine Studie der Leuphana Universität Lüneburg, die in der Fachzeitschrift „Journal of Economic Inequality“ erschien.

Die Forscher zeigen darin, dass zu wenig Zeit die Lebenszufriedenheit ähnlich beeinträchtigt wie zu wenig Geld. Sie schlagen daher einen neuen Armutsbegriff vor, der auch den Mangel an Freizeit berücksichtigt. Nach dieser Definition liegt in Deutschland jeder achte Erwerbstätige unter der Armutsgrenze. Bei Alleinerziehenden ist jeder Fünfte betroffen, bei Selbstständigen sogar jeder Dritte. … weiter

Quelle: Leuphana Uni Lünebrug/idw-online.de

Vom ewigen Schulkampf

Freiheit mit Nebenwirkungen

von Brigitte Pick

Die Auswege-Autorin zieht eine Art Bilanz:

Demokratie hat es in der Schule noch nie gegeben.

Es geht darum, Menschen gefügig zu machen.

Lehrer vergeben sehr häufig je nach Schichtzugehörigkeit der Schüler bei gleicher Leistung ungleiche Noten.

Die Jugendlichen beklagen autoritäres und extrem dirigistisches Lehrerverhalten …

Für Aufstiegsbewusste ist allein das Gymnasium die Schulform der Zukunft und der Chancen.

Man lernt um des Lernens und der Zensuren willen.

Viele Lehrerstellen sind nicht besetzt, Lehrer sind gar seit Monaten dauerkrank.

Die heutige Lehrergeneration ist noch weniger auf den Schulalltag vorbereitet als wir es je waren.

Dem ist nichts hinzuzufügen. Lesen ist angesagt!

 

Weitere Aufsätze von Brigitte Pick im Magazin AUSWEGE über die Schule und das, was in ihr vorgeht!

 

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